„Die stillen Helden dieser Gesellschaft“
Der Verein „Verborgene Engel“zeichnet in Neu-Ulm fünf Frauen für ihr besonderes Engagement aus. Beim Ehrungsabend stehen sie im Mittelpunkt.
Neu-Ulm Viele Ehrenamtliche engagieren sich tagtäglich auf vielfältige Weise, ohne darum viel Aufhebens zu machen. Sie wollen einfach helfen und packen an, wo es nötig ist. Der Neu-Ulmer Verein „Verborgene Engel“hat es sich zur Aufgabe gemacht, solche Menschen zu ehren und dafür zu sorgen, dass sie wenigstens einen Abend lang ins Rampenlicht rücken und ihre Leistung gewürdigt wird. Beim Ehrungsabend im Gasthof zur Post in Schwaighofen standen fünf Frauen und ihr Engagement im Mittelpunkt.
Von einer Jury ausgewählt wurden diesmal:
• Dr. Ursula Pietralla: Die Ärztin an der Donauklinik ist seit mehreren
Jahren ehrenamtlich in der Petrusgemeinde tätig und hat während der Corona-Pandemie ein eigenes Kammerorchester aufgebaut. Das Telemann-Septett tritt seither regelmäßig in der Petruskirche und im Bethesda-Krankenhaus auf. Sie pflegt die Klinik-Kapelle und setzte sich für eine Neuanschaffung der Krankenhausorgel ein. Pietralla hat außerdem den Besuchsdienst der Petruskirche in der Donauklinik übernommen, denn für die Medizinerin ist die seelische Verfassung ihrer Patientinnen und Patienten eine Herzensangelegenheit.
• Valentina Mack und Ilse Mascha: Beide arbeiten seit vielen Jahren im Neu-Ulmer Tafelladen und nehmen die Auszeichnung stellvertretend für alle Beschäftigten der Einrichtung entgegen. Sie verkaufen
Obst, Gemüse und Backwaren, reinigen den Laden, holen Waren von Spendern ab, räumen die Lebensmittel ein und kümmern sich um alle weiteren anfallenden Arbeiten. Tafeln stünden für Vielfalt und Demokratie, betonte der Verein. „Es geht um Solidarität und um eine Gesellschaft, an der jeder Mensch gleichberechtigt teilhaben soll.“
• Dorothea Reuster: Die Neu-Ulmer Organisation Lacrima unterstützt trauernde Kinder und Jugendliche. Als „verborgener Engel“wurde Reuster als die am längsten dort tätige Mitarbeiterin geehrt. Da sie an dem Abend nicht teilnehmen konnte, nahm ihre Kollegin Helene Lambacher die Urkunde entgegen. „Lacrima, ein wahrhaftiger Leuchtturm der Unterstützung, hat es sich zur Aufgabe gemacht, jenen, die den Verlust eines geliebten Menschen betrauern, beizustehen und sie auf ihrem individuellen Trauerweg zu begleiten“, sagte Siegfried Messner in seiner Laudatio. Reusters unermüdlicher Einsatz habe unzähligen Kindern und Jugendlichen geholfen, Licht inmitten der Dunkelheit zu finden.
• Sabine Holzschuh: Sie ist seit der Gründung des Neu-Ulmer Seniorenbesuchsdienstes im Jahr 2006 aktiv dabei. Sie und die anderen Ehrenamtlichen nehmen sich Zeit für Gespräche, gehen mit den Seniorinnen und Senioren spazieren oder zu Veranstaltungen, singen mit ihnen, lesen ihnen vor oder hören einfach nur zu – eine wertvolle Bereicherung des Alltags. Sabine Holzschuh besuchte auch während der Coronazeit als einzige eine ältere Dame trotz aller Auflagen regelmäßig. Diese hatte keine Angehörigen mehr, und Sabine Holzschuh stand ihr bei, bis die Frau starb.
„Solche Menschen gehören zu den wertvollsten Ressourcen, die unsere Stadt Neu-Ulm und unsere Gesellschaft überhaupt hat“, sagte Vereinsvorsitzender Hans Aicham über die vielen ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer. „Wir wollen somit die im Verborgenen Helfenden ans Licht holen und ihnen ein Gesicht geben.“
Dezernent Ralph Seiffert von der Stadtverwaltung Neu-Ulm machte sich in einem nachdenklichen Vortrag auf die Spur des Begriffs „Engel“. Den Preisträgerinnen sagte er: „Sie machen die Gesellschaft zu einem besseren Ort. Sie sind die stillen Helden dieser Gesellschaft.“