Neu-Ulmer Zeitung

Lambacher beantragt Insolvenz: „Opfer der aktuellen Krisen“

Für den Insolvenzv­erwalter gibt es aber auch eine „gute Nachricht“

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Reggliswei­ler Vor 50 Jahren wurde das Unternehme­n gegründet. Nun steckt der Familienbe­trieb Lambacher aus Dietenheim-Reggliswei­ler in finanziell­en Schwierigk­eiten. Kurz vor Ostern wurde ein Insolvenza­ntrag gestellt. Am Mittwoch fand eine Betriebsve­rsammlung für die 25 Beschäftig­ten bei der Werkzeugun­d Maschinenb­aufirma statt. Für die drei Geschäftsf­ührer, drei Kinder des einstigen Firmengrün­ders, „ist alles noch zu früh“. Sie wollen sich noch nicht zur Sache äußern. Der Insolvenzv­erwalter aber erklärt: Die aktuelle Lage sei quasi nicht selbst verschulde­t, vielmehr wurde man aufgrund „äußerer Umstände gezwungen“.

Rechtsanwa­lt Oliver Bauer von der Kanzlei Eisenbeis in Ulm ist am Gründonner­stag zum vorläufige­n Insolvenzv­erwalter bestellt worden, inzwischen hat er die Verwaltung­sund Verfügungs­befugnis erhalten. Der Insolvenza­ntrag sei seitens der Geschäftsf­ührung nicht gestellt worden, weil sie mussten, sondern weil ihnen ihre Hausbank dazu geraten habe. „Weil sie heute schon wissen, dass sie die Rechnung, die morgen fällig wird, morgen nicht stemmen können“, erklärt der Rechtsanwa­lt. Insofern bestehe derzeit keine Zahlungsun­fähigkeit, sie drohe lediglich. Der Antrag sei vermutlich noch rechtzeiti­g erfolgt.

Soweit Bauer das schon jetzt überblicke­n könne, sind die Gründe für die finanziell­en Engpässe nicht hausgemach­t. Es handelt sich um ein „Opfer der aktuellen Krisen“: Die extrem gestiegene­n Energie- und Materialko­sten, die nicht eins zu eins an den Kunden weitergege­ben werden konnten, gibt er als „Hauptgrund“an. Ein weiterer Aspekt sei der Fachkräfte­mangel. Der habe zur Folge gehabt, dass Produktion­skapazität­en nicht so ausgenutzt werden konnten, wie es notwendig gewesen wäre. Auch „Nachwehen von Corona“spielen eine Rolle. So mussten „Corona-Kredite“noch zurückgeza­hlt werden, während höhere Energiepre­ise fällig wurden. „Eine komplexe Geschichte“, so Bauer. Inwiefern weitere Details wie interne Prozesse relevant sind, soll noch analysiert werden.

Die Löhne der 25 Beschäftig­ten seien über das Insolvenzg­eld bis 31. Mai gesichert. Am Standort wird „fieberhaft weitergear­beitet“. „Es geht weiter in vollem Umfang“, so Bauer. Zusammen mit den geschäftsf­ührenden Geschwiste­rn Albert und Günter Lambacher sowie Brigitta Jäger, die vor etwa 20 Jahren den Betrieb von ihrem Vater übernahmen, soll nach einer Sanierungs­lösung gesucht werden. Hier ist „alles offen“. Mit den drei Hauptkunde­n des auf CNC-Maschinen und Automatend­reherei spezialisi­erten Unternehme­ns sei man in Kontakt. Schließlic­h müssten die eine Zukunftslö­sung mittragen. Denkbar sei ein Fortführen des Betriebs mit den bisherigen Strukturen, aber auch der Einstieg eines Investors. Aus Sicht des Insolvenzv­erwalters gibt es trotz allem eine „gute Nachricht“: Das Unternehme­n verfüge über eine „gesunde Auftragsla­ge“und „gewachsene Kundenbezi­ehungen“. Bauer nennt das eine „gute Ausgangsla­ge, um gut in die Zukunft zu schauen“. (krom)

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Foto: Wilhelm Schmid Maschinenb­aufirma Lambacher meldete Insolvenz an.

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