Der neue Leithammel des FV Weißenhorn
Manuel Strahler spielt endlich in der Stadt Fußball, in der er schon lange lebt und die er liebt. Mit ihm bekommt der Verein einen Mann, der weit über die Torauslinien hinaus denkt.
Weißenhorn Es ist eine beliebte Geste im Fußball: Ein Spieler greift sich an die Brust – gerne, nachdem er ein Tor geschossen hat – und drückt vielleicht sogar ein Küsschen aufs Trikot, um die Verbundenheit mit seinem Verein zu demonstrieren. Manuel Strahler erledigt das verbal schon ein halbes Jahr, bevor er das Dress des FV Weißenhorn tragen wird. „Ich bin verliebt in diese Stadt“, sagt der frühere Regionalligaspieler: „Ich fühle mich als Bürger von Weißenhorn und ich möchte meine Mitbürger noch besser kennenlernen.“Der FV Weißenhorn hat da für die Saison 2024/25 per Amateurvertrag nicht einfach nur einen Spieler an sich gebunden. Strahler selbst beschreibt sich in vier Worten: „Innenverteidiger, Linksfuß, Sprachrohr, Mentalitätsmonster.“Man merkt: Der Mann nimmt die Rolle als Anführer einer sehr jungen Mannschaft an, und das mit voller Überzeugung.
Die Kreisliga A Iller, das war über lange Zeit so gar nicht die sportliche Kragenweite von Manuel Strahler. Der hat neun Jahre lang für den FV Illertissen in der bayerischen Regionalliga gespielt, vier Jahre lang war er Kapitän des FVI. Aber dann kam dieses verhängnisvolle Spiel gegen Türkgücü München am 17. August 2019. Strahler verdrehte sich bei einer Flanke das Knie, so schlimm sah das im ersten Moment gar nicht aus. Es war dann doch maximal schlimm: Sämtliche Bänder gerissen, der Meniskus und sogar der Knochen waren in Mitleidenschaft gezogen. Eigentlich war im Knie alles kaputt, was kaputtgehen kann. Als sich Strahler durch die Reha gekämpft hatte und als für ihn zumindest wieder leichtes Training möglich gewesen wäre, da kam bekanntlich Corona.
Mit Fußball ging also immer noch so gut wie nichts. Strahler erinnert sich: „Ich war körperlich ziemlich am Ende.“
Den Kontakt zum FV Weißenhorn, den gab es damals schon, und die Möglichkeiten einer Verpflichtung wurden immer wieder ausgelotet. Strahler wohnt schließlich schon seit vielen Jahren mit seiner Ehefrau Larissa und der gemeinsamen Tochter Shayen in der Fuggerstadt. Trotzdem sind der Verein und der Spieler zunächst nicht zusammengekommen. Strahler kickte wieder für seinen
Heimatverein Grün-Weiß Ichenhausen, in einer Mannschaft mit seinem Vater Alexander, und das war ihm wichtig. Was Strahler imponiert hat: Die Weißenhorner haben das akzeptiert, Vereinschef Rene Räpple und Abteilungsleiter Christopher Ruf haben sich trotzdem immer wieder bei ihm gemeldet: „Manchmal haben sie auch nur gefragt, wie es mir geht. Diese Wertschätzung hat mir gutgetan.“
Auch deswegen haben die Weißenhorner den inzwischen 31-jährigen Manuel Strahler jetzt doch noch bekommen. Trainer will der zwar – zumindest vorerst – nicht werden, auch wenn er in Ichenhausen schon mal an der Seitenlinie ausgeholfen hat: „Dazu bin ich noch zu sehr Fußballer mit Leib und Seele.“Aber ansonsten denkt Strahler weit über die Torauslinien hinaus. Ganz wichtig ist ihm zum Beispiel die Nachwuchsarbeit, und diesbezüglich nimmt der FV Weißenhorn bekanntlich eine Vorbildstellung im Bezirk ein. Strahler verspricht: „Jedes Kind im Verein wird mich kennenlernen.“Die künftigen Mitspieler in der aktiven Mannschaft, die kennen ihn sowieso schon. Strahler hat bei ihren Spielen oft genug zugeschaut.
Man wird sich noch besser kennenlernen, wenn es nach dem zukünftigen Leithammel geht. Strahler schwärmt immer noch von den
Kabinenfesten beim FV Illertissen mit Pizza und Kaltgetränken. So stellt er sich das mit der Kameradschaft auch beim FV Weißenhorn vor und er gibt gleich noch ein Versprechen an seinen künftigen Verein ab: „Ich mache euch das Sportheim wieder voll.“
„Ich mache euch das Sportheim wieder voll.“