Neu-Ulmer Zeitung

Doppelhaus­hälfte für „nur“1,7 Millionen

Die Immobilien­preise in München haben etwas nachgegebe­n. Trotzdem dürften sie für die wenigsten Käufer bezahlbar sein. Und für Mieter wird die Lage noch schwierige­r.

- Von Christoph Frey

München München wird günstiger – aber nur für den, der es sich leisten kann. Nach einer Erhebung des Instituts der Deutschen Wirtschaft sind die Preise für Häuser und Eigentumsw­ohnungen im vorigen Jahr im Schnitt um fast fünf Prozent gesunken. Zugleich sind die Neuvertrag­smieten um über sieben Prozent gestiegen. Diese Entwicklun­g bestätigen Wohnungsba­uunternehm­er wie Alexander Hofmann. Die Preise für Neubauwohn­ungen hätten einen nicht mehr zu unterbiete­nden Tiefstand erreicht, „dafür sind die Mieten fast schon unanständi­g hoch.“

Gute Zeiten für Immobilien­käufer also? Dass Bauträger wie Hoffmann und sein Kollege Christian Winkler im Vorfeld der Münchner Immobilien­messe (16./17. März, kleine Olympiahal­le) diese Hoffnung wecken, liegt auf der Hand. Denn nach Jahren des Höhenflugs haben die Unternehme­n infolge der Zinswende eine harte Landung hinter sich und müssen um Kundschaft werben. Unsicherhe­it bei Kunden wie Anbietern prägt das Klima, sagt Messemache­r Christian Forster. Das sei nicht einfach. „Der Branche geht es schlecht“, bestätigt Immobilien­unternehme­r Winkler. Viele Projekte würden gar nicht angepackt, in der Folge entstünden zu wenig neue Wohnungen. Auf weiter sinkende Preise solle nicht bauen, wer sich mit Investitio­nsabsichte­n trägt.

Nicht nur in München ist die Lage auf dem Bau mau. Genehmigun­gen und Fertigstel­lungen sind eingebroch­en, nach aktuellen Zahlen der Bausparkas­se LBS gingen die Finanzieru­ngen von Privathaus­halten und Selbststän­digen in Deutschlan­d um 37 Prozent zurück. Vorwiegend günstige Wohnungen sind Mangelware. In den Großstädte­n fehlen nach einer Studie des gewerkscha­ftsnahen HansBöckle­r-Instituts fast zwei Millionen

günstige Wohnungen, allein in Bayern gibt es einer anderen Erhebung zufolge 200.000 Sozialwohn­ungen zu wenig.

Die Folgen sind in teuren Städten wie München, dessen Einwohnerz­ahl stetig wächst, besonders spürbar. 27,4 Prozent der dortigen Bevölkerun­g müssen 40 Prozent und mehr von ihrem Einkommen fürs Wohnen ausgeben, bei zwölf Prozent ist es sogar mehr als die Hälfte. Das hat eine Untersuchu­ng der Stadt ergeben. Als wirtschaft­lich vertretbar gelten normalerwe­ise Wohnkosten von um die 30 Prozent des Einkommens.

Ob die aktuellen Angebote am Münchner Immobilien­markt da helfen? Laut den Unternehme­rn Hofmann und Winkler gibt es vereinzelt­e Neubauproj­ekte, bei denen der Quadratmet­erpreis bei um die 10.000 Euro liegt. Im Umland sei schon für 8.500 Euro was zu finden. Zum Umland zählt die Branche das Münchner S-BahnGebiet, aber auch Städte wie Ingolstadt und Augsburg, die gute Verkehrsan­bindungen in die Landeshaup­tstadt haben.

Die Stadt München spricht in ihrem Immobilien­marktberic­ht davon, dass Neubauwohn­ungen in München zuletzt Durchschni­ttspreise

von 10.100 bis über 12.000 Euro pro Quadratmet­er erzielten, eine durchschni­ttliche Doppelhaus­hälfte mit 140 Quadratmet­ern Wohnfläche kostete demnach um die 1,7 Millionen Euro. Gebrauchte Immobilien sind günstiger, allerdings ziehen hier die Preise teilweise wieder an.

Zinsverbil­ligte Darlehen und Zuschüsse für Familien, die ein Eigenheim erwerben wollen, helfen nach Ansicht des Immobilien­experten Hofmann gerade bei den speziellen Bedingunge­n des Münchner Marktes wenig. Die Beihilfen sind an Einkommens­grenzen gebunden. Wer diese einhalte, habe in aller Regel zu wenig Geld, um sich in München den Traum von den eigenen vier Wänden zu verwirklic­hen. Diesen Traum hat aktuellen Umfragen zufolge die Mehrheit der Deutschen, erfüllt hat ihn sich allerdings weniger als die Hälfte. Deutschlan­d ist damit im europäisch­en Vergleich Schlusslic­ht.

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Foto: S. Hoppe, dpa Die Lage am Bau ist mau. In diesem Umfeld findet in München eine Immobilien­messe statt.

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