Neu-Ulmer Zeitung

Völlig schwerelos

Torjubel der Nationalel­f wird zum Wunschkonz­ert. Doch bald spielt die Musik wieder anders.

- Von Timo Lanzerath

Ein Schuss, ein bebendes Tornetz und Maxi Mittelstäd­t hebt vor Freude über den Ausgleich gegen die Niederland­e „völlig losgelöst“ab. Selbiger Liedtext von Peter Schilling erklang nach dem Treffer über die Stadionlau­tsprecher. Der DFB hatte sich kurzfristi­g dafür entschiede­n, den Hit aus den 80erJahren als Torhymne abzuspiele­n. Thomas Müller stimmte auf der Ersatzbank sofort mit ein und sagte nach dem Schlusspfi­ff: „Major Tom ist schon ein cooles Lied zum Mitgehen.“

Doch wie kam der Klassiker zur Nationalel­f? Der Blogger Max Kirchi, der sich sonst vor allem mit dem FC Augsburg beschäftig­t, hatte eine Onlinepeti­tion gestartet, die in kürzester Zeit mehr als 69.000 Unterschri­ften sammelte. Der DFB nahm die Vorlage auf und erfüllte den Musikwunsc­h der Fans. Mag die Nationalma­nnschaft momentan auch „völlig losgelöst“vom früheren Frust spielen, taugt „Major Tom“aber eher nicht als Vorbild. Der folgt auf seinem Weg zu den Sternen schließlic­h einem mysteriöse­n Licht, verliert den Kontakt zur Bodenstati­on, um dann für immer zu verschwind­en.

Grölen gehört ins Stadion, und wie Müller treffend analysiert, ist Major Tom „ein super Lied zum Mitgrölen“. Der DFB stärkte damit den Zusammenha­lt zwischen Kurve und Mannschaft. Womöglich aber nur ein einmaliges Wunschkonz­ert, da bereits nach Niclas Füllkrugs Siegtreffe­r die frühere Torhymne „Kraftwerk 400“gespielt wurde. Und: Die Uefa grätscht bei der Frage der Tormusik ohnehin rabiat dazwischen. „Major Tom“wird während der EM definitiv nicht mehr abheben. Stattdesse­n gibt es eine einheitlic­he Torhymne für alle. Mehr zum Länderspie­l im Sport.

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Foto: Federico Gambarini, dpa Maxi Mittelstäd­t hebt nach seinem Tor ab.

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