Schuften bis zur großen Sause
Fasching Wie viel Arbeit notwendig ist, damit am kommenden Freitag der Landjugendball in Ortlfing steigen kann
Es wird gehämmert und gebohrt, geschraubt und festgezurrt, gemessen und eingepasst. Und was nicht passt, wird passend gemacht. Seit einigen Wochen herrscht in der Lösch-Halle in Ortlfing wieder Hochbetrieb. Bis kommenden Freitag, 24. Februar, muss alles fertig sein, denn dann steigt dort einer der begehrtesten Faschingsbälle im Landkreis: der Landjugendball. 25 bis 30 Leute pro Tag verwandeln die Lösch-Halle in einen Faschingstempel. Dies geschieht an vier Samstagen vor dem Rußigen Freitag und am Samstag danach in umgekehrter Weise.
Inzwischen gestaltet sich der Aufbau zur Routine mit „Köpfchen und Kraft“und als ein Werk der Generationen. „Sogar mein fünfjähriger Bub ist mit Feuereifer dabei“, erzählt Manfred Meier. Der Gemeinderat aus Biding gehört zu jener Gruppe, die „schuld“daran sind, dass der Landjugendball in der Lösch-Halle stattfindet. Denn dort war er nicht immer beheimatet.
Bis zum Jahr 2000 war der Ortlfinger Landjugendball ein Faschingshighlight im traditionsreichen Burgheimer Brucklachnersaal. Als dieser für immer seine Türen schloss, standen der Verein „Bettschoner“und die katholische Landjugendbewegung (KLJB) vor einem Problem. Der Faschingsball war und ist der wichtigste Posten im Vereinsetat, durch den das ganze Jahr über die Aufgaben bewältigt werden. Als in lockerer Runde ein paar Gleichgesinnte nach einer Lösung suchten – unter ihnen Peter Lösch aus Ortlfing und eben Manfred Meier –, stand fest: „Das packen wir!“, womit gemeint war, dass die ansonsten landwirtschaftlich genutzte Lösch-Halle am Fastnachtswochenende zu einem Faschingstempel umgebaut wird.
Das bedeutete zunächst allerdings, dass die Rücklagen der beiden Vereine in ein neues Inventar gesteckt werden mussten. „Den folgenden Arbeitsaufwand haben wir aber unterschätzt“, erinnert sich Manfred Meier nach 17 Jahren noch ganz genau. Doch ein großer Vorteil war und ist, dass beide Vereine sehr gute Handwerker in ihren Reihen hatten und haben. Schreiner, Elektriker, Installateure, Schlosser und andere mehr setzten eine Art Baukastensystem aus Fertigteilen zusammen, nummerierten und bestimmten sie und dokumentierten den Aufbau anhand von Fotos. „Am Anfang hatten wir noch ein Hochregal. Inzwischen gibt es aber eine selbst gezimmerte Galerie, die auch den Anforderungen der Aufsichtsbehörde entspricht“, sagt Manfred Meier. Weil der Zustrom an Maskerern gewaltig stieg, lagerten die Veranstalter die selbst gebaute Bühne in den Hof aus und integrierten sie gekonnt in die Lösch-Halle. Das Inventar lagert zum allergrößten Teil in der ehemals landwirtschaftlich genutzten, gemieteten Baumiller-Halle, ein kleiner Teil auch in privaten Häusern.
Beim Ball selbst stellen beide Vereine und die Feuerwehr rund 60 Einsatzkräfte. Der Strom wird von drei Häusern geliefert. Auch die Sicherheit spielt eine zentrale Rolle für die Veranstalter. Die entsprechende Wache während des Balls stellt die Feuerwehr, ein zusätzlicher Notausgang wurde geschaffen und an der Decke sind „Antitropffolien“angebracht, die auch das Jahr über dort bleiben. Die Feuerwehr übernimmt auch den Garderobendienst und darf die dabei erzielten Einnahmen für das Feuerlöschwesen behalten. Den kreativen Teil übernimmt die weibliche Landjugend. Mit Pinsel und Farbe malen sie in der ehemaligen Schule die Dekoration zum diesjährigen Thema „SpongeBob“. Größten Wert legen die Veranstalter darauf, „dass alle mitgenommen werden!“
Am Faschingsdienstag findet in der Lösch-Halle noch ein Kinderball statt, eine Art „Benefizsache“. Außerdem gibt es eine Nachfeier, und zwar nicht nur für die Helfer beim Landjugendball. Alle Ortlfinger und Bidinger, die sich das ganze Jahr über ehrenamtlich für das Gemeinwohl einbringen, sind dabei. „Das beginnt bei der Lesung in der Kirche und geht bis zur Pflege einer öffentlichen Grünfläche“, sagt Manfred Meier.
Ganz besonders freuen sich die Veranstalter, dass am kommenden Freitag die Band Chlorfrei spielt, und zwar nicht nur in der von ihnen gewohnten Form. Von 18 bis 20 Uhr, wenn die Ortlfinger und Bidinger zum Essen in das Restaurantzelt gehen, spielen sie Blasmusik.