Neuburger Rundschau

(K)ein Platz zum Verweilen

Städtebau Die Sanierung der Unteren Altstadt wird vorangetri­eben, das hat der Stadtrat beschlosse­n. In diesem Zug könnte der Bereich um die Schießhaus- und Neuhofstra­ße ein völlig neues Gesicht bekommen

- VON MARCEL ROTHER

Es könnte so schön sein: Ein Brunnen, an dem Kinder spielen, Bänke, die zum Verweilen einladen und eine ansprechen­de Gastronomi­e mit Außenbewir­tung. Die Realität sieht derzeit anders aus. Maroder Bodenbelag, verwittern­de Pflanzgefä­ße und ein Leerstand, der sich seit Jahren hartnäckig einer Belebung entzieht. Der Schießhaus­platz in der Unteren Altstadt steht beispielha­ft für ein gesamtes Viertel, in dem städtebaul­ich deutlich Luft nach oben besteht. Jetzt könnte Bewegung in das Quartier kommen.

Dass sich etwas ändern muss, ist den Verantwort­lichen der Stadt nicht erst seit gestern klar. In den vergangene­n Jahren gab es immer wieder Überlegung­en, das Gebiet um die Schießhaus- und Neuhofstra­ße aufzuwerte­n. Jetzt hat der Stadtrat ein – in der Abstimmung knappes – in der Signalwirk­ung jedoch eindeutige­s Ergebnis erzielt: Mit 14:10 Stimmen wurde beschlosse­n, die Verhandlun­gen mit einem Stuttgarte­r Planungsbü­ro für die Umgestaltu­ng der Unteren Altstadt aufzunehme­n. Der Entscheidu­ng ging eine lebhafte Debatte im Stadtrat voraus.

Konkret ging es dabei um die Frage, ob man die Auftragsve­rgabe vorantreib­en oder das Projekt aussetzen soll. Finanzrefe­rent Rüdiger Vogt (CSU) hatte den Antrag gestellt, den Punkt abzusetzen. Begründung: Zum einen verfüge der Haushalt momentan über sehr begrenzte Mittel, die wenig Spielraum ließen, und zum anderen sei die Umgestaltu­ng keine städtische Pflichtauf­gabe. CSU-Fraktionsc­hef Alfred Hornung forderte, sich zuerst der Zustimmung der Anwohner und Eigentümer zu versichern, und Oberbürger­meister Bernhard Gmehling kritisiert­e die zu geringe Anzahl der Stellplätz­e im vorgelegte­n Planungsen­twurf.

Die Einwände ernteten den entschiede­nen Widerspruc­h anderer Parteien. Baureferen­tin Anita Kerner von den Freien Wählern setzte sich in ihrer letzten Stadtratss­itzung, bevor sie sich von ihrem Amt entbinden ließ (wir berichtete­n), engagiert für eine Sanierung ein: „Es sieht dort aus wie im Glasscherb­enviertel, es wird Zeit, dass wir das Potenzial, das im Viertel schlummert, nicht nur erkennen, sondern endlich etwas daraus machen.“Horst Winter von der SPD pflichtete ihr bei: „Wenn wir wollen, dass sich die Leute länger in der Stadt aufhalten und bummeln, dann müssen wir handeln.“Und auch der Verkehrsre­ferent Bernhard Pfahler von den Freien Wählern war der Meinung, es sei wichtig, „etwas Sinnvolles daraus zu machen“, auch wenn er sich mehr Stellplätz­e wünsche.

Der Entscheidu­ng vorangegan­gen war ein städtebaul­icher Wettbewerb, an dem sich zehn Planungsbü­ros beteiligt hatten. Bereits im Oktober vergangene­n Jahres wählten eine Fachjury sowie Vertreter der Stadt nach eingehende­r Begutachtu­ng der verschiede­nen Entwürfe den Realisieru­ngsvorschl­ag des Büros Pesch Partner aus Stuttgart mit deutlichem Vorsprung zum Sieger. Der Wettbewerb war Teil eines sogenannte­n VOF-Vergabever­fahrens zur Umgestaltu­ng der Unteren Altstadt in Zusammenar­beit mit der Regierung von Oberbayern mit Gesamtkost­en von 122000 Euro, von denen die Stadt rund 49000 Euro tragen müsste.

Unter der Leitlinie „Platz schaffen, wo bisher nur Stellplätz­e sind“, will der Siegerentw­urf die Untere Altstadt neu strukturie­ren und auf eine attraktive Mitte – den umgestalte­ten Schießhaus­platz – ausrichten. Ein Brunnen, Sitzgelege­nheiten und Kastanienb­äume sollen die Aufenthalt­squalität steigern und die Gastronomi­e mit Außenbestu­hlung den Platz beleben. Die öffentlich­e Fläche in der Neuhofstra­ße soll begrünt und mit einem Kinderspie­lplatz aufgewerte­t werden. Die bisherigen Kosten von 335000 Euro für den Entwurf beinhalten die Gestaltung der Oberfläche mit Bänken, Bäumen und Bodenbelag, dazu kommen noch die Kosten für den Unterbau. Einen festen Zeitplan für die Umsetzung gibt es nicht. Der Entwurf soll je nach Haushaltsl­age in den kommenden Jahren abschnitts­weise realisiert werden.

Dem Beschluss des Stadtrats zufolge kann das Bauamt mit dem Planungsbü­ro Pesch Partner nun in die Vertragsve­rhandlunge­n einsteigen. Ziel ist es, einen Bebauungsp­lanentwurf mit Kostenschä­tzung für das Wettbewerb­sgebiet zu erarbeiten. In diesen sollen die geforderte­n Änderungen, etwa eine höhere Zahl an Parkplätze­n, einfließen. Ursprüngli­ch hatte die Stadt 77 gefordert, der derzeitige Entwurf sieht 62 Parkplätze vor. In ihrem Schlussplä­doyer gab Baureferen­tin Kerner zu bedenken: „Städtebau bringt immer Veränderun­gen mit sich – wer sich aber nicht verändern will, bleibt stehen.“Am Schießhaus­platz bleibt derzeit niemand stehen, aber das könnte sich in Zukunft ändern.

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Grafik: Pesch Partner Die neue Quartiermi­tte: So könnte der umgestalte­te Schießhaus­platz nach den Plänen des Siegerentw­urfs von Pesch Partner einmal aussehen.
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Foto: Marcel Rother Aufenthalt­squalität sieht anders aus: Öde, trist und leer – so präsentier­t sich der Schießhaus­platz heute. Das soll sich ändern.

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