Wann? Wo? Welche Windrichtung?
Lärm Für die Gemeinde Holzheim bleiben nach den Tests des Landratsamts am Windpark viele Fragen offen. Das Gremium fordert Einsicht in die Messdaten – und vertiefte Untersuchungen
Die Windkraft ist in Holzheim weiter ein heißes Eisen. Das bewies nicht nur die lebhafte und emotionale Diskussion im Gemeinderat zu diesem Thema, sondern auch die stattliche Zahl an Zuhörern, die am Dienstagabend ins Rathaus gekommen war. Das Interesse war so groß, dass weitere Stühle in den Sitzungssaal gebracht werden mussten.
Einmal mehr ging es um die drei Anlagen, die sich seit Juni im Ortsteil Riedheim drehen. Nachdem in der Gemeinde und im Landratsamt mehrere Lärmbeschwerden eingegangen waren, hatte die Behörde weitere Messungen durchgeführt. Das Ergebnis: Die Windräder machen zwar in der Tat hörbare Geräusche, aber alles bewege sich innerhalb der gesetzlichen Vorschriften (wir berichteten). Diese Antwort den Holzheimer Gemeinderat aber nicht zufrieden. Rathauschef Robert Ruttmann zitierte aus der Genehmigung der Anlagen. Dort heiße es, dass Schäden und Belästigungen für die Allgemeinheit nicht entstehen dürften. „Riedheim entspricht dem nicht – vom Schattenwurf ganz zu schweigen. Das kann man so nicht hinnehmen“, so Ruttmann.
Zweiter Bürgermeister Manfred Vogl kritisierte das Landratsamt ebenfalls. Dort hätte man die Genehmigung zu schnell erteilt, zumal die Antragsunterlagen nicht komplett gewesen seien. „Da ist einiges schiefgelaufen und wir baden das jetzt aus.“Vogl sprach von einem „Prestigeobjekt“für den Landkreis, dessen Leidtragende die Bürger in Holzheim und Umgebung seien.
Josef Oßwald bezeichnete die jüngsten Geräuschmessungen der Kreisbehörde als undurchsichtig. Es gebe keine Angaben, wann und wo getestet wurde und welche Windrichtung dabei herrschte. „Das ist für mich nicht hinnehmbar, wir werden vom Landratsamt vorgeführt.“Leo Raab berichtete, dass er selbst – besonders bei Ostwind – betroffen sei. „Es ist nicht möglich, das Schlafzimmerfenster nachts zu öffnen.“Er forderte eine neue, unabhängige Messung und schlug vor, den Ball an das Landratsamt zurückzuspielen. „Die haben das schließlich beschlossen.“Vogl pflichtete bei und betonte, dass eine derartige Überprüfung nicht Aufgabe der Gemeinde sei.
Helmut Staber dagegen plädierte dafür, selbst eine Messung in Auftrag zu geben – mit vereidigten Ingenieuren. Auf die Angaben des Landratsamts solle man sich nicht verlassen, so Staber. Zumal die Behörde eingestanden hatte, mit der vorhandenen Ausrüstung nur „oristellte entierende, also annähernde Messungen“durchführen zu können. Daher hatte die Kreisbehörde bereits angeboten, vertiefte Untersuchungen in Auftrag zu geben. Für Martin Paula wäre es sinnvoll, die Federführung hierfür dem Landesamt für Umwelt zu übertragen. So könne man sicherstellen, dass auch in der Nachbargemeinde Baar – dort fühlen sich ebenfalls einige Bürger vom Lärm der drei Windräder gestört – gemessen wird.
Einigkeit herrschte im Gremium, dass man zu den durchgeführten Tests ausführlichere Informationen haben möchte. Es wurde schließlich ohne Gegenstimme beschlossen, die Messdaten vom Landratsamt anzufordern. Außerdem soll, wie von der Behörde angeboten, eine weiterführende Untersuchung durchgeführt werden. Danach könne man noch immer, auf eigene Veranlassung hin, weitere Tests in Auftrag geben.