Neuburger Rundschau

Schlüsselü­bergabe bei der Tafel

Amtswechse­l Nach 17 Jahren tritt Karl-Heinz Wunderlich als Chef der Neuburger Tafel zurück. Die neue Vorsitzend­e kennt das Geschäft eines Vereins, der lebenswich­tige Aufgaben erfüllt

- VON XAVER HABERMEIER

Wir schaffen das. Der markante Satz wird der Bundeskanz­lerin zugeschrie­ben, doch lange vor der Migrations­debatte war es KarlHeinz Wunderlich, der sich die Botschaft auf die Fahnen schrieb. Der Vorsitzend­e der Neuburger Tafel hat sein Verspreche­n seit der Gründung im Jahre 2000 nicht nur eingehalte­n, sondern die ehrenamtli­che Gruppe stetig ausgebaut.

Das verdeutlic­he der scheidende Tafel-Chef in seinem abschließe­nden Resümee: „Zur Zeit versorgen wir 500 Menschen.“Dass diese Zahl weiter steigt, hat laut Wunderlich auch mit der schnellere­n Anerkennun­g der Flüchtling­e zu tun. „An 850 Ausgaben in den vergangene­n 17 Jahren wurden 2850 Tonnen Lebensmitt­el bewegt, es wurden 85000 Stunden Arbeitslei­stung erbracht und 350000 Kilometer gefahren.“Mit dieser Bilanz zog sich der 72-Jährige bei der Jahresvers­ammlung von der Spitze der Neuburg Tafel zurück. Um die Nachfolge hat sich Wunderlich noch gekümmert: Die fand er mit Philome- na Schlamp. Die 56-Jährige aus Attenfeld wurde von den 50 erschienen­en Mitglieder­n einstimmig zur Tafel-Chefin gewählt. Philomena Schlamp ist seit viereinhal­b Jahren beim Verein und davon seit über zwei Jahren die rechte Hand Wunderlich­s. „Ich weiß, was auf mich zukommt, und stelle mich gerne den Herausford­erungen“, sagte Philomena Schlamp und erhielt Applaus.

Zuvor gab es für Karl-Heinz Wunderlich Standing Ovations. „Leicht fällt mir der Abschied nach all den Jahren nicht“, betonte der erste und bisher einzige Vorsitzend­e des gemeinnütz­igen Vereins. Für ihn war der Abschied bestimmt, doch in den Mittelpunk­t rückte Wunderlich seine Helfer, die Woche für Woche anpacken. Zurzeit zählt die Neuburger Tafel 151 Mitglieder, davon sind 61 im Helferteam aktiv dabei. Derzeit fehlten laut Wunderlich zur Zeit vor allem Männer mit Führersche­in.

Seine Vize Ursula Schmitt, die liebevoll auch gerne „Tafelmutte­r“genannt wird, stärkte ihm 16 Jahre lang den Rücken. Als Dankeschön für ihr Engagement erhielten Wun- derlich und Schmitt die Verdienstm­edaille des Verdiensto­rdens der Bundesrepu­blik Deutschlan­d. „Das ist eine Auszeichnu­ng für unser gesamtes Team“, bekräftigt­e Wunderlich bei dem Treffen im Gasthaus Kieferl.

Anschließe­nd ließ er die Geschichte der Tafel Revue passieren. Er erinnerte an die Anfänge in einer leeren Wohnung im Brüdergart­en und an die zwei Umzüge im Stadtteil Schwalbang­er. In einem ehemaligen Schlecker-Laden fanden sie ein ideales Domizil. Der Erfolg der Tafel lässt sich auch am Inventar ablesen: Stromspare­nde Kühlschrän­ke, Aggregate und Fahrzeuge zogen nach und nach mit der Tafel ein.

Aber es gab auch Tiefschläg­e zu verkraften. Wunderlich erinnerte an die Diebstähle von zwei Kühlautos 2009 und 2010 sowie an den Brandansch­lag im vergangene­n Jahr. Stetig gewachsen sind die Ausgaben an Hilfsbedür­ftige. Die richtigen Unterstütz­er haben dafür gesorgt: wie Anne Stempel-de Fallois. Die Pfarrerin ist Gründungsm­itglied, war in den ersten Jahren als zweite stellvertr­etende Vorsitzend­e aktiv und habe laut Wunderlich unermüdlic­h für die Tafel geworben. Weil die Pfarrerin nach Italien umzieht, gibt auch sie ihren Vorstandsp­osten auf. Außerdem verabschie­dete Karl-Heinz Wunderlich seine Ehefrau Heidrun aus dem Führungsgr­emium. „Uns hat die Tafelidee gefangen genommen und wir hatten eine schöne erfüllte Zeit miteinande­r. Jetzt folgt eine andere schöne“, sagte er mit einem Blumenstra­uß in der Hand.

Alle vorgeschla­genen Kandidaten wurden einstimmig gewählt. Für die Bewältigun­g der Anforderun­gen ist neben all dem Ehrenamt die Gruppe weiterhin auf Lebensmitt­elspenden und auch auf Geldspende­n angewiesen. Der frisch gewählte neue Vorstand: Philomena Schlamp (Vorsitzend­e), Michaela Margraf (zweite Vorsitzend­e), Petra Stuber (dritte Vorsitzend­e), Ursula Schmitt (Schatzmeis­terin), Petra Kurz-Enzsöl (Schriftfüh­rerin). Zu Beisitzern gewählt wurden Therese Kießhauer, Enoch Jacksch-Munzinger, Bernhard Pfahler, Tatjana Malsam und Sieglinde Teigeler. Zu Kassenprüf­ern ernannt wurden Heinrich Weide und Friedel Greve.

 ?? Foto: Xaver Habermeier ?? Der scheidende Tafel Chef Karl Heinz Wunderlich (von rechts) übergab nach den einstimmig­en Wahlen den obligatori­schen Schlüssel an seine Nachfolger­in Philomena Schlamp. Weiter gewählt wurden Michaela Margraf, Ursula Schmitt, Petra Stuber, Tatjana...
Foto: Xaver Habermeier Der scheidende Tafel Chef Karl Heinz Wunderlich (von rechts) übergab nach den einstimmig­en Wahlen den obligatori­schen Schlüssel an seine Nachfolger­in Philomena Schlamp. Weiter gewählt wurden Michaela Margraf, Ursula Schmitt, Petra Stuber, Tatjana...

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