Sie war eine Stilikone
Lange arbeitete Iris Apfel erfolgreich als Innendesignerin, unter anderem für neun US-Präsidenten. Aber berühmt wurde die Amerikanerin, die jetzt mit 102 Jahren gestorben ist, erst sehr spät.
Palm Beach Große runde Brille, bunte Ketten und Armreifen, kurze weiße Haare – so wurde Iris Apfel weltberühmt. Ihr Konterfei gibt es sogar als Emoji fürs Handy. „Wenn mein Gesicht die Menschen glücklich macht, dann bin ich dabei“, hatte die Stilikone bei der Veröffentlichung des Emojis kurz vor ihrem 95. Geburtstag gesagt. Fans auf der ganzen Welt verehrten Apfel für ihren außergewöhnlichen Modestil. Nun ist die Amerikanerin mit 102 Jahren gestorben.
Zahlreiche Fans der Gestorbenen bekundeten ihre Trauer und würdigten die Verdienste der Mode-Legende. „Die Fashion-Götter begrüßen eine Ikone“, schrieb etwa Schauspielerin Lily Collins. Und Sänger Lenny Kravitz formulierte: „Du hast die Kunst zu Leben gemeistert. Danke für deine Energie und Inspiration.“Ihren Durchbruch
erlebte die 1921 im New Yorker Stadtteil Queens geborene Diva erst, als sie schon über 80 war: 2005 musste das Kostüminstitut des New Yorker Metropolitan Museums kurzfristig eine Ausstellung absagen und suchte dringend nach Ersatz. Kurator Harold Koda dachte spontan an Iris Apfel – und die zauberte aus ihren Kleiderschränken eine so beeindruckende Erfolgsschau, dass sie innerhalb kürzester Zeit zum Star wurde. „Das war ein Geschenk des Himmels, denn nachdem ich in Rente gegangen war, lag mein Sozialleben am Boden.“
Dabei hatte Apfel, die sich selbst gern als „greises Modesternchen“bezeichnete, zuvor schon eine äußerst erfolgreiche Karriere als Innendesignerin hinter sich. Gemeinsam mit ihrem Mann Carl, den sie 1948 geheiratet hatte („Er war cool, er war kuschelig und konnte chinesisch kochen, ich hätte es also nicht besser haben können“), arbeitete sie als Designerteam und beriet unter anderem neun US-Präsidenten bei der Einrichtung des Weißen Hauses. „Das war eigentlich ein ziemlich einfacher Job, weil alles immer so ähnlich wie nur menschenmöglich sein sollte zu dem, wie es bereits war“, erinnerte sich Apfel einmal.
„Bis Frau Kennedy kam. Sie stellte einen berühmten Pariser Designer ein, der das Haus so richtig französisch-schick machen sollte, und die Design-Community ist durchgedreht. Danach mussten wir es alles rausschmeißen und wieder von vorne anfangen.“Das Designerteam Apfel lebte in New York und Florida und reiste um die Welt. Für Kinder war da kein Platz. „Ich mag es nicht, wenn ein Kind ein Kindermädchen haben muss, also war das für uns nicht drin.“Mehr als 60 Jahre lang war Carl mit Iris Apfel verheiratet, bis er 2015 kurz vor seinem 101. Geburtstag starb. Die Mode-Diva versuchte sich danach mit Arbeit abzulenken. Dass Designer die älteren Menschen vergessen, darüber beschwerte sich Apfel immer wieder. „Warum diese 15-jährigen Models? Wie soll sich eine ältere Frau damit identifizieren können?“In erster Linie aber genoss Apfel ihren späten Ruhm. „Ich glaube, dass die Menschen mich mögen, weil ich anders bin. Ich denke nicht wie alle anderen. Die Menschen sind so beschäftigt mit den schlimmsten Seiten der Technik heutzutage. Sie verbringen ihr Leben damit, auf Knöpfe zu drücken. Und sie benutzen ihre Fantasie nicht mehr.“(Christina Horsten, dpa)