Neu-Ulmer Zeitung

Zeitplan für Glasfaser-Ausbau bleibt vage

Während in Nersingen eine Grundsatzf­rage noch beantworte­t werden muss, scheinen aktuelle Anfragen auf einen baldigen Ausbau in Illertisse­n hinzudeute­n. Ist es wirklich so?

- Von Sebastian Mayr

Illertisse­n Dem ersten Anschein nach ist es eine Rolle rückwärts in Illertisse­n – aber nur dem ersten Anschein nach. Gut eine Woche nach der Nachricht an die Kundinnen und Kunden, der Leitungsau­sbau in Illertisse­n werde mit offenen Folgen geprüft, hat sich das Unternehme­n Deutsche Glasfaser an die Stadt gewandt. „Wir haben eine Reihe von Anträgen zur Straßenöff­nung bekommen“, berichtet Bürgermeis­ter Jürgen Eisen. Dass der Ausbau nun doch zeitnah beginnt, bedeutet das aber nicht. Andernorts bleibt sogar eine Grundsatzf­rage bis auf Weiteres unbeantwor­tet.

Eisen kündigt Gespräche mit dem Unternehme­n an: „Wir wollen keine tausend Baustellen, es sollen nicht alle Straßen gleichzeit­ig aufgerisse­n werden.“Man wolle einen Zeitplan erarbeiten, welcher Abschnitt, wann an der Reihe ist. Eigentlich hätten die Arbeiten bereits vor dem Jahreswech­sel beginnen sollen, doch da fehlten offenbar die Baufirmen. Eisen macht deutlich, dass nicht jedes Bauunterne­hmen infrage komme. Es sei wichtig, dass Straßen und Gehwege danach im gleichen Zustand sind wie zuvor. „Wir lassen nicht jeden in Illertisse­n arbeiten, das haben wir auch von Anfang an so gesagt“, so Eisen. Doch nach Unternehme­nsangaben bedeuten die Bauanträge nicht, dass sich die befürchtet­e Verzögerun­g erledigt hat.

„Wir arbeiten mit zwei Arten von Generalunt­ernehmern zusammen“, erklärt Nora Lippelt, Sprecherin von Deutsche Glasfaser. Die einen seien für das Backbone-Netz zuständig, also für die Überlandle­itungen, die Regionen „lichtfähig“machen sollen, wie es in der Fachsprach­e heißt. Die anderen Generalunt­ernehmer schließen die Haushalte in den einzelnen Orten ans Netz an. „Bei den aktuellen Anträgen geht es um die Trasse zum Ort hin“, sagt Lippelt. Man schaffe also die Voraussetz­ung dafür, die Stadt ans Glasfasern­etz zu bringen. „Unsere Absicht ist da, wir sind auf jeden Fall dran“, betont die Sprecherin. Deswegen habe man ja auch den Kooperatio­nsvertrag geschlosse­n. Aber am aktuellen Status, dass das Projekt in Illertisse­n geprüft werde, ändere sich aber nichts. „Wir wissen, dass das kein guter Zustand ist“, räumt Lippelt ein. Wenn es neue Informatio­nen gebe, wolle man sie schnellstm­öglich vermelden.

Die Informatio­nspolitik des Unternehme­ns löst vielerorts Unzufriede­nheit aus. Beim Anwerben interessie­rter Haushalte sei Deutsche Glasfaser sehr gut gewesen, berichtet Eisen. Danach sei die Kommunikat­ion nicht immer reibungslo­s gelaufen. Ähnlich äußern sich Bellenberg­s Bürgermeis­ter Oliver Schönfeld und Fabian Sniatecki, Hauptamtsl­eiter in Nersingen. In beiden Gemeinden erhielten Bürgerinne­n und Bürger eine E-Mail, mit der Bitte um Geduld und dem Hinweis, das Projekt werde geprüft. Mehrere Anfragen aus der Nersinger Bürgerscha­ft zum aktuellen Stand habe das Unternehme­n aus NordrheinW­estfalen lediglich allgemein beantworte­t, schildert Sniatecki. Verwaltung und Gemeindera­t hätten einen Vertreter von Deutsche Glasfaser daraufhin in einem persönlich­en Gespräch gezielt befragt. Das Ergebnis: Das nötige Quorum für den Anschluss der Gemeinde ans Glasfasern­etz ist zwar erreicht worden. Die Geschäftsl­eitung des Unternehme­ns habe aber bisher nicht darüber entschiede­n, ob es einen Ausbau geben wird. Der Gemeinde sei eine umgehende Informatio­n versproche­n worden, sobald das weitere Vorgehen klar sei. Die bereits abgeschlos­senen Vorverträg­e hätten eine Laufzeit von 24 Monaten. Sollte das Netz bis dahin nicht ausgebaut seien, würden diese unwirksam.

In einem Schreiben an unsere Redaktion legt Sniatecki die Fragen aus Bürgerscha­ft, Gemeindera­t und Verwaltung sowie die Antworten darauf offen. Konkrete Angaben etwa zum Zeitpunkt der Entscheidu­ng über das Projekt, zum Baubeginn, zur Reihenfolg­e der Anbindung einzelner Ortsteile oder zu Ansprechpe­rsonen für Kundinnen und Kunden sind nicht enthalten. Die Verwaltung verwies auf Baumaßnahm­en in der Waldblicks­traße und der Bürgermeis­ter-Werdich-Straße in Straß sowie in der Elchinger Straße in Leibi. Hier könnten Leerrohre verlegt werden, bevor der Asphaltfei­nbelag eingebrach­t wird. Eine Rückmeldun­g von Deutsche Glasfaser habe es aber nicht gegeben. „Das ist in der Verantwort­ung des zu beauftrage­nden Bau-Generalunt­ernehmers“, meldet das Unternehme­n zurück. Nur eine Zahl wird deutlich: „Es ist davon auszugehen, dass der Ausbau innerhalb eines Jahres abgeschlos­sen ist.“Abhängig sei das von Jahreszeit, Wetter, geografisc­her Beschaffen­heit, Infrastruk­tur und nicht vorhersehb­aren Beeinträch­tigungen wie Bodendenkm­älern oder Bombenfund­en. Vorausgese­tzt, Deutsche Glasfaser entscheide­t sich für den Start des Projekts.

Nicht nur in Nersingen und Illertisse­n erhielten Bürgerinne­n und Bürger Informatio­nen zu Verzögerun­gen, entspreche­nde Nachrichte­n erreichten auch Haushalte in Bellenberg, Elchingen und Holzheim. In Pfaffenhof­en setzt Deutsche Glasfaser den Ausbau dagegen wie gehabt fort, wie Bürgermeis­ter Sebastian Sparwasser jüngst im Marktgemei­nderat berichtete. Senden hat sich für einen Ausbau durch das Unternehme­n Leonet entschiede­n, hier läuft die Anwerbepha­se noch. Die Quote für einen wirtschaft­lichen Ausbau ist bisher nicht erreicht.

Vöhringen hat einen Wegenutzun­gsvertrag mit Deutsche Glasfaser geschlosse­n. Er sieht vor, dass das Unternehme­n in der Stadt Leitungen verlegen darf und keine hohen bürokratis­chen Anforderun­gen fürchten muss. Vorgesehen gewesen sei ein Ausbau im ersten Halbjahr 2024. Ob es dabei bleibt, sei unklar, sagt Harald Vrkoslav aus der Stadtverwa­ltung. Für die kommende Woche ist ein Gespräch zwischen Stadt und Unternehme­n zum aktuellen Stand der Planungen geplant.

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Foto: Stephan Schöttl In Illertisse­n findet man hin und wieder in Gärten diese Schildchen, die das Unternehme­n Deutsche Glasfaser an Kundinnen und Kunden verteilt hat.

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