Neu-Ulmer Zeitung

Keine Lust mehr auf Ersatzbank

- VON STEPHAN SCHÖTTL

Basketball Sindarius Thornwell bekam in der US-Profiliga NBA nur noch wenig Einsatzzei­ten, deshalb wechselte er nach Ulm. Am Freitagabe­nd geht’s für ihn mit dem Team nach Gießen.

Ulm Der Mensch klammert sich für gewöhnlich an Erinnerung­en. Das Bindeglied zwischen Erlebtem in der Vergangenh­eit und Möglichkei­ten für die Zukunft. Meistens sind es freilich positive Ereignisse. Die Basketball­er von Ratiopharm Ulm denken beispielsw­eise gerne an das letzte Auswärtssp­iel bei den Jobstairs Gießen 46ers zurück. Vor fast genau einem Jahr gewannen sie in Mittelhess­en locker mit 106:81 – und verabschie­deten sich damals, Ende November 2020, ziemlich entspannt in die Länderspie­lpause. Die Geschichte soll sich in diesem Fall gerne wiederhole­n. Mit dem kleinen Unterschie­d, dass die Partie am Freitagabe­nd (20.30 Uhr) in Gießen dieses Mal nicht das letzte Spiel vor der Länderspie­lpause, sondern das erste danach ist.

Für Gießen kam die Unterbrech­ung der Bundesliga-Saison zwecks WM-Qualifikat­ion irgendwie unpassend. Der Tabellen-13. hat vor zwei Wochen einen 75:72-Sieg in Oldenburg gefeiert. Entspreche­nd gut ist die Laune bei den Gastgebern. Für Trainer Pete Strobl ist die Rollenvert­eilung aber klar, auch wenn die Ulmer bislang lediglich zwei Punkte mehr gesammelt haben. Er sagt: „Ulm ist ein äußerst talentiert­es Team mit zahlreiche­n Nationalsp­ielern und ehemaligen NBA-Spielern. Dieses Spiel wird eine große Herausford­erung für uns, da wir einfach nicht die gleichen finanziell­en Mittel haben, um solch einen Kader zu präsentier­en.“

Eine dieser Ex-NBA-Profis ist der jüngste Ratiopharm-Neuzugang Sindarius Thornwell. Der 26-Jährige wurde als Ersatz für Christoph

Philipps verpflicht­et, der mit einer Schulterve­rletzung noch einige Monate ausfallen wird. Und er fügte sich gleich prima ein, als zweitbeste­r Ulmer Scorer im Heimspiel gegen Alba Berlin. Das scheint wenig überrasche­nd. Denn Thornwell hat in seiner Laufbahn immerhin 160 Spiele in der NBA absolviert. Zuletzt trug er das Trikot der Orlando Magic. Einsatzzei­ten waren zum Schluss allerdings rar. Thornwell sagt: „Ich bin nach Ulm gekommen, um wieder mehr zu spielen. Ich hätte auch in der NBA bleiben und mich dort weiterhin von Team zu Team arbeiten können. Aber es war jetzt für mich an der Zeit, mehr Verantwort­ung zu tragen und einer Mannschaft wirklich zu helfen. Ich hatte es ehrlich gesagt satt, hauptsächl­ich von der Bank anzufeuern.“

Ulm und Thornwell, das klingt ein bisschen nach Liebe auf den ersten Blick. „Bis auf den Nebel“, meint er grinsend. Mitspieler Jaron Blossomgam­e hatte ihm schon vor der Entscheidu­ng für den Wechsel nach Europa Fotos und Videos aus der Stadt, vom Orange-Campus und der Ratiopharm-Arena geschickt. Thornwell schwärmt: „Ich kenne wenige Trainingss­tätten in der NBA, die einfach mal drei Basketball­felder und so viele Möglichkei­ten bieten wie der Campus in NeuUlm.“In der Länderspie­lpause hat er viel Zeit am Campus verbracht und intensive Trainingse­inheiten absolviert. Der 26-Jährige sagt: „Ich möchte mich einfach stetig verbessern und weiter zu einem kompletten Spieler reifen.“Zuletzt hat er auch mit anderen Bällen geworfen. Mit Schneebäll­en. Thornwell: „Ja, der erste Schnee war cool. Wir hatten eine Menge Spaß.“

 ?? Foto: Horst Hörger ?? Sindarius Thornwell (am Ball) trifft mit Ratiopharm Ulm schon am Freitagabe­nd auf die Gießen 46ers.
Foto: Horst Hörger Sindarius Thornwell (am Ball) trifft mit Ratiopharm Ulm schon am Freitagabe­nd auf die Gießen 46ers.

Newspapers in German

Newspapers from Germany