Bürger dürfen bei Innovationspreis mitreden
Im Illertisser Schloss werden drei Auszeichnungen für Angehörige der Hochschulen Augsburg, Kempten und Neu-Ulm verliehen. Bei einer vierten stimmen Bürger ab.
Illertissen Die bayerisch-schwäbischen Hochschulen legen Wert darauf, dass die Lehre eine enge Verbindung zu den Anforderungen in den Unternehmen hat. Im April wird erstmals ein Preis für besonders gelungene Gemeinschaftsprojekte von Wissenschaft und Wirtschaft verliehen – und zwar im Hochschulzentrum im Illertisser Vöhlinschloss. Dort wird auch eine weitere Auszeichnung verliehen, Bürgerinnen und Bürger dürfen mitentscheiden.
Die Hochschulen in Augsburg, Kempten und Neu-Ulm betreiben das Hochschulzentrum gemeinsam. „Für uns steht schon immer Kooperation vor Konkurrenz“, sagt Werner Martin, der Geschäftsleiter und wissenschaftliche Koordinator. Vor der Coronapandemie fanden dort jährlich 350 bis 400 Veranstaltungen statt, oft ganztägige Blockseminare für Studierende oder berufsbegleitende Angebote. Inzwischen bewegt sich die Zahl der Termine im Schloss wieder auf 200 im Jahr zu. Seminare mit Studentinnen und
Studenten werden vor allem von den Hochschulen in Neu-Ulm und Kempten angeboten, von Augsburg ist die Anreise mit den Öffentlichen umständlich.
Am 24. April werden auch Augsburger nach Illertissen kommen: An diesem Tag werden im Hochschulschloss vier Preise verliehen. Die Fördervereine der drei Hochschulen haben jeweils einen mit 5000 Euro dotierten Innovationspreis Transfer verliehen. Der Name sei etwas sperrig, gibt Ideengeber Werner Martin zu. Aber es gehe eben um Transfer – um den Übertrag wissenschaftlicher Erkenntnisse in viele verschiedene Lebensbereiche außerhalb der Hochschulen: Wirtschaft, Gesellschaft, Politik oder Kultur. Und auch das Erklären gehöre zur Wissenschaft. Martin, der die Veranstaltung an dem Mittwochnachmittag moderieren wird, will bei der Verleihung der Auszeichnungen erläutern, was es mit Transfer auf sich hat und warum er so bedeutsam ist.
Zunächst war die Idee gewesen, einen Preis für alle zu verleihen. Doch das Preisgeld wird von den Fördervereinen der Hochschulen gestiftet und deren Satzungen schreiben vor, dass keine anderen Einrichtungen unterstützt werden dürfen. Daher wird es drei gleichrangige Auszeichnungen geben, die an alle Hochschulangehörigen im Verbund mit mindestens einem externen Partner verliehen werden. Die Transferleistungen sollen abgeschlossen oder zumindest verfestigt sein, die Projekte dürfen vor höchstens drei Jahren zu Ende gegangen sein. Wichtige Kriterien sind Innovationsgrad, gesellschaftlicher Mehrwert und Praxisnähe. Bewerbungsschluss war am 15. Februar, aktuell tagen die Preisgerichte. Werner hebt hervor, dass von allen Gruppen innerhalb der Hochschulen und aus allen Fakultäten Bewerbungen eingegangen sind.
Beginn der Veranstaltung im
Bacchussaal ist um 13 Uhr, das Programm einschließlich geselliger Zusammenkunft im Anschluss dauert bis 17 Uhr. Verliehen werden nicht nur die drei Hochschulpreise, Bürgerinnen und Bürger aus Illertissen dürfen über eine weitere Auszeichnung abstimmen. Deren Wert ordnet Martin Werner hoch ein: Der Erfolg von Wissenschaft hänge zu einem großen Teil an der Frage, wie ein Forschungsergebnis von der Öffentlichkeit angenommen werde. Nach zehnminütigen Präsentationen der drei Sieger, kurzen Laudationen und Zeitfenstern für Nachfragen dürfen 25 Frauen und Männer darüber abstimmen, welches Projekt den Publikumspreis der Stadt erhalten soll, der mit 1000 Euro Preisgeld verknüpft ist.
Kulturreferentin Susanne Schewetzky erklärt, warum Illertissen das Geld für den Preis bereitstellt: Der Nachmittag im Schloss solle nicht nur dazu dienen, Wissenschaft und Wirtschaft zu verknüpfen, sondern auch Wissenschaft und Stadt. „Viele wissen gar nicht, was hier eigentlich genau passiert“, beobachtet Schewetzky.
Die Stadtgesellschaft und das Hochschulschloss sollen enger zusammenwachsen, hofft sie: „Wir wollen die Möglichkeit nutzen, eine Verbindung zu schaffen.“Helfen soll dabei, dass die ausgezeichneten Projekte möglichst viel Praxisnähe haben. Nach der Veranstaltung werden die Projekte der Sieger in einer Ausstellung im ersten Stock des Hochschulzentrums im Vöhlinschloss vorgestellt. 80 Menschen haben im Bacchussaal Platz. 25 Stühle sind für die Jurorinnen und Juroren aus der Bürgerschaft reserviert, die den Träger des Publikumspreises auswählen. Wer mitentscheiden will, kann sich bis Mittwoch, 17. April, kostenlos per E-Mail an innopreis@hochschulschloss.de anmelden. Dabei müssen Vor- und Zuname angegeben werden, außerdem sollen ein bis zwei Stichwörter zur Frage genannt werden, welche Innovation für die interessierte Person von größter Bedeutung ist. Die Plätze werden nach zeitlichem Eingang vergeben. Alle Teilnahmebedingungen sowie weitere Informationen gibt es im Internet unter www.hochschulschloss.de
„Wir wollen die Möglichkeit nutzen, eine Verbindung zu schaffen.“