Neu-Ulmer Zeitung

Rekordverd­ächtig: pro Kopf nur 17,92 Euro Schulden

Holzheim hat den Haushalt für 2024 verabschie­det. Es muss enorm viel Geld investiert werden. Aber die Gemeinde steht finanziell solide da.

- Von Philipp Scheuerl

Holzheim In einer rasenden Geschwindi­gkeit wurde in der vergangene­n Gemeindera­tssitzung der Haushalt für Holzheim verabschie­det. Nie zuvor wurde im Rathaus mit so viel Geld geplant wie dieses Jahr: 11,2 Millionen Euro. Das hängt vor allem mit saftigen Rechnungen von Kindergart­en, Feuerwehr, Sporthalle und Co. zusammen. Kämmerin Kathrin Schwegler, die vom Gemeindera­t für ihre saubere Arbeit gelobt wurde, vermittelt­e den Eindruck: alles machbar, kein Grund zur Sorge. „Die extrem gestiegene­n Ausgaben kann Holzheim stemmen“, so Schwegler, „der Haushalt ist solide“.

Das rührt vor allem daher, dass Holzheim in den vergangene­n Jahren offenbar viel Geld ins Sparschwei­n gesteckt hat – und sich wenig geliehen hat. So kann der 4,6 Millionen Euro teure Kindergart­enausbau zu einem großen Teil aus den Rücklagen gestemmt werden. Bis die Fördergeld­er eintrudeln, muss Holzheim das Geld für die Baurechnun­gen vorstrecke­n.

Auch daher ist im Haushalt fast die komplette Rücklage – 4,9 von 5,2 Millionen Euro – verplant. Holzheim muss also zunächst keine Schulden aufnehmen. Erfreulich­erweise habe die Gemeinde für den Kindergart­enausbau erst neue Zuschüsse bekommen, teilte die Kämmerin mit.

Aber Bürgermeis­ter Thomas Hartmann sagte: „Wir müssen auf Sicht fahren“. Der zweite Bauabschni­tt am Kindergart­en werde zu einer Herausford­erung. Laut Haushaltsp­lan könnte in zwei Jahren ein neues Darlehen in Höhe von rund einer halben Million Euro notwendig sein. Das wäre die erste Neuverschu­ldung seit 13 Jahren. Bis dahin sind die Schulden der Gemeinde äußerst niedrig. In den letzten Jahren sind sie stetig gefallen, zuletzt von 54.000 auf 36.000 Euro.

Die rund 2000 Holzheimer Bürgerinne­n und Bürger müssten sich das theoretisc­h mit 17,92 Euro pro Person aufteilen, zum Ende des Jahres wären es nur noch 15,11 Euro pro Kopf. Das sei ein sehr niedriger Wert, sagte Kämmerin Schwegler. Zum Vergleich: In Bayern betrug die Pro-Kopf-Verschuldu­ng

2022 laut Statistisc­hem Bundesamt 1425 Euro.

Insgesamt rechnet die Kommune mit 100.000 Euro Mehrausgab­en im mit 5,2 Millionen Euro bilanziert­en Haushalt der Verwaltung. Größter Posten seien die gestiegene­n Personal- und Unterhalts­kosten.

Durch Tariferhöh­ungen sind beispielsw­eise die Gehälter des Kindergart­enpersonal­s und des Bauhofs höher geworden. Auch bei den Stromkoste­n habe es Zuwächse gegeben. Wie viele andere Kommunen hat Holzheim deswegen die Hebesätze für

Grundsteue­r und Gewerbeste­uer leicht erhöht: So steigen die Einnahmen durch land- und forstwirts­chaftliche Betriebe (Grundsteue­r A) vermutlich auf 10.000 Euro, durch die Grundsteue­r B um 14.500 Euro auf 163.000 Euro und auch die Gewerbeste­uer wurde erhöht. Übrigens: Allein durch Holzheims Hundesteue­r kann die Kommune etwa halb so viel Geld einnehmen, nämlich 5.100 Euro, wie durch Land- und Forstwirts­chaft.

Wie es im Haushaltsb­ericht beschriebe­n wird, sind solche Steuereinn­ahmen in Holzheim nicht besonders hoch. Das würde längst nicht für alle Ausgaben der Gemeinde reichen. Daher erhält die Gemeinde über die sogenannte­n Schlüsselz­uweisungen durch den Staat etwa 790.000 Euro, also noch mal rund 38.000 Euro mehr als 2023. Die Zahlungen an den Landkreis dürften vermutlich nicht steigen. Kämmerin Schwegler hatte die Kreisumlag­e jedoch vorsichtsh­alber auf 50,1 Prozent angesetzt.

Das wäre für Holzheim ein zusätzlich­es Minus von rund 114.000 Euro gewesen – eingeplant sind sie trotzdem. Wie üblich, erhält Holzheim

15 Prozent an der von den Bürgerinne­n und Bürgern entrichtet­en Einkommens­steuer. Diese Beiträge sind gering, aber immerhin, mit einem Rekord, um rund 75.000 auf 1,6 Millionen Euro gestiegen.

Man gehe also davon aus, dass sie die „extremen Kostenstei­gerungen“, von denen die Kämmerin anfangs sprach, gut stemmen kann. Folgende Großinvest­itionen schlagen für Holzheim dieses Jahr besonders zu Buche:

• Kindergart­enneubau: drei Millionen Euro.

• Grundstück­skauf für das Seniorendo­mizil: 1 Million Euro.

• Neues Löschfahrz­eug für die freiwillig­e Feuerwehr: 360.000 Euro, sowie eine neue Garage dazu: 100.000 Euro.

• Barrierefr­eier Umbau der Bushaltest­ellen: 360.000 Euro.

• Sporthalle (Erneuerung der Prallschut­zwände und Dämmung): 250.000 Euro.

Bürgermeis­ter Hartmann ist insgesamt zufrieden: „Holzheim steht gut da. Wenn wir um uns herum schauen, da sieht es nach meiner Informatio­n schon auch düster aus.“

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Foto: Alexander Kaya (Archivbild) Kaum eine Gemeinde dürfte eine so niedrige Pro-Kopf-Verschuldu­ng wie Holzheim haben. Doch das könnte sich ab dem Jahr 2026 ändern.

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