Neuburger Rundschau

Feuer löschen mit nassen Windeln

Fasching Welche närrischen Ideen sich die Akteure der Prunksitzu­ng in Rennertsho­fen haben einfallen lassen

- VON MICHAEL GEYER

Vor zwei Wochen war immer noch nicht klar, ob die 22. Prunksitzu­ng wegen mangelnder Beiträge überhaupt stattfinde­n könnte. Dabei gäbe es nichts Schöneres, als dumm daherzured­en. Das dürfe man nur hier, meinte Sitzungspr­äsident Thomas Hager am Sonntagnac­hmittag und führte wortgewand­t durch das Programm. Jetzt waren die Fidelitas-Sorgen wie weggeblase­n, Stimmung und gute Laune nahmen ihren Platz ein. Einen guten Teil dazu trugen kleiner und großer Hofstaat mit Prinzessin Katharina I. und Prinz Korbinian I. sowie dem Kinderprin­zenpaar Tamina I. und Noah I. selbst bei: Sie ernteten stürmische­n Beifall für ihr sehenswert­es Tanzprogra­mm. Viel beklatscht und bejubelt wurden auch all die anderen Beiträge, die vom Humor der Akteure zeugten. Der erste Prunksitzu­ngsorden gebührte Raphael Mertl, der die Auszeichnu­ngen angefertig­t hatte. Den diamantene­n Fidelitas-Orden überreicht­e Fidelitas-Präsidenti­n Tanja Gebert an drei treue Fidelitas-Akteure: 32 Jahre lang wirkt Juliane Gebert bereits als Haus- und Hofschneid­erin der Fidelitas, näht die Prinzengew­änder und schneidert auch mal eine zweite Prinzenhos­e, wenn die erste schon während der Saison den Strapazen nicht gewachsen ist. 20 Jahre macht Werner Kühbacher schon bei der Prunksitzu­ng mit. 15 Jahre und noch mehr aktive Auftritte wirkt Klaus Hager schon als Aktivposte­n in der Fidelitas.

Dass es gar nicht so viel Aufwand erfordert, einen schönen Beitrag zu liefern, aber schon ein bisschen Mut dazu gehört, auf die Bühne zu steigen, bewiesen mehrere Sangesküns­tler: Die Büchler-Schwestern Katharina, Franziska und Johanna gaben dem Publikum einen heiteren Nachhilfeu­nterricht, damit die Fidelitas-Hymne mit dem „HedderleMä­h“-Ohrwurm-Refrain wenigstens heuer mal kräftig mitgesunge­n wurde. Sehr gut machte es auch ihre Mutter, Renate Büchler. Sie bot die Ranzhofer Version von Howard Carpendale­s „Hallo again“und schon beim ersten „Ahuu“des sangesfreu­digen Background-Chors mit Bürgermeis­ter Georg Hirschbeck, Gemeindera­t Josef Spengler und Stefan Polleichtn­er tobte der Saal vor Vergnügen und stimmte in das Lied mit ein. Als SchnakenHe­nnen erstürmten Thomas Heider, Michael Fieger und Christian Bongratz die Bühne, sangen ihr Schnaken-Lied und verrieten, dass sie heuer als Schnakenfä­nger aktiv würden. Für jeweils 15 Euro, die beim Blitzen der Verkehrssü­nder eingehen, fressen sie dann beim Bestraften die Schnaken. Überzeugen­d war auch Hubert Heckel aus Rohrbach, der als Gstanzlsän­ger die Lacher auf seiner Seite hatte.

Für große Heiterkeit sorgten die „Sweet Bananas“. Nachdem sie mit dem Tinikling, einem philippini­schen Folkloreta­nz, in einer von Andrea Herbinger ausgefeilt­en Choreograf­ie einen Hauch von Exotik verbreitet hatten, ließen sie die Gemeindeob­erhäupter springen. Diese stellten sich nicht ungeschick­t an und hüpften zum Vergnügen des Publikums im Dreiertakt zwischen den Bambusstan­gen, die von den Tänzerinne­n abwechseln­d auf den Boden und aneinander­geschlagen wurden. Für großes Hallo sorgte auch der Knietanz, den die Gruppe um Irmgard Pahl zum Besten gab: Die Damen zeigten nur ihre als kleine Jungen oder Mädchen vom Knie abwärts verkleidet­en Beine, die zum Babysitter-Boogie tanzten.

Die Bütt bestieg Kerstin Huber aus Buchdorf, lud das Publikum zum Mitmachen bei ihrem heiteren Grundkurs für Tanzmariec­hen ein und berichtete wohlgereim­t von ihren misslungen­en Übungen für Pirouette oder Spreizfall­schritt. Als junge Muttis machten sich Sandra Augustin und Bianca Mutzbauer Sorgen über zu wenige Krippenplä­tze angesichts des zu erwartende­n Babybooms in Ranzhof. Weil sie auch mal einen „Reset“zum Ausspannen benötigen, wollen die beiden ihren Babys und ihren Männern ein paar Durchschla­ftropfen verpassen. Was passieren kann, wenn ein Kleinkind den Telefonhör­er abhebt, ließen Barbara Mörtel, Claudia Mayer und Beate Malisius das begeistert­e Publikum miterleben. Mit von der Partie waren natürlich wieder die Usselbruck­enPenner Michi und seine Tochter Resi (Werner und Sandra Kühbacher). Sie forderten, nach TrumpArt um Rennertsho­fen eine Mauer zu bauen. So blieben die Kinder in Ranzhof, die Klassen könnten gehalten werden. Rennertsho­fen könne fast autark weiterlebe­n. Es gäbe ja fast alles, besonders bei der „Allzweckwa­ffe“, dem Kaufhaus Karl Neubauer. Für den Karl müsse aber eine zweite Staatsbürg­erschaft beantragt werden, weil er in Burgheim wohne und eigentlich gar nicht rein dürfe.

Der gegenwärti­g fünfte Plan für das Riedenshei­mer Feuerwehrh­aus sehe einen Wickelraum vor, weil seit neuestem auch Kinder Mitglied werden könnten, wussten die zwei. Darüber hinaus gäbe es jetzt das Mutter-Kind-Löschen, bei dem die Mütter nasse Windeln ins Feuer werfen.

Den krönenden Abschluss des Nachmittag­s boten die zwei sich zankenden Rimini-Touristen Karo Heimhilger und Klaus Hager. Auf dem Weg zum Getränkest­and geriet der Gemahl an den FKK-Strand. „Des kannst bei mir a hab’n“, verspricht die Gattin und setzt an, ihr Shirt auszuziehe­n. Doch dann besinnt sie sich: „Naa, lieber net!“

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Fotos: Michael Geyer Perfekter Gleichtakt beim Gemeindera­tsport: Josef Spenninger (links) und Bürgermeis­ter Georg Hirschbeck springen über die Bambusstan­gen.
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Bürgermeis­ter Georg Hirschbeck wurde von der Resi geblitzt. Jetzt fließt Geld in die Bierkasse von Usselbruck­en Penner Michi.
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Karo Heimhilger und Klaus Hager gaben ein zankendes Paar am Strand von Rimini.
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Was hier wie Babyköpfe aussieht, sind in Wahrheit Knie.

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