V-Markt: Unternehmer Helmut Hermann gestorben
Der Allgäuer starb mit 90 Jahren. Bis vor ein paar Jahren suchte er noch regelmäßig sein Büro auf. Wie der Kaufmann die V-Märkte zu einer großen Handelsmarke machte.
Kaufbeuren So bekannt die V-Märkte in der Region sind, so unauffällig führte Helmut Hermann Jahrzehnte die Geschäfte des Familienbetriebs. Nun ist der Seniorchef des Allgäuer Handelsunternehmens Georg Jos. Kaes im Alter von 90 Jahren gestorben.
Die Familie und das Unternehmen würdigen den Seniorchef als „herausragende Unternehmerpersönlichkeit und besonderen Menschen“. Er habe einen festen Platz in den Herzen der Mitarbeiter und Geschichte des Unternehmens. Unter seiner Ägide ist der Schriftzug „V-Markt“quasi nebenbei zu einem Kennzeichen des Allgäus geworden. In Blau und Orange steht er für die zahlreichen V-Märkte im süddeutschen Raum, für Heimwerkermärkte, Tankstellen und Waschstraßen. Betrieben werden sie unter dem Dach der Firma Georg Jos. Kaes. Das Familienunternehmen
mit Zentrallager im Ostallgäuer Mauerstetten ist heute 159 Jahre alt.
Hermann hat die V-Märkte groß gemacht. Als Kaufmann genoss er bei seinen Geschäftspartnern den Ruf eines hartnäckigen, mitunter kantigen Verhandlungspartners, der aber für seine Zuverlässigkeit geschätzt wurde. „Ein Wort war bei ihm ein Wort, und auch Geschäfte per Handschlag waren möglich“, sagt ein Wegbegleiter. Rückmeldungen seiner erfahrenen Mitarbeiter seien ihm stets wertvoller gewesen als die externer Berater.
Mauerstettens Bürgermeister Armin Holderried bezeichnet Hermann als „Kaufmann durch und durch, der in einer sympathischen Art pragmatisch und unkompliziert Entscheidungen getroffen hat“.
Die Grundlage für das Geschäftskonzept
legte Helmut Hermann gemeinsam mit seiner Ehefrau Christl im Jahr 1967, als das Unternehmen in Kaufbeuren den ersten Verbrauchermarkt Schwabens eröffnete. Auf 2000 Quadratmetern Verkaufsfläche waren dort 10.000 verschiedene Artikel zu reduzierten Preisen erhältlich. Das Angebot reichte von Schnürsenkeln bis zur kompletten Wohnungseinrichtung. Es gab Parkplätze, und die Autofahrer konnten vor oder nach dem Einkauf günstig Benzin tanken. In den 1960er Jahren eine kleine Revolution nicht nur für die Konsumenten, sondern auch für das Unternehmen. Denn bis dato hatten die Eheleute mit ihrem Lebensmittelgroßhandel lediglich die Gastronomie und Einzelhändler versorgt.
Der passionierte Bergsteiger Hermann zeigte auch unternehmerisch Ausdauer. Er verantwortete die Verlagerung des Unternehmens von Kaufbeuren nach Mauerstetten 1997, begleitet von heftigen politischen Turbulenzen. Mittlerweile vertreibt der regionale Handelsgigant seine Produkte und Dienstleistungen über sechs verschiedene Vertriebslinien und in mehr als 60 Filialen im Einzelhandel sowie einem dichten Tankstellenund Waschstraßennetz im süddeutschen Raum. Der Jahresumsatz liegt nach eigenen Angaben bei rund 954 Millionen Euro (2022). Geführt wird das Familienunternehmen in der sechsten Generation. 400 Lehrlinge in neun Berufen machen Kaes zu einem der größten Ausbildungsbetriebe in Schwaben.
Dass Hermann, der bis zu seinem 86. Lebensjahr regelmäßig in der Mauerstettener Zentrale sein Büro aufsuchte, nicht nur Verantwortung für das Unternehmen, sondern auch für die Region übernahm, rechnen ihm bis heute viele an. Der Handelsfilialist unterstützt nach eigenen Angaben gut 500 Einrichtungen und Initiativen – vom Kindergarten bis zur Feuerwehr.