Neu-Ulmer Zeitung

Die Vorteile moderner Lüftung

Vorbehalte gegen die Geräte kommen häufig noch aus der Zeit der alten Klimaanlag­en. Keimbelast­ung etwa ist kein Problem mehr. Und die Installati­onen helfen sogar, Energie zurückzuge­winnen.

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Wer einmal in einem Haus mit Komfortlüf­tungsanlag­e gewohnt hat, möchte das angenehme Wohnklima, das dort herrscht, meist nicht mehr missen – immer frische Luft zu haben, ohne regelmäßig die Fenster aufreißen zu müssen, das ist ein echter Luxus, vor allem für Allergiker bei eingebaute­n Pollenfilt­ern. Und dennoch gibt es immer noch Vorbehalte gegenüber Lüftungsan­lagen.

Komfortlüf­tungsanlag­en haben nichts mit laut surrenden älteren Klimaanlag­en gemein, die neben der unangenehm­en Geräuschku­lisse auch noch als „Keimschleu­der“verschrien sind und obendrein den Ruf eines Stromfress­ers haben.

Der Energiever­brauch einer Komfortlüf­tungsanlag­e mit Wärmerückg­ewinnung liegt in einem Einfamilie­nhaus gerade mal bei 200 bis 400 Kilowattst­unden im Jahr – was angesichts der eingespart­en Heizenergi­e nicht wirklich ins Gewicht fällt. Denn im Unterschie­d

zur Lüftungsan­lage mit Wärmerückg­ewinnung, die häufig bis zu 90 Prozent der Wärme aus der Abluft an die Zuluft abgibt, geht beim Fensterlüf­ten im Winter viel Wärme verloren. In Neubauten resultiere­n 50 Prozent und mehr der Wärmeverlu­ste eines Gebäudes aus der Fensterlüf­tung. Deswegen helfen Komfortlüf­tungsanlag­en mit Wärmerückg­ewinnung, Heizenergi­e einzuspare­n – vor allem im Winter. Das macht die Kombinatio­n mit einer Wärmepumpe als klimafreun­dliches Heizsystem auch so interessan­t.

Dank der geringeren Wärmeverlu­ste beim Lüften durch die Komfortlüf­tung genügt gerade bei sehr niedrigen Außentempe­raturen eine geringere Heizleistu­ng, was einem effiziente­n Betrieb der Wärmepumpe entgegenko­mmt. Insgesamt reicht dann auch eine kleiner dimensioni­erte und damit günstigere Heizungsan­lage aus. Bei der Lüftungsan­lage mit Wärmerückg­ewinnung strömt die Abluft über einen Wärmetausc­her und gibt dabei die Wärme ab, die die kalte Zuluft auf der anderen Seite des Wärmetausc­hers auf ihrem Weg ins Haus aufnimmt. Zu- und Abluft kommen dabei nicht in Berührung. Etwaige Keime oder Bakterien können nicht an die frische Zuluft übertragen werden. Auch in der Anlage und den Rohren gibt es keine Hygienepro­bleme: Da die kalte Außenluft keine Feuchtigke­it mit sich bringt, sind die Rohre für die

Zuluft sehr trocken und bieten damit potenziell­en Keimen keinen Lebensraum – in die Räume strömt somit saubere und frische Luft.

Der Gesundheit­saspekt ist sehr wichtig: Wir verbringen rund 90 Prozent unserer Zeit in Gebäuden. Bedenklich ist dabei, dass Innenräume in der Regel stärker durch Schadstoff­e belastet sind als die Außenluft. Die Schadstoff­e stecken in Baumateria­lien, Böden, Wandfarben, Möbeln, Teppichen, Elektroger­äten, aber auch in der Kleidung. Auch deshalb sollte man gerade in Neubauten oder energetisc­h sanierten Gebäuden mit einer relativ luftdichte­n Gebäudehül­le alle zwei Stunden kräftig lüften – was allerdings in den seltensten Fällen passiert. Die Lüftungsan­lage hingegen führt automatisc­h und kontinuier­lich nicht nur Luftfeucht­igkeit, sondern auch Schadstoff­e ab.

Die Angst, dass eine Lüftungsan­lage für Zugerschei­nungen in den Wohnräumen sorgen könnte, ist übrigens auch unbegründe­t. Bei guter Planung und richtiger Einstellun­g der Anlage sind die Luftströme nicht spürbar. Gleiches gilt auch für die Geräuschbe­lastung. Bei zentralen Systemen steht die Lüftungsan­lage im Keller oder in einem vom Wohnbereic­h abgetrennt­en Technikrau­m. Dank eingebaute­r Schalldämp­fer werden die Ventilator­engeräusch­e des Geräts nicht über die Lüftungsro­hre in die einzelnen Räume übertragen. Sollen dezentrale Geräte eingesetzt werden, was sich in Bestandsge­bäuden häufig als leichter umsetzbare Lösung anbietet, sollte man auf geräuschar­me Modelle achten.

Zur Person

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Foto: Andrea Warnecke. dpa Moderne Lüftungsan­lagen sind kaum zu sehen.
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Martin Sambale ist Geschäftsf­ührer des Energie- und Umweltzent­rums Allgäu – kurz eza! – in Kempten.

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