Fast doppelt so viel Gewerbesteuer?
Finanzausschuss Kämmerer Albert Wittmann rechnet mit mehr Geld. Heuer könnten es doch rund 80 Millionen Euro werden. Der Finanzbürgermeister sagt: „Wir können mehr als zufrieden sein.“
Ingolstadt wird heuer aller Voraussicht nach doch deutlich höhere Gewerbesteuereinnahmen haben als gedacht. Denn eigentlich waren für den Haushalt 2017 nur rund 45 Millionen Euro eingeplant. Das war deutlich weniger als in den vergangenen Jahren, in denen dank der guten Geschäftszahlen von VW durchschnittlich (in der vergangenen Dekade) rund 135 Millionen Euro pro Jahr verbucht werden konnten. Dann erschütterte der Abgas-Skandal den VW-Konzern und mit ihm seine Ingolstädter Tochter Audi und es war klar, dass mit so üppigen Einnahmen wie zuletzt mehr zu rechnen sein würde. Denn die Aufarbeitung des DieselGates ist kostenintensiv.
Dennoch hatte Ingolstadts Finanzbürgermeister Albert Wittmann (CSU) gestern gute Neuigkeiten im Finanzaussschuss zu verkünden. Er kann heuer wohl mit rund 80 Millionen Euro, also fast doppelt so viel an Gewerbesteuer wie veranschlagt, rechnen. Der Kämmerer bleibt vorsichtig und sagt: „Hoffen wir, dass das kein Strohfeuer ist.“Sollte es sich um eine stabile Entwicklung handeln, würden doch keine Kreditaufnahmen nötig. Noch hat die Stadt ohnehin Rücklagen. Auf die hätte man – würde tatsächlich so wenig Gewerbesteuer fließen wie zunächst veranschlagt – allerdings zurückgreifen müssen. Das wachsende Ingolstadt hat trotz des Abgas-Skandals und den unerwarteten Folgen für den Stadtsäckel ein enormes Investitionsprogramm abzuarbeiten. Nun könnte sich doch alles entspannter gestalten. Wittmann: „Wir können mehr als zufrieden sein.“
Damit das so bleibt, legte der Finanzpolitiker den Stadträten aber eine „Anlagestrategie der Stadt für das Kalenderjahr 2017“auf den Tisch. Denn im laufenden Jahr wernicht den 155 Millionen Euro an Festgeldern zur Rückzahlung an die Stadt Ingolstadt fällig. Was tun mit dem Geld in einer absoluten Niedrigzinsphase, in der nicht klar ist, ob nicht die europäische Finanzkrise (Frankreich, Italien, Griechenland) zurückkehrt, in der der neue US-Präsident Donald Trump den heimischen Finanzmarkt wieder dereguliert hat? Wittmann will von den Stadträten eine gemeinsame politische Entscheidung, wie mit dem Geld zu verfahren ist. Man will sich nun in einer Sondersitzung Rat von einem absoluten Anlagespezialisten holen und dann entscheiden. (nr)