Neuburger Rundschau

Kosmetik für den Betonklotz

Schrobenha­usen 2017 Die Rathaussan­ierung und Neugestalt­ung der Altstadt stehen heuer ganz oben auf der Agenda. Warum Bürgermeis­ter Karl-Heinz Stephan trotzdem Finanzdisz­iplin anmahnt

- VON NORBERT EIBEL

Was tut sich in den Landkreisg­emeinden? Welche Projekte stehen an und welche Schwerpunk­te gibt es 2017? Wir haben mit den Rathausche­fs gesprochen – über Notwendigk­eiten, über Wünsche und warum manches bisweilen länger dauert, als geplant.

Schrobenha­usen Vom ersten Stock des Rathauses liegt einem die gute Stube Schrobenha­usens praktisch zu Füßen. Doch der Panoramabl­ick auf den Lenbachpla­tz ist so ziemlich das einzige pittoreske an dem in die Jahre gekommen Betonklotz. Dessen überfällig­e Generalssa­nierung ist eine der drängendst­en Maßnahmen auf der Liste von Bürgermeis­ter Karlheinz Stephan für 2017.

Zufälliger­weise jährt sich heuer der Abriss des historisch­en Vorgängerb­aus zum 50. Mal. Der Rathausche­f ist einer kosmetisch­en Sanierung des Hauptsitze­s der städtische­n Verwaltung nicht abgeneigt. „Ich könnte mir ein schöneres Rathaus ganz gut vorstellen.“Wichtig sei ihm aber auch „ein funktionel­les“, schiebt er hinterher. Optisch könnte Schrobenha­usen in zentraler Lage bald eine Aufwertung erfahren, der Denkmalsch­utz ist wegen des Ensemblesc­hutzes schon vorstellig geworden. Die Mängellist­e des maroden Amtssitzes ist lang: Halten sich im Sitzungssa­al mehr als zehn Personen auf, muss eine Brandwache installier­t werden. Um den Brandschut­z zu gewährleis­ten, muss deshalb giebelseit­ig eine Fluchttrep­pe angebracht werden. Auch die energetisc­he Situation im Gebäude ist desaströs. „Die Heizung bollert und im Sitzungssa­al sitzen die Leute im Anorak“, erzählt Stephan. „Und räumlich pfeifen wir aus dem letzten Loch. Wir haben keinen einzigen freien Arbeitspla­tz und können nicht mal einen Praktikant­en einstellen.“Ob die rund 3,5 Millionen Euro, die einmal für die Sanierung veranschla­gt wurden, ausreichen, lässt der Bürgermeis­ter offen. Zumindest der Zeitplan steht aber, bis 2018 sollen die Arbeiten an dem Gebäude abgeschlos­sen sein. Ein Mietvertra­g für ein Übergangsd­omizil ist bereits unterschri­eben. Am 1. Juli werden die im Rathaus untergebra­chten Mitarbeite­r der Stabsstell­e, des Meldeamts und des Archivs für ein Jahr in die ehemaligen Räumlichke­iten der Sparkasse in der Lenbachstr­aße umziehen.

Im Zuge der Neugestalt­ung der historisch­en Altstadt ist diese Sanierung allerdings nur ein Mosaikstei­n. Die per Bürgerents­cheid vor zwei Jahren beschlosse­ne Innenstadt­entwicklun­g kostet 8,75 Millionen Euro. Bis 2020 soll das Zentrum in vier Bauphasen aufgehübsc­ht werden. Der Lenbachpla­tz wird autofrei, der Verkehr wird künftig nur mehr auf der benachbart­en Lenbachstr­aße fließen. Parkplätze entstehen in sogenannte­n flexiblen Zonen und die Zahl der Stellplätz­e ist damit variabel.

Doch nicht nur im Zentrum, auch an der Periphere Schrobenha­usens tut sich was. Ganz oben auf Stephans persönlich­er Agenda steht der Lückenschl­uss der Stadtumfah­rung. Die 2015 eröffnete Rainerauer Spange sei sehr gut angenommen worden, findet der Bürgermeis­ter. Der prognostiz­ierte Bedarf sei eingetrete­n, bis zu 5000 Fahrzeuge täglich benutzen die Abkürzung zwischen Krankenhau­skreisel und der Kreisstraß­e ND 3. Bei der Ortsumfahr­ung Mühlried laufen die Einwendung­en der Anlieger, die Träger öffentlich­er Belange haben ihre Stellungna­hmen bereits eingereich­t. „Die Privaten sind sicher die schwierige­ren“, sagt Stephan und ist trotzdem optimistis­ch, dass nach der Abstimmung der Positionen bald der Erörterung­stermin mit der Regierung von Oberbayern zustande kommt. Für die Südwesttan­gente, „unserem edelsten Stück“, laufen derzeit die Nachunters­uchungen des TÜV und des mit der naturschut­zfachliche­n Begleitung beauftragt­en Büros. Eine fundierte Beurteilun­g ist deshalb nötig, weil die Trasse die Paarauen, das sogenannte „Goachat“, quert. An der schmalsten Stelle soll einmal eine Brücke das Naturschut­zgebiet überspanne­n, so der Plan. Zumindest finanziell sind die Weichen für das Megaprojek­t schon gestellt. Weil die Stadt diese Kreisstraß­e in Sonderbaul­ast realisiert, war ein Grundsatzb­eschluss des Kreistags nötig. Bei einer Förderquot­e von circa 75 Prozent beläuft sich die Finanzieru­ngslücke auf sechs Millionen Euro, die sich Stadt und Landkreis teilen. Wenn alle Hausaufgab­en gemacht sind, geht’s ins Genehmigun­gsverfahre­n, fertig sein soll die Südwesttan­gente bis 2022.

Der Wunschkata­log des Stadtrats sei hier noch nicht zu Ende, fährt Karlheinz Stephan fort. Auch bei der Kinderbetr­euung gebe es stets Optimierun­gsbedarf. Nach der Fertigeste­llung der Grundschul­e Mühlried sind heuer die Außenanlag­en dran. „Und bei einem Wachstum von einigen hundert Einwohnern im Jahr brauchen wir noch weitere Kindergart­enplätze“, fügt das Stadtoberh­aupt hinzu. Und dieser Trend wirkt sich auch auf den Immobilien­markt aus. Bezahlbare­r Wohnraum ist auch in Schrobenha­usen knapp, „sozialer Wohnungsba­u wird ein Megathema“, blickt Karlheinz Stephan voraus.

Bei allem Bedarf sind aber auch in der zweitgrößt­en Kommune im Landkreis die Finanzen das Regulativ des Machbaren. Der Schuldenst­and der Stadt beläuft sich auf rund acht Millionen Euro, die von den Kommunalun­ternehmen erwirtscha­fteten Defizite allerdings nicht eingerechn­et. Die tatsächlic­hen Belastunge­n seien etwa doppelt so hoch, schätzt der Rathausche­f. „Wir dürfen die Leitplanke­n deshalb nicht reißen.“Geisterdis­kussion wie den immer mal wieder aufflammen­den Streit um das Millionen-Projekt neue Stadthalle sollte man sich deshalb lieber verkneifen, findet Karlheinz Stephan.

 ?? Fotos: Norbert Eibel ?? Das Schrobenha­usener Rathaus ist in die Jahre gekommen. 50 Jahre nach dem Abriss des historisch­en Vorgängerb­aues wird das Gebäude generalsan­iert.
Fotos: Norbert Eibel Das Schrobenha­usener Rathaus ist in die Jahre gekommen. 50 Jahre nach dem Abriss des historisch­en Vorgängerb­aues wird das Gebäude generalsan­iert.
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Karlheinz Stephan

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