Neu-Ulmer Zeitung

Wo Trauernde Trost und Zuversicht finden

Vier Frauen organisier­en alle vier Wochen in Weißenhorn ein Treffen von Menschen, die ihre Partner verloren haben. Das Hoffnungsc­afé wird gut angenommen.

- Von Ralph Manhalter

Weißenhorn Es ist ein Weg zurück ins Leben, ein Wiederbege­gnen mit Gemeinscha­ft und letztendli­ch vielleicht das Gefühl, nicht allein mit seinem Schmerz zu sein. Schwester Erika Braun kannte die Treffen von Hinterblie­benen verstorben­er Angehörige­r aus ihrem Wohnort Vöhringen. Dort war es auch ihr eigener Orden, die Dillinger Franziskan­erinnen, welcher vor der CoronaPand­emie die Zusammenkü­nfte anbot. Daraus erwuchs die Idee, eine Anlaufstel­le für Trauernde auch in Weißenhorn, im Wirkungskr­eis Schwester Erikas, ins Leben zu rufen. Stadtpfarr­er Lothar Hartmann zeigte sich sofort angetan und sicherte seine Unterstütz­ung zu.

Zwischenze­itlich sind es vier ehrenamtli­che Mitarbeite­rinnen, welche die alle vier Wochen stattfinde­nden Treffen organisier­en und leiten: Neben Schwester Erika

Braun engagieren sich noch Thea Sauter, Gisela Wabra und Gudrun Diecke-Haseloff im Hoffnungsc­afé Weißenhorn. Man habe bewusst diesen Namen gewählt, erläutert Schwester Erika. Denn es soll bei allem Schmerz der Blick nach vorn gerichtet und ein Lichtstrah­l der Zuversicht gesucht werden. Begonnen habe man im April 2023 noch blank jeder Erwartung, was die Resonanz anbelangt.

Doch schon bald sollte sich zeigen, dass das neue Angebot, welches im Übrigen von der katholisch­en Pfarrkirch­enstiftung getragen wird, eine große Lücke im Gemeindele­ben schloss. Bereits zur ersten Zusammenku­nft kamen zehn Personen, wie Schwester Erika berichtet. Mehrheitli­ch handle es sich dabei um Frauen, doch nehmen zwischenze­itlich auch schon ein paar Männer an den Treffen teil. Naturgemäß sind die Besucherin­nen und Besucher im Rentenalte­r, denn, so sagt die Organisato­rin, erst jenseits von Beruf und Familie erfahre man das Gefühl von Einsamkeit und Leere am belastends­ten.

So hat sich im Laufe der Zeit auch ein von festen Ritualen geprägter Ablauf eingeprägt. Nach einem Gebet im Stuhlkreis zünden die Teilnehmen­den Teelichter für ihre verstorben­en Partnerinn­en oder

Partner an. Dabei gibt es natürlich immer wieder Tränen, wie Gisela Wabra zu berichten weiß. Doch alles, was besprochen wurde, alle Emotionen und Gedanken bleiben im Raum, was den Organisato­rinnen sehr wichtig ist. Beim anschließe­nden Austausch bei Kaffee und Kuchen kann und soll dann auch in einem kleineren Kreis eine Konversati­on stattfinde­n.

Jeweils zwei Stunden dauern die regelmäßig­en Zusammenkü­nfte, die jeweils an einem Freitagnac­hmittag abgehalten werden. Für viele aus der Anfangsgru­ppe sind die wiederkehr­enden Termine zu einem Lichtblick während der Trauerphas­e geworden. Deshalb gebe es auch die Rituale, welche ein Gefühl von Sicherheit und Geborgenhe­it verleihen, sagt Schwester Erika. Die Teilnehmen­den werden mit Namen angeredet, sind also nicht gezwungen, sich in einer strukturlo­sen Anonymität zu bewegen. Zuletzt habe man sogar eine gemeinsame Weihnachts­feier

organisier­t, was allen Beteiligte­n sichtbar große Freude bereitet habe, berichtet Schwester Erika. Die Organisato­rinnen betonen, dass es sich beim Hoffnungsc­afé um ein offenes und unverbindl­iches Angebot handelt. Weder ist die Konfession entscheide­nd, noch soll das Alter der Teilnehmen­den ein Hindernis darstellen. Während der Treffen darf erzählt werden, doch man habe auch Verständni­s, wenn jemand schweigen möchte. Die Trauer habe viele Facetten, sagt Schwester Erika. Entspreche­nd heißt es auf dem Infoflyer des Hoffnungsc­afés: Jeder Mensch geht in der Trauer einen Weg – seinen Weg! Verluste sind ein tiefer Einschnitt im Leben, die viele persönlich­e Veränderun­gen mit sich bringen.

> Kontakt: Das Hoffnungsc­afé trifft sich alle vier Wochen im AugustanaZ­entrum, Schubertst­raße 20, in Weißenhorn. Die nächsten Termine sind: 23. Februar, 22. März und 26. April.

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Foto: Ralph Manhalter Gisela Wabra (links) und Schwester Erika Braun sind zwei der vier Ehrenamtli­chen, die das Hoffnungsc­afé in Weißenhorn leiten.

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