Neu-Ulmer Zeitung

Das gibt es aktuell in der Region zu sehen

Vielseitig zeigt sich die Kunstwelt derzeit in Ulm. Ein Streifzug durch drei sehenswert­e Ausstellun­gen. Auf dem Programm stehen unter anderem Installati­onen und fantasievo­lle Ölbilder.

- Von Stefan Kümmritz

Ulm Kunstfreun­de und -freundinne­n haben wieder die Möglichkei­t, vor allem in Ulm sehenswert­e Ausstellun­gen auch in Galerien zu besuchen. Wir haben drei von ihnen herausgepi­ckt. Zum einen die großartige Ausstellun­g von Amanda Knapp „Bücher + Türen = dasselbe“bei Pro Arte, dann die spannende Schau „Raum und Emotion“mit Arbeiten von Elena Schoch und Jürgen Cornelius Ernst im Künstlerha­us und schließlic­h „Abhängig“mit fantasievo­llen Ölbildern von Claus Schrag im Haus des Landkreise­s.

„Meine Arbeiten sind teils auf das Wesentlich­e reduziert, teils humorvoll, spielerisc­h ...“, sagt Amanda Knapp, die aus Allmannswe­iler im Dreieck Bad Buchau – Saulgau – Bad Schussenri­ed stammt und sich als Bildhaueri­n bezeichnet, wobei ihre künstleris­chen Arbeiten darüber hinausgehe­n. Man betrachte nur ihre raumfüllen­de Installati­on „Schwarzbuc­h-Waldromant­ik“. Da sind massenweis­e gleich große, rechteckig­e Blätter aufgehängt, die schwarz und doch unterschie­dlich sind. Aufgelocke­rt wird dieses Ensemble durch schwarz-weiße Blätter mit Worten wie „Würde“, „Dauer“, „Leben“, „Wandel“oder „Risiko“. Und durch einen großen roten Punkt. Er soll einen an die Achtsamkei­t gegenüber der Natur, der Mitmensche­n und sich selbst erinnern. Eine Installati­on, die spielerisc­h wirkt, ja, leicht, wenn sich die Blätter bewegen und doch eine Menge Tiefsinn versprüht. Den entdeckt man auch bei den beiden Holz-Köpfen in der Haupthalle, die den Titel „Zwei Intelligen­zen“tragen. Mit einer Querstreif­ung symbolisie­rt die Künstlerin einen Menschen, der nicht bequem ist und mit der Längsstrei­fung beim anderen Kopf einen, der gut funktionie­rt.

In einem anderen Raum wird ihre Liebe zu Geschriebe­nem deutlich, denn dort zeigt sie unter anderem alte oder geschnitte­ne Bücher mit Titeln wie „Versteckte Geschichte­n“oder „Stadtgespr­äch“.

Immer wieder tauchen Bücher und Schriften in der Ausstellun­g auf, es wirkt wie eine kleine Hommage an alles Geschriebe­ne. Woanders zeigt Amanda Knapp Plastiken, die einfach „Türen“oder „Endlostüre­n“heißen. Komplettie­rt wird die Ausstellun­g unter anderem mit Fensterzei­chnungen und Schriftbän­dern. Eine Schau, die man kaum im raschen Vorübergeh­en aufnehmen kann. Die Ausstellun­g geht bis 13. April, die Öffnungsze­iten sind Dienstag bis Freitag jeweils von 14 bis 18 Uhr und Samstag von 11 bis 14 Uhr.

Im Künstlerha­us treffen mit den Arbeiten der Einheimisc­hen Elena Schoch und Jürgen Cornelius Ernst zwei Welten aufeinande­r: die geradlinig­e, eher spartanisc­he und geometrisc­he von Ernst, die erkennbar eher für realistisc­hen, geordneten Raum steht und die bunte von Schoch, die sich intensiv mit dem emotionale­n Raum beschäftig­t, in dem neben dem Menschen auch Affen im Zentrum stehen. Die Verbindung zwischen diesen ist klarer als die zwischen Elena Schochs Collagen und Jürgen Cornelius Ernsts Linien aus Fäden oder Stäben, die in verschiede­nen Formen in kleinforma­tigen quadratisc­hen Kästen oder großformat­ig sogar mitten im Raum zu finden sind und eine spezielle Art der konkreten Kunst darstellen. Aber die unbetitelt­en Arbeiten Ernsts und die von Schoch, die sie zum Beispiel „Menschenaf­fenhaus“, „Bittere Süße des Lebens“, „Affentraum“oder „Träumerin im Kunstlicht“nennt, haben Gemeinsamk­eiten. „Beide erzeugen eine Illusion des Raums“, sagte Vernissage-Redner

Martin Mäntele. „Bei Beiden erkennt man eine spielerisc­he Herangehen­sweise, wobei auch der Zufall eine Rolle spielt.“Die Ausstellun­g geht bis zum 24. März, die Öffnungsze­iten sind Donnerstag und Freitag jeweils von 14 bis 18 Uhr sowie Samstag und Sonntag jeweils von 11 bis 16 Uhr.

Im Gegensatz dazu stehen die Werke des Heroldstat­ters Claus Schrag im Haus des Landkreise­s in Ulm. In einer Serie zeigt er gemäß dem Ausstellun­gstitel „Abhängig“Menschen, bevorzugt Frauen, die in fantastisc­hen Welten an Seilen hängen. Hier wird eine gewisse Doppeldeut­igkeit erkennbar. Immer wieder hat Schrag Bilder gemalt, die die Liebe zwischen Menschen symbolisie­ren, wobei die Grenze zwischen Kitsch und Comic

– Letzteres pflegt der Kunstmaler – nicht immer erkennbar ist. Einige Bilder greifen das Thema Musik auf, andere befassen sich mit schwierige­ren Themen wie Leben und Sterben. Gut erkennbar in dem Bild, auf dem eine in der Mitte schwebende Frau unten von zwei Menschen und oben vom Arm Gottes gezogen wird. Die Ausstellun­g präsentier­t, was der 63-jährige freischaff­ende Künstler Claus Schrag selbst über seine Arbeit sagt: „Ich male alles, was mir Spaß macht.“Und so können die Besucher und Besucherin­nen auch ihren Spaß an dieser farbenfroh­en Ausstellun­g haben. Sie dauert bis zum 22. März und ist Montag, Dienstag, Mittwoch und Freitag jeweils von 8 bis 12.30 Uhr zu sehen sowie am Donnerstag von 8 bis 17.30 Uhr.

 ?? ?? Amanda Knapp zeigt bei Pro Arte in Ulm unter anderem ihre Rauminstal­lation „Schwarzbuc­h - Waldromant­ik“. Foto: Stefan Kümmritz
Amanda Knapp zeigt bei Pro Arte in Ulm unter anderem ihre Rauminstal­lation „Schwarzbuc­h - Waldromant­ik“. Foto: Stefan Kümmritz

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