Zeitplan für Glasfaser-Ausbau bleibt vage
Während in Nersingen eine Grundsatzfrage noch beantwortet werden muss, scheinen aktuelle Anfragen auf einen baldigen Ausbau in Illertissen hinzudeuten. Ist es wirklich so?
Illertissen Dem ersten Anschein nach ist es eine Rolle rückwärts in Illertissen – aber nur dem ersten Anschein nach. Gut eine Woche nach der Nachricht an die Kundinnen und Kunden, der Leitungsausbau in Illertissen werde mit offenen Folgen geprüft, hat sich das Unternehmen Deutsche Glasfaser an die Stadt gewandt. „Wir haben eine Reihe von Anträgen zur Straßenöffnung bekommen“, berichtet Bürgermeister Jürgen Eisen. Dass der Ausbau nun doch zeitnah beginnt, bedeutet das aber nicht. Andernorts bleibt sogar eine Grundsatzfrage bis auf Weiteres unbeantwortet.
Eisen kündigt Gespräche mit dem Unternehmen an: „Wir wollen keine tausend Baustellen, es sollen nicht alle Straßen gleichzeitig aufgerissen werden.“Man wolle einen Zeitplan erarbeiten, welcher Abschnitt, wann an der Reihe ist. Eigentlich hätten die Arbeiten bereits vor dem Jahreswechsel beginnen sollen, doch da fehlten offenbar die Baufirmen. Eisen macht deutlich, dass nicht jedes Bauunternehmen infrage komme. Es sei wichtig, dass Straßen und Gehwege danach im gleichen Zustand sind wie zuvor. „Wir lassen nicht jeden in Illertissen arbeiten, das haben wir auch von Anfang an so gesagt“, so Eisen. Doch nach Unternehmensangaben bedeuten die Bauanträge nicht, dass sich die befürchtete Verzögerung erledigt hat.
„Wir arbeiten mit zwei Arten von Generalunternehmern zusammen“, erklärt Nora Lippelt, Sprecherin von Deutsche Glasfaser. Die einen seien für das Backbone-Netz zuständig, also für die Überlandleitungen, die Regionen „lichtfähig“machen sollen, wie es in der Fachsprache heißt. Die anderen Generalunternehmer schließen die Haushalte in den einzelnen Orten ans Netz an. „Bei den aktuellen Anträgen geht es um die Trasse zum Ort hin“, sagt Lippelt. Man schaffe also die Voraussetzung dafür, die Stadt ans Glasfasernetz zu bringen. „Unsere Absicht ist da, wir sind auf jeden Fall dran“, betont die Sprecherin. Deswegen habe man ja auch den Kooperationsvertrag geschlossen. Aber am aktuellen Status, dass das Projekt in Illertissen geprüft werde, ändere sich aber nichts. „Wir wissen, dass das kein guter Zustand ist“, räumt Lippelt ein. Wenn es neue Informationen gebe, wolle man sie schnellstmöglich vermelden.
Die Informationspolitik des Unternehmens löst vielerorts Unzufriedenheit aus. Beim Anwerben interessierter Haushalte sei Deutsche Glasfaser sehr gut gewesen, berichtet Eisen. Danach sei die Kommunikation nicht immer reibungslos gelaufen. Ähnlich äußern sich Bellenbergs Bürgermeister Oliver Schönfeld und Fabian Sniatecki, Hauptamtsleiter in Nersingen. In beiden Gemeinden erhielten Bürgerinnen und Bürger eine E-Mail, mit der Bitte um Geduld und dem Hinweis, das Projekt werde geprüft. Mehrere Anfragen aus der Nersinger Bürgerschaft zum aktuellen Stand habe das Unternehmen aus NordrheinWestfalen lediglich allgemein beantwortet, schildert Sniatecki. Verwaltung und Gemeinderat hätten einen Vertreter von Deutsche Glasfaser daraufhin in einem persönlichen Gespräch gezielt befragt. Das Ergebnis: Das nötige Quorum für den Anschluss der Gemeinde ans Glasfasernetz ist zwar erreicht worden. Die Geschäftsleitung des Unternehmens habe aber bisher nicht darüber entschieden, ob es einen Ausbau geben wird. Der Gemeinde sei eine umgehende Information versprochen worden, sobald das weitere Vorgehen klar sei. Die bereits abgeschlossenen Vorverträge hätten eine Laufzeit von 24 Monaten. Sollte das Netz bis dahin nicht ausgebaut seien, würden diese unwirksam.
In einem Schreiben an unsere Redaktion legt Sniatecki die Fragen aus Bürgerschaft, Gemeinderat und Verwaltung sowie die Antworten darauf offen. Konkrete Angaben etwa zum Zeitpunkt der Entscheidung über das Projekt, zum Baubeginn, zur Reihenfolge der Anbindung einzelner Ortsteile oder zu Ansprechpersonen für Kundinnen und Kunden sind nicht enthalten. Die Verwaltung verwies auf Baumaßnahmen in der Waldblickstraße und der Bürgermeister-Werdich-Straße in Straß sowie in der Elchinger Straße in Leibi. Hier könnten Leerrohre verlegt werden, bevor der Asphaltfeinbelag eingebracht wird. Eine Rückmeldung von Deutsche Glasfaser habe es aber nicht gegeben. „Das ist in der Verantwortung des zu beauftragenden Bau-Generalunternehmers“, meldet das Unternehmen zurück. Nur eine Zahl wird deutlich: „Es ist davon auszugehen, dass der Ausbau innerhalb eines Jahres abgeschlossen ist.“Abhängig sei das von Jahreszeit, Wetter, geografischer Beschaffenheit, Infrastruktur und nicht vorhersehbaren Beeinträchtigungen wie Bodendenkmälern oder Bombenfunden. Vorausgesetzt, Deutsche Glasfaser entscheidet sich für den Start des Projekts.
Nicht nur in Nersingen und Illertissen erhielten Bürgerinnen und Bürger Informationen zu Verzögerungen, entsprechende Nachrichten erreichten auch Haushalte in Bellenberg, Elchingen und Holzheim. In Pfaffenhofen setzt Deutsche Glasfaser den Ausbau dagegen wie gehabt fort, wie Bürgermeister Sebastian Sparwasser jüngst im Marktgemeinderat berichtete. Senden hat sich für einen Ausbau durch das Unternehmen Leonet entschieden, hier läuft die Anwerbephase noch. Die Quote für einen wirtschaftlichen Ausbau ist bisher nicht erreicht.
Vöhringen hat einen Wegenutzungsvertrag mit Deutsche Glasfaser geschlossen. Er sieht vor, dass das Unternehmen in der Stadt Leitungen verlegen darf und keine hohen bürokratischen Anforderungen fürchten muss. Vorgesehen gewesen sei ein Ausbau im ersten Halbjahr 2024. Ob es dabei bleibt, sei unklar, sagt Harald Vrkoslav aus der Stadtverwaltung. Für die kommende Woche ist ein Gespräch zwischen Stadt und Unternehmen zum aktuellen Stand der Planungen geplant.