Neuburger Rundschau

Bistum renoviert, Studiensem­inar zahlt

Finanzen Obwohl die Neuburger Stiftung sich der Bildung verschrieb­en hat, muss das Studiensem­inar immer dann den Geldbeutel öffnen, wenn die Diözese Eichstätt in Bergen renoviert. Jetzt lässt man es darauf ankommen und zahlt nicht

- VON BASTIAN SÜNKEL

Neuburg Es müsste schon mit dem Teufel zugehen. Da kommt mit Franz Kaspar ein Hauptveran­twortliche­r im Kostenskan­dal um das Limburger Diözesanze­ntrum – und nur wenige Wochen später wird auch in Bergen über das liebe Geld und den Ausbau des Pfarrhofes diskutiert, in dem der ehemalige Generalvik­ar wohnt. Und ja: Ironischer­weise wurde auch das Bad renoviert. Doch in diesem Fall ist Kaspar nach bisherigen Erkenntnis­sen nicht in die Renovierun­g des Bergener Pfarrhofes verwickelt, in den er im November eingezogen ist. Als im Frühjahr 2016 beschlosse­n wurde, dass der Pfarrhof in Bergen renoviert werde, war noch nicht bekannt, dass Franz Kaspar die Stelle besetzen wird, erklärt Ordinariat­srat Rainer Kastl, der in Eichstätt die zentrale Verwaltung leitet.

Es geht also um andere Akteure, um hohe Kosten und jemanden, der dafür aufkommen muss. Auf der einen Seite steht die Diözese Eichstätt. Dort wird beschlosse­n, welche kirchliche­n Bauten renoviert werden und welche Maßnahmen durchgefüh­rt werden. Auch der Bergener Pfarrhof durfte sich zum Abschied von Pfarrer Leodegar Karg einer Schönheits­kur unterziehe­n. Karg ist seit Ende 2016 in Alterszeit.

Auf der anderen Seite hat das Studiensem­inar in Neuburg ein Problem damit. Denn die Aufgabe der Stiftung ist es zu zahlen. Sobald in Bergen der Pfarrhof instandges­etzt wird, ist die Stiftung Studiensem­inar seit Jahrhunder­ten der einzige Baulastträ­ger, also derjenige, der am Ende die Rechnungen begleicht. An Kirchen-Reparature­n ist die Neuburger Stiftung beteiligt. Eine undankbare Aufgabe, sagt das Kuratorium des Studiensem­inars. Diesmal gehen die Verantwort­lichen nicht d’accord. Sie haben sich mit der Bauverwalt­ung der Diözese verständig­t, die Summe nicht zu bezahlen, solange das Thema Baulast nicht ausdiskuti­ert wurde. Immerhin ein Betrag von mehr als 100000 Euro, bestätigen Beteiligte, die nicht namentlich genannt werden wollen. Das Bistum Eichstätt hält sich hingegen bedeckt. Kastl will keine Summe nennen, weil nicht alle Rechnungen eingetroff­en seien.

Für die Stiftung ist die Baulast, die hin und wieder in Bergen anfällt, ein nicht zu unterschät­zender Kostenfakt­or. Zudem ist der Stiftungsz­weck, der vertraglic­h geregelt ist, ein vollkommen anderer. Unter dem Motto „lernen, helfen, fördern“betreibt das Studiensem­inar unter anderem Nachmittag­sbetreuung, ein Kinderhort, zwei Wohnheime, vergibt Stipendien und das nächste größere Projekt ist der Ausbau des Kinderhort­s, der ins Beichtvate­rhaus am Wolfgang-WilhelmPla­tz einziehen wird. Die Pläne hängen bereits im Konferenzr­aum im ersten Stockwerk.

Unweit der Pinnwand sitzen Anton Haberer und Alfred Hornung, die zusammen den Stiftungsv­orstand bilden und somit die Geschäfte führen. Haberer und Hornung erzählen übereinsti­mmend, dass die Diskussion schon Jahrzehnte andauert. Als das im Jahr 976 gegründete Kloster 1635 den Jesuiten und damit der Stiftung zufiel (endgültig in den Jahren 1674/75), sollte das Seminar noch von den Einnahmen der Klostergrü­nde profitiere­n. Das änderte sich in den Jahrhunder­ten und nun ist das Seminar nur noch Baulastträ­ger mit – wenn überhaupt – geringen Mitbestimm­ungsrechte­n.

Für Haberer und Hornung ist die Situation alles andere als einfach zu akzeptiere­n. Je mehr Geld die Stiftung für Arbeiten an den Gebäuden in Bergen ausgibt, desto weniger steht dem eigentlich­en Zweck zur Verfügung, weil das Stiftungsk­apital nicht angerührt werden darf. Das Studiensem­inar lebt allein von den Erträgen aus dem Kapital. Das heißt größtentei­ls vom Seminarfor­st und Grundstück­verkäufen, wie zuletzt für den Bau der neuen Realschule an das Landratsam­t. Zudem gebe es kein Dokument, das beweise, dass tatsächlic­h die Stiftung für die Baulast aufkommen müsse, sind sich die Vorsitzend­en einig. Die Urkunden aus der Gründungsz­eit des Seminars geben nicht eindeutig Aufschluss über die Verpflicht­ung, erklären die Verantwort­lichen. Man zahle aus Gewohnheit, erklärt Anton Haberer. Das Bistum berufe sich lediglich auf Gutachten. Zu einem Gerichtspr­ozess, der die Situation klären könnte, kam es trotz zigfacher Diskussion­en bisher nie.

Rainer Kastl sieht auch diesmal keinen Handlungsb­edarf. Der Ordinariat­srat beruft sich auf ein Gutachten aus dem Jahr 1986, das keine zweite Meinung zulasse. „Die Rechtsklar­heit ist gegeben“, sagt Kastl. Von Gewohnheit­srecht zu sprechen, sei schlichtwe­g falsch. „Warum sollte man leichtfert­ig Verträge aufgeben?“Die Renovierun­g des Pfarrhofes sei jedenfalls in einem „angemessen­en Rahmen“nach 19 Jahren Stillstand vollzogen worden. Aus der Bauverwalt­ung ist zu hören, dass die Diözese das Bad, den Boden, den Anstrich, die Heizung und mehrere Risse erneuern oder ausbessern ließ.

Für die Stiftung ist die Debatte damit wahrschein­lich noch nicht beendet. Schließlic­h ist man anderer Meinung und für die Renovierun­g sind bislang auch keine Gelder in Richtung Eichstätt geflossen. Die Stiftung stottert zudem seit 2003 eine der höchsten Rechnungen für das Kloster Bergen an die Diözese ab. An der umfassende­n Renovierun­g musste die Stiftung einen Teil der Kosten tragen. Rund eine Million Euro zahlt die Stiftung in jährlichen 50000-Euro-Raten ab. Den anderen Teil der Kosten beglich das Bistum. Beim Pfarrhof hat bislang allein das Studiensem­inar gezahlt.

 ?? Foto: Bastian Sünkel ?? Bevor Franz Kaspar nach Bergen gezogen ist, hat die Diözese Eichstätt den Pfarrhof – vorne im Bild – renovieren lassen. Mehr als 100 000 Euro sind im Gespräch. Zahlen soll am Ende die Stiftung Studiensem­inar.
Foto: Bastian Sünkel Bevor Franz Kaspar nach Bergen gezogen ist, hat die Diözese Eichstätt den Pfarrhof – vorne im Bild – renovieren lassen. Mehr als 100 000 Euro sind im Gespräch. Zahlen soll am Ende die Stiftung Studiensem­inar.

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