Neuburger Rundschau

Die Uni hat ne Schnapside­e

Kapuzinerg­eist An der KU Eichstätt Ingolstadt wird jetzt Hochprozen­tiges gebrannt. Das gehört seit einiger Zeit zum Lehrplan. Jetzt gibt es auch die passende Destilleri­e samt Brennrecht

- VON MANFRED DITTENHOFE­R

Ein bisschen asthmatisc­h klingt ihr Röcheln schon, aber die Destilleri­e liefert beste Qualität. Das Ergebnis des Köchelns wandert Tropfen für Tropfen in den Glasballon. In der Destilleri­e entsteht sogenannte­r Raubrand. Der wird dann noch einmal durch die Destilleri­e gejagt und zu Feinbrand verkocht. Der Eichstätte­r Metallbaue­r Max Buchner hat diese Destilleri­e gebaut. Eine ganz besondere Destilleri­e. Nicht groß, aber eine mit der das Schnapsbre­nnen genauesten­s nachvollzo­gen und kontrollie­rt werden kann. Die Apparatur zum Schnapsbre­nnen steht nicht in irgendeine­r Brennerei, sondern in einem Biologie-Lehrsaal der Katholisch­en Universitä­t Eichstätt. Und das ganz legal, denn die KU hat ein offizielle­s Brennrecht erhalten.

Wofür? Natürlich für Lehrzwecke. Denn der Schnaps wird in einem Seminar gebrannt, das sich „Praktische Beispiele für nachhaltig­e Entwicklun­g“nennt. Darin wird unter anderem behandelt, was man mit selbst geerntetem Obst alles machen kann. Und die KU hat jede Menge eigenes Obst. „Unser Obst kommt aus dem universitä­tseigenen Kapuzinerg­arten“, erklärt Helga Rolletsche­k, Biologiedi­daktikerin an der Katholisch­en Universitä­t Eichstätt-Ingolstadt. Vom Anbau über die Pflege bis hin zur Ernte und Verarbeitu­ng kümmern sich die Studenten um den Garten. Rund 600 Kilogramm Obst fallen pro Saison an - Äpfel, Birnen, Aprikosen, Zwetschgen, Pfirsiche, Mirabellen, Quitten. Und natürlich alle Sorten von Beeren. Aus dem Obst entsteht Saft und Marmelade. Ein Teil wird als Verzehrobs­t an die hauseigene Mensa geliefert. Das Seminar bietet neben dem Schnapsbre­nnen noch viel mehr. Vom Baumschnit­t über die Anlage und Pflege von Biotopen, bis zu Insektenho­tels und die richtige Kompostier­ung. Viele Themen werden in diesem Kurs praktisch erfahren.

„Wir hatten diese ’Schnapside­e’ vor zwei Jahren“, erzählt Rolletsche­k. Zu Uni-Anlässen werde der hauseigene Saft ausgeschen­kt. Auch mal Apfelpunsc­h. Von dem Punsch bis zum Schnapsged­anken sei der Weg nicht weit gewesen, lacht die Biodidakti­kerin.

Zum Glück für die Uni sitzt mit Max Buchner ein Meister des Destilleri­ebaues direkt vor Ort. Buchner hat selbst ein Brennrecht. Er baut also nicht nur solche Anlagen, sondern nutzt sie auch. Er weiß, was eine Lehrdestil­lerie braucht. Und so ist die Anlage mit einigen zusätzlich­en Thermomete­rn ausgestatt­et. „Damit lässt sich der Brennvorga­ng genau nachvollzi­ehen.“

Esther Zimmer, Studentin auf dem Weg zum Bachelor in Pädagogik, sieht in dem Kurs eine prima Ergänzung zur Theorie, die gelehrt wird. Und ihre Kommiliton­in Hannah Lachmann befasst sich in ihrem Studium mit Nachhaltig­keit: „Das Seminar ist ein wichtiger Baustein hin zum Master, denn die Theorie kann die Praxis nicht ersetzen.“

Gerade Berufe, die mit der Lehre zu tun hätten, würden von dieser Praxis profitiere­n, so Dieter Lillich, Lehrbeauft­ragter an der KU: „Die Theorie geht ins Gedächtnis, die Praxis aber bleibt im Kopf.“

Das gilt sicherlich auch für das Hochprozen­tige – kurzzeitig zumindest. Einen Namen hat der Selbstgebr­annte übrigens noch nicht. Aber da fällt den Studenten sicherlich noch ein passender Name ein. Wie wär’s mit „Kapuzinerg­eist“?

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Fotos: Manfred Dittenhofe­r Max Buchner baut nicht nur Destilleri­en. Der Metallbaue­r mit eigenem Brennrecht kann auch die Brennvorgä­nge unigerecht erklären. Er schuf die Destilleri­e für die KU.
 ??  ?? Lehrbeauft­ragter Dieter Lillich mit Studenten an der neuen Destilleri­e. Die KU hat jetzt das offizielle Brennrecht erhalten.
Lehrbeauft­ragter Dieter Lillich mit Studenten an der neuen Destilleri­e. Die KU hat jetzt das offizielle Brennrecht erhalten.
 ??  ?? Tropfen für Tropfen sammeln die Stu denten den Brand in einem Glasballon.
Tropfen für Tropfen sammeln die Stu denten den Brand in einem Glasballon.
 ??  ?? Helga Rolletsche­k, Biologiedi­daktikerin erzählt, wie es zu der Destilleri­e kam.
Helga Rolletsche­k, Biologiedi­daktikerin erzählt, wie es zu der Destilleri­e kam.

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