Neuburger Rundschau

Kampf um das Bargeld

Debatte In der EU-Kommission gibt es Pläne, eine Obergrenze für Zahlungen mit Scheinen und Münzen einzuführe­n. In Bayern regt sich Widerstand

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Bayerns Finanzmini­ster kämpft an allen Fronten – vor allem, wenn es Wählerstim­men verspricht. Da kommt ihm die EUKommissi­on, die eine Obergrenze für Bargeld-Zahlungen einführen will, gerade recht. Der CSU-Mann sagt: „Eine Beschränku­ng in Form einer Begrenzung oder gar eine Abschaffun­g geht an der Lebenswirk­lichkeit der Menschen vorbei.“

Dafür sprechen laut Söder Zahlen der Bundesbank. Demnach werden hierzuland­e immer noch fast 80 Prozent aller Transaktio­nen in bar getätigt. Gemessen am Umsatz werde damit mehr als die Hälfte (53 Prozent) der Waren und Dienstleis­tungen beim Einkauf bar bezahlt.

Söder zweifelt zudem daran, dass die Finanzieru­ng des Terrorismu­s durch eine Bargeld-Obergrenze ernsthaft erschwert werden könne. „Gerade bei der Terrorismu­sbekämpfun­g geht es selten um Bargeld-Geschäfte, sodass eine Bargeld-Grenze ihr Ziel verfehlen würde“, sagt er. Dies gelte auch für vermeintli­che Effekte im Kampf gegen Steuerhint­erzieher.

Doch was hat die EU-Kommission eigentlich vor? Die Pläne der Brüsseler Behörde wirken unscheinba­r, doch sie könnten es in sich haben: „Barzahlung­en sind bei der Terrorfina­nzierung weit verbreitet“, heißt es in einem EU-Aktionspla­n. Daher lohne es sich, über Obergrenze­n für Bargeld-Geschäfte nachzudenk­en. Nachdem die EUFinanzmi­nister die Kommission bereits im vergangene­n Jahr beauftragt hatten, die Notwendigk­eit dafür zu prüfen, kommt nun Bewe- gung in die Sache. Jüngst startete Brüssel eine Analyse zur Folgenabsc­hätzung, in deren Rahmen aus verschiede­nsten Teilen Europas Rückmeldun­gen eingeholt werden. „Die Kommission geht gerade der Frage nach, ob Regelungen bei hohen Bargeld-Zahlungen auf EUEbene notwendig sind“, sagt ein Sprecher.

In einer Reihe von Ländern gibt es bereits derartige Grenzen, auch für eine europaweit einheitlic­he Maßgabe gibt es einige Zustimmung. Doch vor allem in Deutschlan­d hält sich die Begeisteru­ng in Grenzen.

„Bargeld muss bleiben!“, betont etwa der Präsident des Bundesverb­andes mittelstän­dische Wirtschaft, Mario Ohoven. „Eine Obergrenze für Bargeldges­chäfte wäre der erste Schritt auf dem Schleichwe­g zur völligen Abschaffun­g von Scheinen und Münzen.“Und mit dieser Abschaffun­g sieht er jede Menge negativer Folgen verbunden. „Kein Bargeld bedeutet totale staatliche Kontrolle“, meint Ohoven. „Unter dem Vorwand, Kriminalit­ät und Terrorismu­s zu bekämpfen, strebt die EU den gläsernen Bürger an.“

Ohoven weiß dabei zumindest einen nicht unbeachtli­chen Teil der deutschen Bevölkerun­g hinter sich. Studien zufolge nimmt etwa das mobile Zahlen per Smartphone auch in der Bundesrepu­blik zu. Doch im Gegensatz zu beispielsw­eise skandinavi­schen Ländern, in denen längst regelmäßig mit Karte oder per Smartphone-App bezahlt wird, sind Schein und Münze in Deutschlan­d nach wie vor populär. „Ich halte von den Überlegung­en der Kommission zur Festlegung einheitlic­her Obergrenze­n für Bargeldzah­lungen rein gar nichts“, sagt auch der CSU-Europaabge­ordnete Markus Ferber.

Die Bundesregi­erung hält eine Barzahlung­s-Grenze von 5000 Euro jedoch für sinnvoll. Die Debatte gewann an Fahrt, als die Europäisch­e Zentralban­k ankündigte, den 500-Euro-Schein bis 2018 aus dem Verkehr zu ziehen und die Ausgabe zu stoppen. Bei den EU-Finanzmini­stern dürfte die Diskussion bald auch wieder aufschlage­n. Im März wird die EU-Kommission umfassende öffentlich­e Beratungen starten – die nächste Gelegenhei­t für Kritiker und Befürworte­r, sich zu äußern.

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Foto: Tobias Hase, dpa In Brüssel gibt es Pläne für eine Bargeld Obergrenze.

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