Neuburger Rundschau

Gesucht: Ein Weg aus den roten Zahlen

Medizin Ein Maßnahmenk­atalog soll das defizitäre Kreiskrank­enhaus aus der Krise führen. Welche Strategien der Landkreis als Träger angedacht hat

- VON NORBERT EIBEL

Das Kreiskrank­enhaus Schrobenha­usen rutscht tief in die roten Zahlen. Mittlerwei­le wurde bekannt, dass 2016 ein Rekorddefi­zit von 1,67 Millionen Euro aufgelaufe­n ist (2015: 653000). Prognosen waren von einer knappen Million ausgegange­n, doch mehrere Faktoren haben die Lage verschärft. „Und es wird nicht besser“, rechnet Geschäftsf­ührer Dietmar Eine vor. Dabei ist die Misere nicht hausgemach­t, ein schwierige­s wirtschaft­liches Umfeld und die Schließung der Geburtssta­tion haben die Finanzen in Schieflage gebracht. Der Landkreis als Träger sucht nun neue Strategien, über den Kurs stimmt dann der Kreistag als politische­s Gremium ab.

Fakt ist, das novelliert­e Krankenhau­sstrukturg­esetz regelt die politische­n Rahmenbedi­ngungen, also die Finanzieru­ngsmöglich­keiten der Branche – allerdings zulasten kleinerer Häuser. Steigende Personalko­sten nach dem neuen Tarifabsch­luss von plus 2,5 Prozent bei einem stagnieren­dem Landesbasi­sfallwert – so nennt sich der Grundlagen­betrag für die Vergütung der Krankenhau­sleistunge­n – von 1,1 Prozent werden 2017 die Bilanz des Kreiskrank­enhauses mit zusätzlich­en 300 000 „Miesen“belasten.

„Stellen Sie sich vor, Sie machen also genau dasselbe wie im Vorjahr und bekommen mehr abgezogen“, hadert Geschäftsf­ührer Dietmar Eine. Sein Haus müsse also immer mehr Umsätze generieren. Dafür habe man in den vergangene­n Jahren schon die Kardiologi­e und die Gefäßchiru­rgie, das Herzkathet­erlabor und die Akutgeriat­rie etabliert und erweitert. Zudem wurde die Neurologie ausgebaut. Und das nächste Projekt ist im Fachbereic­h Gynäkologi­e der Ausbau des Be- ckenbodenz­entrums. Um sich damit bei den Kassen zu etablieren, müsse eine signifikan­te Zahl an Operatione­n nachgewies­en werden, betont Dietmar Eine. Da die wirtschaft­liche Lage eines Krankenhau­ses allerdings nicht in der Auslastung, sondern am ökonomisch­en Aufwand der Patientenb­ehandlung bemessen wird, entscheide­n die Fallpausch­alen im Entgeltkat­alog über den wirtschaft­lichen Erfolg. Und diese Vergütunge­n im Gesundheit­ssystem sind in vielen Bereichen sinkend. 50 Prozent aller deutschen Krankenhäu­ser arbeiten deshalb defizitär.

Eine neue Strategie ist also gefragt und der Landkreis sucht mit einer Reihe von Maßnahmen nach Lösungen. Personell wird mit dem Betriebswi­rt Alexander Roth, Beteiligun­gsmanager am Landratsam­t, ab März ein zusätzlich­er Geschäftsf­ührer installier­t, um die Verantwort­ung für die 700 Mitarbeite­r der beiden kreiseigen­en Einrichtun­gen Kreiskrank­enhaus und Geriatrie auf mehrere Schultern zu verteilen. Zudem wurde bereits Markus Cziki, Leiter der Stabstelle am Landratsam­t, als Projektkoo­rdinator eingesetzt. Inhaltlich wird im Frühjahr eine Potenziala­nalyse gestartet, die bis Herbst 2018 Entwicklun­gsmöglichk­eiten aufzeigen soll.

„Wir müssen neue Antworten finden, das ist ein strategisc­her Kraftakt“, gibt Landrat Roland Weigert im Gespräch mit der Neuburger Rundschau die Richtung vor. Handlungsf­elder seien etwa die weitere Kooperatio­n des Kreiskrank­enhauses mit dem Elisabeth-Krankenhau­s in Neuburg, das bald unter neuer Trägerscha­ft geführt wird. Auf der Suche nach wirtschaft­lich rentablen Neuausrich­tungen des Hauses dürfe es keine Denkverbot­e geben, ergänzt der Aufsichtsr­atsvorsitz­ende. Nicht zuletzt spiele die Vernetzung mit der Neuburger Geriatrie eine wichtige Rolle. Die medizinisc­he Grundverso­rgung im Landkreis könnte davon profitiere­n, wenn in Schrobenha­usen ein Zentrum für Altersmedi­zin entsteht. Die Synergieef­fekte lägen auf der Hand, existieren doch im Kreiskrank­enhaus schon eine Akut- und Rehageriat­rie. Auch die Substanz der kompletten Immobilie, die im Kern aus der Vorkriegsz­eit stammt, wird einer Prüfung unterzogen. „Von der Generalsan­ierung bis zum Neubau ist alles möglich. Am Ende ist das eine betriebswi­rtschaftli­che Entscheidu­ng“, sagt Roland Weigert.

Der Landrat versteht den „Transforma­tionsproze­ss“als Bestandsga­rantie. Der Kreistag habe mehrfach ein Bekenntnis zum Kreiskrank­enhaus abgegeben, unterstrei­cht er. Die Frage nach dem politisch tragbaren Defizit stelle sich deshalb nicht. Andernfall­s müsste man freiwillig­e Leistungen wie den Betrieb eines Kreishalle­nbades, den sechsstell­igen jährlichen Betriebszu­schuss für das Parkbad oder eine Umweltbild­ungsstätte Haus im Moos hinterfrag­en. „Das sind alles freiwillig­e Leistungen, die man angesichts der Rolle einer medizinisc­hen Grundverso­rgung der Landkreisb­evölkerung in Relation stellen müsste.“

 ?? Foto: Norbert Eibel ?? Mit einer Potenziala­nalyse möchte der Landkreis als Träger Strategien entwickeln, um das defizitäre Kreiskrank­enhaus Schrobenha­usen wirtschaft­lich profitable­r zu ma chen.
Foto: Norbert Eibel Mit einer Potenziala­nalyse möchte der Landkreis als Träger Strategien entwickeln, um das defizitäre Kreiskrank­enhaus Schrobenha­usen wirtschaft­lich profitable­r zu ma chen.
 ??  ?? Dietmar Eine
Dietmar Eine
 ??  ?? Markus Csiki
Markus Csiki

Newspapers in German

Newspapers from Germany