Woher kommt der Gehirnnebel bei Long Covid?
Wissenschaftler machen Ursache aus
Dublin/München Mediziner haben eine Ursache für den sogenannten Gehirnnebel bei Long Covid-Patienten gefunden. Post oder Long Covid bezeichnet längerfristige, gesundheitliche Beeinträchtigungen im Anschluss an eine Coronainfektion, die über die akute Krankheitsphase von vier Wochen hinaus vorliegen. Demnach verursacht die Virusinfektion eine Störung des Blutversorgungssystems im Gehirn. Die Blutgefäße werden durchlässiger und können das Gehirn schlechter von Krankheitserregern, Giften und anderen Substanzen im Blut abschirmen, berichtet eine irische Forschergruppe. „Zum ersten Mal konnten wir zeigen, dass undichte Blutgefäße im menschlichen Gehirn zusammen mit einem hyperaktiven Immunsystem die Hauptursache für Gehirnnebel im Zusammenhang mit Long Covid sein können“, hieß es.
Die Forscher hatten die auch als Brain Fog bekannte Form der Bewusstseinstrübung untersucht – durch die Analyse von Blutproben von 76 Covid-Patienten. Sie fanden erhöhte Werte des Proteins S100-Beta, das unter anderem ein Marker für eine gestörte BlutHirn-Schranke ist. Als Blut-HirnSchranke wird die Grenze zwischen Blutstrom und Zentralnervensystem bezeichnet. Durch spezielle Zellen, die der Gefäßwand außen anliegen, können nur bestimmte Stoffe ins Gehirn übertreten. Dadurch wird das Hirn vor schädlichen Stoffen und Krankheitserregern geschützt. Wenn die Blut-Hirn-Schranke gestört ist, gelangen Substanzen ins Gehirn, die sonst abgeschirmt werden. Den genauen Vorgang der Schädigung konnten die Forscher aber noch nicht aufklären.
In Bayern sind laut einem vom bayerischen Gesundheitsministerium geförderten Projekt überproportional häufig 18- bis 45-jährige Frauen von Long Covid betroffen. Schätzungen zufolge sollen etwa 10 Prozent der Erkrankten mit Corona Langzeitfolgen zu kämpfen haben. Die Versorgung von Menschen mit Long Covid sei nach wie vor eine Herausforderung, betonte Bayerns Gesundheitsministerin Judith Gerlach. (dpa)