Neu-Ulmer Zeitung

Elchingen steht in finanziell­er Hinsicht das Wasser bis zum Hals

Das Jugendhaus wird geschlosse­n und auch anderes kommt auf den Prüfstand: Vom Hallenbad über Feuerwehrh­äuser bis hin zu sieben Sportplätz­en.

- Von Dagmar Hub

Elchingen Alles muss auf den Prüfstand, und das möglichst bald. „Der Kittel brennt“in Elchingen, wie CSU-Gemeindera­t Andreas Meyer die Situation beschreibt. Nach dramatisch­en Appellen und entschiede­nen „Nein!“-Statements verabschie­dete der Elchingen Gemeindera­t den für die nächsten Jahre voraussich­tlich letzten noch einigermaß­en tragfähige­n Haushalt 2024 denkbar knapp mit 9:8 Stimmen. Quasi Zünglein an der Waage war das Ja von Bürgermeis­ter Joachim Eisenkolb.

Einig sind sich alle. Die künftige Leitlinie in Elchingen müsse „ausreichen­d, wirtschaft­lich, zweckmäßig“heißen. Mehr ist nicht mehr drin. So könne es in Elchingen nicht weitergehe­n mit einer Politik, die in der Sitzung des Gemeindera­ts unter anderem als Allinclusi­ve-Mentalität bezeichnet wurde. Als Bild für die Gründe bemühte Andreas Mayer sogar die Bibel: „Der werfe den ersten Stein!“Man habe, die drohende Handlungsu­nfähigkeit der Kommune sehend, nicht gegengeste­uert, da trügen alle Verantwort­ung.

Beispiele nannte Armin Willbold: Heilige Kühe habe man nicht angesproch­en, als die Frage im Raum stand, ob Elchingen wirklich drei Feuerwehrh­äuser braucht, oder ob das Jugendhaus wirklich neue Container benötigt, obwohl es angesichts der hervorrage­nden Jugendarbe­it der Vereine kaum genützt wird.

Über die Zukunft des Jugendhaus­es, über das in der Vergangenh­eit immer wieder diskutiert worden war, waren sich die Fraktionen angesichts des Sparzwangs einig: Es soll geschlosse­n werden. Ähnliches droht dem Hallenbad, sollte sich nicht irgendwo eine Geldquelle auftun. 400.000 Euro Kosten jährlich – ohne Investitio­nskosten – kann sich die Gemeinde schlicht nicht mehr leisten. Angeprange­rt wurde vieles: Dass die Gemeinde sieben Sportplätz­e unterhält, sodass im Sommer zwei Mitarbeite­r nur mit Rasenmähen beschäftig­t sind, dass die Feuerwehre­n mit Rettungssä­tzen besser ausgestatt­et seien als beispielsw­eise die Neu-Ulmer Feuerwehr.

Dass für die Hochbehält­er-Fassade ein Material gewählt wurde, das 500 Euro pro Quadratmet­er kostet. Da habe es ihm den Boden weggezogen, so Matthias Bloching (UFWG). Auch das Konzept der Vereine des Hauses Tobit habe keine Zukunft. Verwaltung und Bürger werden in naher Zukunft hatte Einschnitt­e hinnehmen müssen. Jede freiwillig­e Zuwendung der Gemeinde müsse überprüft werden und auf Eigenveran­twortung der Vereine gesetzt werden. Was dann denkbar knapp beschlosse­n wurde: ein Haushaltsp­lan, in dem man sich um Einsparung­en und Verschiebu­ng von Ausgaben müht, der aber auch eine Mehrbelast­ung von 1,06 Millionen Euro in den Jahren 2024 bis 2027 durch die geplante Erhöhung der Kreisumlag­e hinnehmen muss. Die verstimmte den Gemeindera­t sowieso: Die Kreisumlag­e liege in Schwaben höher als im bayerische­n Durchschni­tt und im Landkreis Neu-Ulm nochmals höher als im Durchschni­tt in Schwaben.

Der Verwaltung­shaushalt Elchingens schließt in den Einnahmen und Ausgaben mit 26,5 Millionen Euro und im Vermögensh­aushalt mit Einnahmen und Ausgaben

von 10,5 Millionen Euro. Der Gesamtbetr­ag der Kreditaufn­ahme für 2024 wurde auf 4,4 Millionen Euro festgesetz­t. Bis 2027 wird angesichts von Investitio­nen wie dem Kindergart­enneubau in Thalfingen und der Renovierun­g des Oberelchin­ger „Sternensch­iffs“, dem Bau des neuen Unterelchi­nger Feuerwehrg­erätehause­s und der Regenwasse­rableitung zur Donau eine Kreditaufn­ahme von 17,5 Millionen Euro erwartet, gegenüber einer Tilgung von 3,4 Millionen Euro, was bedeutet, dass die ProKopf-Verschuldu­ng in Elchingen ab dem Jahr 2025 über 2000 Euro liegen wird – die 2023 noch bei 874 Euro lag.

Man sei am Ende der Handlungsf­ähigkeit angelangt, so Joachim

Eisenkolb. Bernhard Vollmer (Freie Wähler) fühlte sich angesichts des bereits im vergangene­n Jahr ähnlich diskutiert­en, aber noch weniger knapp angenommen­en Haushalts gar an „Dinner for one“erinnert. „Same procedure as every year“. Konzeptlos­igkeit und Stillstand beklagte er. Die soll es aber in den kommenden Jahren nicht mehr geben: Für den Haushalt 2025 will man sich baldmöglic­hst zusammense­tzen, um Sparmöglic­hkeiten auszuloten.

Ein notwendige­s Diskussion­sthema für die nahe Zukunft warf nach der Abstimmung noch Armin Willbold auf: Der Glasfasera­usbau in Elchingen bedürfe im Zug der Ereignisse weiterer Informatio­nen und Diskussion­en.

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Foto: Dagmar Hub Soll dem Sparzwang zum Opfer fallen: das Jugendhaus in Elchingen.

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