Rekordverdächtig: pro Kopf nur 17,92 Euro Schulden
Holzheim hat den Haushalt für 2024 verabschiedet. Es muss enorm viel Geld investiert werden. Aber die Gemeinde steht finanziell solide da.
Holzheim In einer rasenden Geschwindigkeit wurde in der vergangenen Gemeinderatssitzung der Haushalt für Holzheim verabschiedet. Nie zuvor wurde im Rathaus mit so viel Geld geplant wie dieses Jahr: 11,2 Millionen Euro. Das hängt vor allem mit saftigen Rechnungen von Kindergarten, Feuerwehr, Sporthalle und Co. zusammen. Kämmerin Kathrin Schwegler, die vom Gemeinderat für ihre saubere Arbeit gelobt wurde, vermittelte den Eindruck: alles machbar, kein Grund zur Sorge. „Die extrem gestiegenen Ausgaben kann Holzheim stemmen“, so Schwegler, „der Haushalt ist solide“.
Das rührt vor allem daher, dass Holzheim in den vergangenen Jahren offenbar viel Geld ins Sparschwein gesteckt hat – und sich wenig geliehen hat. So kann der 4,6 Millionen Euro teure Kindergartenausbau zu einem großen Teil aus den Rücklagen gestemmt werden. Bis die Fördergelder eintrudeln, muss Holzheim das Geld für die Baurechnungen vorstrecken.
Auch daher ist im Haushalt fast die komplette Rücklage – 4,9 von 5,2 Millionen Euro – verplant. Holzheim muss also zunächst keine Schulden aufnehmen. Erfreulicherweise habe die Gemeinde für den Kindergartenausbau erst neue Zuschüsse bekommen, teilte die Kämmerin mit.
Aber Bürgermeister Thomas Hartmann sagte: „Wir müssen auf Sicht fahren“. Der zweite Bauabschnitt am Kindergarten werde zu einer Herausforderung. Laut Haushaltsplan könnte in zwei Jahren ein neues Darlehen in Höhe von rund einer halben Million Euro notwendig sein. Das wäre die erste Neuverschuldung seit 13 Jahren. Bis dahin sind die Schulden der Gemeinde äußerst niedrig. In den letzten Jahren sind sie stetig gefallen, zuletzt von 54.000 auf 36.000 Euro.
Die rund 2000 Holzheimer Bürgerinnen und Bürger müssten sich das theoretisch mit 17,92 Euro pro Person aufteilen, zum Ende des Jahres wären es nur noch 15,11 Euro pro Kopf. Das sei ein sehr niedriger Wert, sagte Kämmerin Schwegler. Zum Vergleich: In Bayern betrug die Pro-Kopf-Verschuldung
2022 laut Statistischem Bundesamt 1425 Euro.
Insgesamt rechnet die Kommune mit 100.000 Euro Mehrausgaben im mit 5,2 Millionen Euro bilanzierten Haushalt der Verwaltung. Größter Posten seien die gestiegenen Personal- und Unterhaltskosten.
Durch Tariferhöhungen sind beispielsweise die Gehälter des Kindergartenpersonals und des Bauhofs höher geworden. Auch bei den Stromkosten habe es Zuwächse gegeben. Wie viele andere Kommunen hat Holzheim deswegen die Hebesätze für
Grundsteuer und Gewerbesteuer leicht erhöht: So steigen die Einnahmen durch land- und forstwirtschaftliche Betriebe (Grundsteuer A) vermutlich auf 10.000 Euro, durch die Grundsteuer B um 14.500 Euro auf 163.000 Euro und auch die Gewerbesteuer wurde erhöht. Übrigens: Allein durch Holzheims Hundesteuer kann die Kommune etwa halb so viel Geld einnehmen, nämlich 5.100 Euro, wie durch Land- und Forstwirtschaft.
Wie es im Haushaltsbericht beschrieben wird, sind solche Steuereinnahmen in Holzheim nicht besonders hoch. Das würde längst nicht für alle Ausgaben der Gemeinde reichen. Daher erhält die Gemeinde über die sogenannten Schlüsselzuweisungen durch den Staat etwa 790.000 Euro, also noch mal rund 38.000 Euro mehr als 2023. Die Zahlungen an den Landkreis dürften vermutlich nicht steigen. Kämmerin Schwegler hatte die Kreisumlage jedoch vorsichtshalber auf 50,1 Prozent angesetzt.
Das wäre für Holzheim ein zusätzliches Minus von rund 114.000 Euro gewesen – eingeplant sind sie trotzdem. Wie üblich, erhält Holzheim
15 Prozent an der von den Bürgerinnen und Bürgern entrichteten Einkommenssteuer. Diese Beiträge sind gering, aber immerhin, mit einem Rekord, um rund 75.000 auf 1,6 Millionen Euro gestiegen.
Man gehe also davon aus, dass sie die „extremen Kostensteigerungen“, von denen die Kämmerin anfangs sprach, gut stemmen kann. Folgende Großinvestitionen schlagen für Holzheim dieses Jahr besonders zu Buche:
• Kindergartenneubau: drei Millionen Euro.
• Grundstückskauf für das Seniorendomizil: 1 Million Euro.
• Neues Löschfahrzeug für die freiwillige Feuerwehr: 360.000 Euro, sowie eine neue Garage dazu: 100.000 Euro.
• Barrierefreier Umbau der Bushaltestellen: 360.000 Euro.
• Sporthalle (Erneuerung der Prallschutzwände und Dämmung): 250.000 Euro.
Bürgermeister Hartmann ist insgesamt zufrieden: „Holzheim steht gut da. Wenn wir um uns herum schauen, da sieht es nach meiner Information schon auch düster aus.“