Gaudi-Fahrt mit dem Zipfelbob sichert Gold
Dieses Bild hat sich im Kopf von Hermann Weinbuch festgebrannt. Als er, der Bundestrainer der deutschen Kombinierer, am Dienstag letzter Woche mit seinen erfolgreichsten Athleten zur Grüntenhütte oberhalb von Rettenberg im Oberallgäu gewandert ist, um sich dort bei einer ordentlichen Allgäuer Brotzeit für die harten und entbehrungsreichen WM-Tage im finnischen Lahti zu stärken, bot sich dem sonst so nüchtern wirkenden Weinbuch ein rührender Anblick.
Er sei mit Co-Trainer Ronny Ackermann bewusst ein paar Meter hinter der Mannschaft gelaufen, um herauszufinden, ob sich Grüppchen bilden, ob der eine (Frenzel zum Beispiel) vom anderen (Rydzek zum Beispiel) vielleicht etwas Abstand nehmen würde. Aber nein: einträchtig seien sie selbst an den engsten Stellen nebeneinandergelaufen und hätten sich rege über Gott und die Welt unterhalten, nur bloß nicht über ihre unglaubliche Dominanz im Weltcup – und bei der bevorstehenden WM.
Zu Friede, Freude, Eierkuchen gab’s auf 1500 Höhenmetern wahrscheinlich noch Kaminfeuer, ein paar Halbe Allgäuer Qualitätsbier (alkoholfrei selbstverständlich) und zur Krönung einen kohlehydratreichen Kaiserschmarren. Nicht überliefert ist, ob die nächtliche Abfahrt mit dem Zipfelbob mit einem Foto-Finish zwischen Frenzel und Rydzek endete, ob der Verlierer hinterher den bunten Plastikteller mit Griff aus Verärgerung in einen Tobel warf oder ob Weinbuch sich selbst als Gewinner der Gaudi-Abfahrt feiern durfte, weil die physikalischen Gesetze einen gewichtigen 56-Jährigen nun einmal schneller zu Tal bringen als einen austrainierten Endzwanziger.
Wie auch immer: Weinbuch hat trainingsmethodisch alles richtig gemacht. Sein Teambuilding hat erste Früchte getragen. Auch gestern dominierten die deutschen Kombinierer die internationale Konkurrenz nach Belieben – und wir Journalisten mussten den skandinavischen Kollegen das Geheimrezept mit dem Zipfelbob erklären. Das Internet-Lexikon und unser nicht vorhandenes finnisches Sprachgefühl brachten ein zauberhaftes „Bobbi Klo pippi“zutage. Danke, Hermann Weinbuch, für diese völkerverständigende Steilvorlage.