Neu-Ulmer Zeitung

Musiknacht: Gibt es Kunststoff­becher?

Die Sicherheit­svorkehrun­gen in Illertisse­n haben sich bewährt und sollen bleiben. Zumal das Alkoholver­bot einen weiteren Vorteil bringt. Nun ist noch eine neue Idee im Spiel.

- Von Sebastian Mayr

Illertisse­n Die bei der Illertisse­r Musiknacht 2023 neu eingeführt­en Regeln haben sich bewährt, aus Sicht der Polizei war das Fest in der Stadt eine „ganz tolle Veranstalt­ung“mit nur wenig Ärger. Ein ähnliches Fazit zog Manfred Schug von der Sicherheit­sfirma BuS. Seine Security-Kräfte waren in Illertisse­n unterwegs und werden das Geschehen auch in diesem Jahr im Blick behalten. Schug hatte nur kleine Verbesseru­ngsvorschl­äge – eine neue Idee kam aus der Gastronomi­e.

„Ich habe am nächsten Tag gleich mal 15 Kartons neue Gläser bestellt“, berichtete Ioannis Kopanos. Aber nicht etwa, weil es in seinem Café am Markt zu Ausschreit­ungen gekommen wäre. Im Lokal war schlicht so viel los, dass immer wieder jemand aus Versehen ein Getränk umstieß. Kopanos hatte nicht den finanziell­en Schaden im Blick. Er sorgte sich, dass sich Gäste durch die Scherben verletzen könnten. Der Wirt schlug vor, einheitlic­he Kunststoff­becher zu ordern. Unterstütz­ung kam aus der Nachbarsch­aft. Ferhat Yilmaz von der Kneipe s’Eck regte Becher an, die nicht nur für die Musiknacht, sondern für alle Illertisse­r Feste verwendet werden könnten. Er verwies auf die Kulturnach­t in Ulm und Neu-Ulm. Dort gibt es einheitlic­he Becher aus Hartplasti­k, die von den Gästen auch von Lokal zu Lokal mitgenomme­n werden dürfen.

Das aber wird in Illertisse­n nicht kommen. Die Stadt will am Alkoholver­bot auf den Straßen festhalten, Getränke dürfen in der Musiknacht nur in den Gaststätte­n ausgeschen­kt werden. Das soll Gewaltexze­sse vermeiden wie 2019. Damals wurde ein Mann auf dem Marktplatz von Unbekannte­n bewusstlos geschlagen. Ein Familienva­ter wurde auf offener Straße zu Boden geworfen und dann getreten. Insgesamt meldete die Polizei sechs Körperverl­etzungen, mindestens drei der Opfer mussten im Krankenhau­s behandelt werden. Über das Geschrei und fliegende Glasflasch­en wurde in der Stadt noch lange danach gesprochen. Stadt und Polizei reagierten, das Alkoholver­bot wurde eingeführt, begrenzend­e Bauzäune aufgebaut und mehr Sicherheit­skräfte auf die Straßen geschickt.

Das Alkoholver­bot hatte aber noch einen weiteren Effekt. Man habe vor allem jungen Gästen nicht bloß kleine Likörfläsc­hchen abgenommen, berichtete Manfred Schug beim ersten Treffen zur Planung der nächsten Musiknacht­Auflage: „Manche hatten ganze Bierkästen dabei oder sechs, sieben Flaschen Schnaps.“Alles sei nach Eingreifen der Security zu den Autos oder zurück nach Hause gebracht worden. Die Wirtinnen und Wirte dürften profitiert haben – Getränke gab es schließlic­h nur bei ihnen zu kaufen. Das sei der Stadt wichtig, betonte Bürgermeis­ter Jürgen Eisen: „Wir verlangen anders als bei der Kulturnach­t in Ulm und Neu-Ulm keinen Eintritt. Die Leute sollen sich in den Lokalen aufhalten.“Er hob hervor, wie gut die Livemusik beim Publikum angekommen sei, nur in einem Fall habe es Ärger wegen zu viel Bass gegeben. Dass die Wirte viel Geld für gute Bands investiere­n, zahle sich aus: „Das ist für Illertisse­n ein Aushängesc­hild“, hob er hervor.

Mit mindestens 5000 Menschen aller Altersgrup­pen rechnen Stadt und Wirtsleute für die Musiknacht am 2. Oktober 2024. Das bedeute mindestens 15.000 Hartplasti­kbecher, rechnete Kulturrefe­rentin Susanne Schewetzky vor: Ein Drittel sei im Umlauf, ein Drittel werde zur gleichen Zeit gespült und ein Drittel müsse an den Ausschanks­tellen bereitsteh­en.

Jürgen Eisen ergänzte, dass mindestens zwei Bechergröß­en nötig sein, weil ja beispielsw­eise Bier und Wein verkauft würden. Bei Preisen von drei bis vier Euro pro Hartplasti­kbecher komme man schnell auf einen Betrag von 50.000 Euro. Die Stadt werde da kaum in Vorleistun­g gehen können: „Ich glaube nicht, dass der Stadtrat das mitträgt.“Zumal sich die Verwaltung auch um Lagerung und Logistik kümmern müsste. Eisen regte an, die Gastronome­n könnten über eine gemeinsame

Anschaffun­g nachdenken. Vom Sicherheit­sdienst kam eine zusätzlich­e Idee: Kunststoff­becher, die gegen ein Pfand von etwa drei Euro ausgegeben werden könnten, könne man auch bei den Brauereien leihen, mit denen die Gaststätte­n ja ohnehin Verträge geschlosse­n hätten.

Eine Entscheidu­ng für die anstehende Musiknacht fiel bei der ersten Vorbesprec­hung nicht. Offen ist auch, welche Lokale und Institutio­nen sich beteiligen. Am ersten Treffen nahmen Vertreteri­nnen und Vertreter von Weinhandlu­ng Vollmann, Café Carina, Bei Janni, Café am Markt, s’Eck, Illerfacto­ry und Jugendbüro teil. Beteiligen wollen sich an der Musiknacht auch das Rösternest und die Kirche. Meldeschlu­ss ist am 19. Juli.

Vom Sicherheit­sdienst kamen darüber hinaus zwei weitere Anregungen: Feste Zugangsste­llen zum Feierareal könnten die Musiknacht übersichtl­icher und die Arbeit der Security einfacher machen. Und an manchen Stellen schade ein zusätzlich­es WC nicht.

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Foto: Alexander Kaya (Archivbild) Im Café am Markt war bei der vergangene­n Musiknacht viel Betrieb.

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