Neu-Ulmer Zeitung

V-Markt: Unternehme­r Helmut Hermann gestorben

Der Allgäuer starb mit 90 Jahren. Bis vor ein paar Jahren suchte er noch regelmäßig sein Büro auf. Wie der Kaufmann die V-Märkte zu einer großen Handelsmar­ke machte.

- Von Alexander Vucko

Kaufbeuren So bekannt die V-Märkte in der Region sind, so unauffälli­g führte Helmut Hermann Jahrzehnte die Geschäfte des Familienbe­triebs. Nun ist der Seniorchef des Allgäuer Handelsunt­ernehmens Georg Jos. Kaes im Alter von 90 Jahren gestorben.

Die Familie und das Unternehme­n würdigen den Seniorchef als „herausrage­nde Unternehme­rpersönlic­hkeit und besonderen Menschen“. Er habe einen festen Platz in den Herzen der Mitarbeite­r und Geschichte des Unternehme­ns. Unter seiner Ägide ist der Schriftzug „V-Markt“quasi nebenbei zu einem Kennzeiche­n des Allgäus geworden. In Blau und Orange steht er für die zahlreiche­n V-Märkte im süddeutsch­en Raum, für Heimwerker­märkte, Tankstelle­n und Waschstraß­en. Betrieben werden sie unter dem Dach der Firma Georg Jos. Kaes. Das Familienun­ternehmen

mit Zentrallag­er im Ostallgäue­r Mauerstett­en ist heute 159 Jahre alt.

Hermann hat die V-Märkte groß gemacht. Als Kaufmann genoss er bei seinen Geschäftsp­artnern den Ruf eines hartnäckig­en, mitunter kantigen Verhandlun­gspartners, der aber für seine Zuverlässi­gkeit geschätzt wurde. „Ein Wort war bei ihm ein Wort, und auch Geschäfte per Handschlag waren möglich“, sagt ein Wegbegleit­er. Rückmeldun­gen seiner erfahrenen Mitarbeite­r seien ihm stets wertvoller gewesen als die externer Berater.

Mauerstett­ens Bürgermeis­ter Armin Holderried bezeichnet Hermann als „Kaufmann durch und durch, der in einer sympathisc­hen Art pragmatisc­h und unkomplizi­ert Entscheidu­ngen getroffen hat“.

Die Grundlage für das Geschäftsk­onzept

legte Helmut Hermann gemeinsam mit seiner Ehefrau Christl im Jahr 1967, als das Unternehme­n in Kaufbeuren den ersten Verbrauche­rmarkt Schwabens eröffnete. Auf 2000 Quadratmet­ern Verkaufsfl­äche waren dort 10.000 verschiede­ne Artikel zu reduzierte­n Preisen erhältlich. Das Angebot reichte von Schnürsenk­eln bis zur kompletten Wohnungsei­nrichtung. Es gab Parkplätze, und die Autofahrer konnten vor oder nach dem Einkauf günstig Benzin tanken. In den 1960er Jahren eine kleine Revolution nicht nur für die Konsumente­n, sondern auch für das Unternehme­n. Denn bis dato hatten die Eheleute mit ihrem Lebensmitt­elgroßhand­el lediglich die Gastronomi­e und Einzelhänd­ler versorgt.

Der passionier­te Bergsteige­r Hermann zeigte auch unternehme­risch Ausdauer. Er verantwort­ete die Verlagerun­g des Unternehme­ns von Kaufbeuren nach Mauerstett­en 1997, begleitet von heftigen politische­n Turbulenze­n. Mittlerwei­le vertreibt der regionale Handelsgig­ant seine Produkte und Dienstleis­tungen über sechs verschiede­ne Vertriebsl­inien und in mehr als 60 Filialen im Einzelhand­el sowie einem dichten Tankstelle­nund Waschstraß­ennetz im süddeutsch­en Raum. Der Jahresumsa­tz liegt nach eigenen Angaben bei rund 954 Millionen Euro (2022). Geführt wird das Familienun­ternehmen in der sechsten Generation. 400 Lehrlinge in neun Berufen machen Kaes zu einem der größten Ausbildung­sbetriebe in Schwaben.

Dass Hermann, der bis zu seinem 86. Lebensjahr regelmäßig in der Mauerstett­ener Zentrale sein Büro aufsuchte, nicht nur Verantwort­ung für das Unternehme­n, sondern auch für die Region übernahm, rechnen ihm bis heute viele an. Der Handelsfil­ialist unterstütz­t nach eigenen Angaben gut 500 Einrichtun­gen und Initiative­n – vom Kindergart­en bis zur Feuerwehr.

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Foto: Harald Langer (Archivbild) Der Allgäuer Unternehme­r Helmut Hermann starb im Alter von 90 Jahren.

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