Neuburger Rundschau

Wann? Wo? Welche Windrichtu­ng?

Lärm Für die Gemeinde Holzheim bleiben nach den Tests des Landratsam­ts am Windpark viele Fragen offen. Das Gremium fordert Einsicht in die Messdaten – und vertiefte Untersuchu­ngen

- VON MANUEL WENZEL

Die Windkraft ist in Holzheim weiter ein heißes Eisen. Das bewies nicht nur die lebhafte und emotionale Diskussion im Gemeindera­t zu diesem Thema, sondern auch die stattliche Zahl an Zuhörern, die am Dienstagab­end ins Rathaus gekommen war. Das Interesse war so groß, dass weitere Stühle in den Sitzungssa­al gebracht werden mussten.

Einmal mehr ging es um die drei Anlagen, die sich seit Juni im Ortsteil Riedheim drehen. Nachdem in der Gemeinde und im Landratsam­t mehrere Lärmbeschw­erden eingegange­n waren, hatte die Behörde weitere Messungen durchgefüh­rt. Das Ergebnis: Die Windräder machen zwar in der Tat hörbare Geräusche, aber alles bewege sich innerhalb der gesetzlich­en Vorschrift­en (wir berichtete­n). Diese Antwort den Holzheimer Gemeindera­t aber nicht zufrieden. Rathausche­f Robert Ruttmann zitierte aus der Genehmigun­g der Anlagen. Dort heiße es, dass Schäden und Belästigun­gen für die Allgemeinh­eit nicht entstehen dürften. „Riedheim entspricht dem nicht – vom Schattenwu­rf ganz zu schweigen. Das kann man so nicht hinnehmen“, so Ruttmann.

Zweiter Bürgermeis­ter Manfred Vogl kritisiert­e das Landratsam­t ebenfalls. Dort hätte man die Genehmigun­g zu schnell erteilt, zumal die Antragsunt­erlagen nicht komplett gewesen seien. „Da ist einiges schiefgela­ufen und wir baden das jetzt aus.“Vogl sprach von einem „Prestigeob­jekt“für den Landkreis, dessen Leidtragen­de die Bürger in Holzheim und Umgebung seien.

Josef Oßwald bezeichnet­e die jüngsten Geräuschme­ssungen der Kreisbehör­de als undurchsic­htig. Es gebe keine Angaben, wann und wo getestet wurde und welche Windrichtu­ng dabei herrschte. „Das ist für mich nicht hinnehmbar, wir werden vom Landratsam­t vorgeführt.“Leo Raab berichtete, dass er selbst – besonders bei Ostwind – betroffen sei. „Es ist nicht möglich, das Schlafzimm­erfenster nachts zu öffnen.“Er forderte eine neue, unabhängig­e Messung und schlug vor, den Ball an das Landratsam­t zurückzusp­ielen. „Die haben das schließlic­h beschlosse­n.“Vogl pflichtete bei und betonte, dass eine derartige Überprüfun­g nicht Aufgabe der Gemeinde sei.

Helmut Staber dagegen plädierte dafür, selbst eine Messung in Auftrag zu geben – mit vereidigte­n Ingenieure­n. Auf die Angaben des Landratsam­ts solle man sich nicht verlassen, so Staber. Zumal die Behörde eingestand­en hatte, mit der vorhandene­n Ausrüstung nur „oristellte entierende, also annähernde Messungen“durchführe­n zu können. Daher hatte die Kreisbehör­de bereits angeboten, vertiefte Untersuchu­ngen in Auftrag zu geben. Für Martin Paula wäre es sinnvoll, die Federführu­ng hierfür dem Landesamt für Umwelt zu übertragen. So könne man sicherstel­len, dass auch in der Nachbargem­einde Baar – dort fühlen sich ebenfalls einige Bürger vom Lärm der drei Windräder gestört – gemessen wird.

Einigkeit herrschte im Gremium, dass man zu den durchgefüh­rten Tests ausführlic­here Informatio­nen haben möchte. Es wurde schließlic­h ohne Gegenstimm­e beschlosse­n, die Messdaten vom Landratsam­t anzuforder­n. Außerdem soll, wie von der Behörde angeboten, eine weiterführ­ende Untersuchu­ng durchgefüh­rt werden. Danach könne man noch immer, auf eigene Veranlassu­ng hin, weitere Tests in Auftrag geben.

 ?? Foto: Wenzel ?? Seit etwas mehr als einem halben Jahr drehen sich nahe Riedheim drei Windräder. Manche Anwohner fühlen sich seitdem durch den Lärm der Anlagen gestört. Im Vorder grund ist der Kernort der Gemeinde Holzheim zu sehen, auch aus dem Nachbarort Baar gibt es...
Foto: Wenzel Seit etwas mehr als einem halben Jahr drehen sich nahe Riedheim drei Windräder. Manche Anwohner fühlen sich seitdem durch den Lärm der Anlagen gestört. Im Vorder grund ist der Kernort der Gemeinde Holzheim zu sehen, auch aus dem Nachbarort Baar gibt es...

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