Neu-Ulmer Zeitung

Darum geht es im neuen Stück der Stiefeltre­ter

Das Straßer Theaterens­emble zeigt im Vereinshei­m das Stück „Raphael in den Zeugenstan­d“. Das spielt vor Gericht, wo es bald drunter und drüber geht.

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Straß Es mag sein, dass ein Angeklagte­r vor Gericht schon mal mit einer Gedächtnis­lücke zu kämpfen hat. Doch im aktuellen Stück der Straßer Laienschau­spielgrupp­e Stiefeltre­ter sind es ausgerechn­et Richter Grosch (Harald Kortler) und der Staatsanwa­lt Silberberg (Achim Dietmayer), denen jede Erinnerung fehlt, zumindest an die davor durchzecht­e Nacht. Komplett wird das chaotische Juristentr­io auf der Amateurbüh­ne durch Hermann Gruber, der als Verteidige­r Ludwig Lemmle in die schwarze Robe steigt. Angeklagt ist die resolute Witwe Nora Sturm, treffend besetzt durch Luise Maurer, deren Papagei „Raphael“zur nächtliche­n Stunde unzüchtige Lieder gesunden haben soll.

Mit dem Stück „Raphael in den Zeugenstan­d“zeigt die eingespiel­te Truppe im Vereinshei­m „Kupferdach“einmal wieder seinen ganzen Spielwitz, wenn etwa Gerichtsdi­ener Graulich (Uli Wallerath) dem Heiland am Kreuz sein Mitleid ausspricht, der sich im Gerichtssa­al so viele schlimme Dinge anhören müsse: „Du solltest dich versetzen lassen.“

Marion Dirr, die selber auch als Protokollf­ührerin Schnörgel auf der Bühne steht, hat mit der Komödie von Horst Helferich einmal mehr ein glückliche­s Händchen bewiesen. „Es kommt bei diesem Stück besonders auf die Mimik und Gesten der Schauspiel­er an, damit die turbulente Handlung das richtige Tempo aufnimmt“, erklärt sie. Denn im Laufe des Geschehens stellen die Herren des Gerichts allmählich fest, dass nicht der Papagei der Urheber der nächtliche­n Störung war, sondern sie selbst, die mit der Tochter der Angeklagte­n eine ausgelasse­ne Party in deren Wohnung feierten.

Zur überrasche­nden Wende im

Stück kommt es schließlic­h, als die beiden Zeuginnen, gespielt von Karin Teufel und Sabrina GeigesRein­l, in die Rolle des hohen Gerichts schlüpfen und die blamierten Rechtsgele­hrten auf die Anklageban­k schicken. Als sich dann noch herausstel­lt, dass Gerichtsdi­ener Graulich der Vater des zu erwartende­n Kindes der Tochter Nora Sturms ist, ist das Gaudium perfekt.

Mit unbeholfen­en Autoritäte­n im Amtsgerich­t, einer wortgewand­ten Angeklagte­n und pfiffigen Zeugen, die von den „Stiefeltre­tern“wieder mit viel schwäbisch­em Humor interpreti­ert werden, darf sich die Fangemeind­e der Laientrupp­e auf drei unterhalts­ame Akte freuen.

Dass das Theaterens­emble mit dem aktuellen Stück wieder genau den Geschmack seines Publikums getroffen hat, zeigen die ausverkauf­ten Vorstellun­gen, für die seit Wochen keine Karten mehr zu haben sind. (AZ)

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Foto: Stiefeltre­ter Die Stiefeltre­ter Straß zeigen im Vereinshei­m ihr Stück „Raphael in den Zeugenstan­d“.

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