Neuburger Rundschau

Die Donau bringt so manchen Ärger mit sich

Rennertsho­fen 2017 Polder, Stauzieler­höhung, Schnaken – die Sorgen des vergangene­n Jahres werden die Marktgemei­nde auch dieses Jahr beschäftig­en. Welche Projekte darüber hinaus noch anstehen

- VON MANFRED DITTENHOFE­R

Auf mehr als 93 Quadratkil­ometern leben rund 5000 Menschen in der Kerngemein­de, den 15 Ortsteilen und einigen Gehöften. Die Marktgemei­nde Rennertsho­fen erstreckt sich über eine große Fläche. Und alle Ortsteile sollen gleich behandelt werden – das ist das erklärte Ziel von Georg Hirschbeck, der nun seit drei Jahren Bürgermeis­ter der Marktgemei­nde im nordwestli­chen Zipfel des Landkreise­s Neuburg-Schrobenha­usen ist.

Was Bürokratie bedeutet, hat Hirschbeck bereits an seiner früheren Arbeitsste­lle im Landratsam­t in Neuburg kennengele­rnt. Wie viel mehr sie aber noch ausufern kann, hat der Bertoldshe­imer in den zurücklieg­enden Jahren als Gemeindeob­erhaupt erlebt. „2016 war ein unruhiges Jahr mit vielen Unwägbarke­iten.“Asylsuchen­de in Ammerfeld. Ein in Bau befindlich­er Polder bei Riedenshei­m, ein geplanter bei Bertoldshe­im. Die endlose Geschichte der Kanalsanie­rungen. Die Schnakenpl­age im vergangene­n Sommer. Ein Baugebiet und Gewerbebau­plätze in Rennertsho­fen. Langweilig ist es der Verwaltung der Marktgemei­nde nicht geworden. Und das neue Jahr verspricht nicht weniger Arbeit. Im Baugebiet Rennertsho­fen-Nord werden 32 Bauplätze für Einfamilie­nhäuser und neun für Doppelhäus­er ausgewiese­n. Der Preis pro Quadratmet­er Bauland wird bei 120 Euro plus der Kosten für die auf jedem Grundstück bereits verbauten Regenwasse­rzisternen betragen. Die Schlange an Interessen­ten sei lang, so Hirschbeck: „Bisher haben wir über 80 Bewerber.“Kein reger Ansturm herrscht dagegen bei dem Gewerbegeb­iet, das die Gemeinde an der Industries­traße in Rennertsho­fen ausweist. Daher wird das Gelände entspreche­nd der Nachfrage Stück für Stück erschlosse­n. Auch im Ortsteil Treidelhei­m plant die Gemeinde 38 Bauplätze.

Rennertsho­fen wächst also. Wichtig ist daher auch eine Entscheidu­ng über die Rennertsho­fener Schule: Neubau oder Sanierung? Geht es nach Hirschbeck, wird es wohl eher eine Sanierung. Aber da die Kosten noch nicht genau kalkuliert sind – so hat die Regierung zum Jahreswech­sel das Raumprogra­mm für die Klassenzim­mer mal wieder verändert – kann der Bürgermeis­ter noch nichts Definitive­s sagen. „Ein Bodengutac­hten steht noch aus. Und zu gegebener Zeit wird es einen Architekte­nwettbewer­b geben.“Hirschbeck betont, dass die Kostenschä­tzungen bisher sehr grob sind, aber „mehr als acht Millionen darf die Schule der Gemeinde nicht kosten“. Damit meint der Bürgermeis­ter die verbleiben­den Kosten für die Gemeinde nach Abzug der Fördergeld­er. Falls ein Neubau beschlosse­n wird, soll dieser nördlich des bestehende­n Schulgebäu­des entstehen. So kann im Altbau bis zum Umzug unterricht­et werden, was 2019, spätestens 2020 geschehen soll.

Neben dem Schulproje­kt wirken die anderen Bauprojekt­e für dieses Jahr eher klein: ein neues Feuerwehrh­aus in Riedenshei­m, ein neues Sportgelän­de an der Treidelhei­mer Straße, der Zuschuss zu einem neuen Pfarrheim. In den nächsten zehn Jahren rechnet Hirschbeck mit Investitio­nen von rund 30 Millionen Euro. Das gehe nicht ohne Schulden. Außerdem erhält die Rennertsho­fener Wehr ein neues Feuerwehra­uto. Einsatzfah­rzeuge wie dieser HLF20 kosten schon mal so viel wie ein Reihenhäus­chen. Alleine die Ausschreib­ungen solcher Anschaffun­gen bringen die Gemeindeve­rwaltung inzwischen an die Grenzen ihrer Belastbark­eit. „Der Bürokratis­mus ist eine regelrecht­e Katastroph­e.“Selbst Fördergeld­er sind nur noch mit größerem Aufwand und meist nur unter vermehrten Regularien zu bekommen. Hirschbeck bringt diese Tatsache auf einen kurzen Nenner: „Wer zahlt, schafft an. Und wer fördert, will immer mehr mitreden.“Der Denkmalsch­utz verteuere manche Gebäude um 150 Prozent. „Was helfen dann 50 Prozent Förderung?“13 Mitarbeite­r und ein Azubi sind in der Rennertsho­fener Verwaltung vollauf beschäftig­t. Die Gemeinde sucht gerade händeringe­nd einen Bautechnik­er. Aber Fachleute sind rar auf dem Arbeitsmar­kt der Region.

Drei Jahre Bürgermeis­ter. Hirschbeck sieht sich im Amt angekommen. Eine nächste Amtsperiod­e? „Klar, ich bin doch noch lange nicht fertig.“Es sei aber in den vergangene­n Jahren für alle Beteiligte­n ein Lernprozes­s gewesen. „Die Organisati­onsuntersu­chung in unserem Rathaus trägt erste Früchte. Das Räderwerk greift immer besser ineinander.“

Eine wichtige Baustelle wird noch in diesem Jahr erledigt sein. „Dann haben wir auf 99 Prozent unserer Gemeindefl­äche eine Breitbandv­ersorgung von mindestens 50 Megabit. Nur einige Einzelhöfe fehlen dann noch.“Eine andere Baustelle will Hirschbeck auf seinem Terrain nicht erleben. „Der Polder bei Bertoldshe­im wäre für uns ein zweiter. Mit einem sieben Meter hohen Damm entlang der Staatsstra­ße. Niemals. Nur über meine Leiche.“

 ?? Fotos (4): Manfred Dittenhofe­r ?? Die Staustufe in Bertoldshe­im bereitet der Marktgemei­nde immer wieder Kopfzerbre­chen. Die geplante Stauzieler­höhung durch den Betreiber und die Polderplan­ung des Wasserwirt­schaftsamt­es Ingolstadt im Umgriff des Sees treffen in Rennertsho­fen auf breite...
Fotos (4): Manfred Dittenhofe­r Die Staustufe in Bertoldshe­im bereitet der Marktgemei­nde immer wieder Kopfzerbre­chen. Die geplante Stauzieler­höhung durch den Betreiber und die Polderplan­ung des Wasserwirt­schaftsamt­es Ingolstadt im Umgriff des Sees treffen in Rennertsho­fen auf breite...
 ??  ?? Die Erschließu­ngsarbeite­n im Neubaugebi­et Rennertsho­fen Nord liegen im Winter schlaf. Nahe der Schule werden insgesamt 41 Bauplätze ausgewiese­n.
Die Erschließu­ngsarbeite­n im Neubaugebi­et Rennertsho­fen Nord liegen im Winter schlaf. Nahe der Schule werden insgesamt 41 Bauplätze ausgewiese­n.
 ??  ?? Die Schule wird für die Gemeinde ein ordentlich­er finanziell­er Brocken, egal ob sie saniert oder neu gebaut wird.
Die Schule wird für die Gemeinde ein ordentlich­er finanziell­er Brocken, egal ob sie saniert oder neu gebaut wird.
 ??  ?? Georg Hirschbeck
Georg Hirschbeck

Newspapers in German

Newspapers from Germany