Verlieren wäre von Vorteil
Die Finalrunde der Tischtennis-Champions-League und ein Turnier in Südkorea finden fast gleichzeitig statt. Der Neu-Ulmer Trainer nennt die Konsequenzen „pervers“.
Neu-Ulm/Saarbrücken Viel Spannung verspricht die Finalrunde der Tischtennis-Champions-League schon vor dem ersten Aufschlag an Ostern in Saarbrücken. Denn über die gängigen Aspekte bei der Kaderplanung wie Form oder Verletzungen hinaus treibt die Verantwortlichen der beteiligten drei deutschen Klubs ein weiteres Problem um: ein hochkarätig besetztes WTT-Turnier im südkoreanischen Incheon, das am Mittwoch begonnen hat und am Sonntag enden wird. Jeweils zwei Leistungsträger aus Düsseldorf, Saarbrücken und Neu-Ulm müssen dabei an die Tische, andernfalls drohen neben Geldstrafen weitere Konsequenzen.
Das heißt für die Düsseldorfer Dang Qiu und Anton Källberg wie für Patrick Franziska und Darko Jorgic (Saarbrücken) sowie für die Neu-Ulmer Spieler Dimitrij Ovtcharov und Truls Moregardh: Je früher sie die mit insgesamt 300.000 US-Dollars dotierte Konkurrenz verlassen müssen, desto besser ist das für ihre Klubs in der Heimat. Womöglich sitzen sie also insgesamt 20 Stunden im Flieger für eine Niederlage in drei Sätzen.
Neu-Ulms Trainer Dimitrij Mazunov kommentiert die skurrile Situation so: „Darauf zu hoffen, dass ein Spieler früh verliert und ausscheidet, das ist eigentlich pervers.“Das Dilemma hätte neben den drei Vereinen auch der europäische Verband gerne vermieden. Dem Vernehmen nach ist er jedoch bei den von Asiaten dominierten Veranstaltern mit seinem Wunsch abgeblitzt, Europas in der Königsklasse beschäftigte Topstars für deren Endrunde freizustellen. Damit wird das Turnier in der Saarlandhalle auch zur Flugplan-Lotterie.
„Und Timo Boll sitzt zu Hause und feixt sich einen“, vermutet TTC-Präsident Florian Ebner nicht zu Unrecht. In der Tat könnten die Düsseldorfer Tischtennis-Ikone und sein Team am meisten von der Ausgangslage profitieren. Boll, der frühere Neu-Ulmer Nachwuchsmann Kay Stumper und der Norweger Borgar Haug wären wohl im Halbfinale gegen den österreichischen Vertreter TTC Wiener Neustadt auch ohne die Korea-Reisenden stark genug. Für das Endspiel
am Ostermontag sollten die Rückkehrer wieder präsent sein. Nur in welcher Verfassung? „Das muss man abwarten, aber das gilt für alle betroffenen Spieler“, meint TTC-Trainer Mazunov, ergänzt indes sarkastisch: „Auch wir kommen mit zwei Akteuren ohne Jetlag.“
Quadri Aruna und Maksim Grebnev nämlich. Das nigerianische Kraftpaket also, das an einem guten Tag auch in der Königsklasse jeden Gegner schlagen kann, und der junge Russe, der dieser Tage erstmals Einzelmeister seines Landes wurde, der gegen die Spieler des international erfahrenen Titelverteidigers Saarbrücken aber wohl an seine Grenzen stoßen dürfte. „Klar, Saarbrücken ist gegen uns Favorit und hat den Heimvorteil – aber auch den Druck“, meint der Neu-Ulmer Klubchef Ebner, der gleichwohl mit einem „absoluten Glücksgefühl“ins Saarland reist. „Nach dem nationalen Pokalsieg im Vorjahr jetzt noch die Teilnahme an der europäischen Finalrunde, das ist doch eine tolle Chance“, sagte der 66-Jährige vor dem letzten Auftritt einer Mannschaft seines Vereins. Die Spieler wird er anschließend bekanntlich allesamt verabschieden. Wie, das sei noch offen und wird vom Verlauf des Turniers in Saarbrücken abhängen.
Auch Noch-Trainer Mazunov will sich im Vorfeld auf eine detailliertere Prognose nicht einlassen. „Eine Chance für uns ist sicher da, sogar auf den Titel“, so der TTCTrainer: „Aber dazu brauchen wir einen Sahnetag.“
Alles müsse eben passen, weiß der erfahrene Russe, die Tagesform vor allem und ein wenig Glück bei der Aufstellung. Mit der Auslosung jedenfalls will Mazunov nach wie vor nicht hadern: „Wer die Champions League gewinnen will, der muss jeden Gegner schlagen.“
Zeitplan:
Halbfinals: Sonntag, 13 Uhr TTC Wiener Neustadt - Borussia Düsseldorf. Sonntag 17 Uhr: 1. FC Saarbrücken – TTC Neu-Ulm.
Finale: Montag, 14 Uhr.