Gesangstalente gesucht!
Konzert Der Simon Mayr Chor e.V. bringt im September die Uraufführung eines Luther-Oratoriums auf die Bühne des Neuburger Kongregationssaals. Das Besondere: Hobby-Sänger mit einer „sauberen“Stimme können sich bewerben
In Neuburg dreht sich heuer alles um Martin Luther und die Reformation, die dieser vor 500 Jahren anstieß. Ab Mitte Juli können sich die Besucher der großen Ausstellung „Fürstenmacht und wahrer Glaube“im Schloss und in der Hofkirche informieren. Passend dazu gibt es ein umfangreiches Rahmenprogramm, zum Beispiel mit Konzerten. Ein Höhepunkt wird am Samstag, 23. September, um 19.30 Uhr die Uraufführung des Oratoriums „Martinus“für Soli, Chor und Orchester sein. Dieses Werk wird gerade noch von Professor Robert Maximilian Helmschrott, einem der namhaftesten Komponisten der Gegenwart, komponiert. Aufgeführt wird es vom Simon-Mayr-Chor mit Ensemble. Ergänzt werden soll die Gruppe von talentierten Kirchenchormitgliedern und Hobby-Sängern. Diese können sich ab sofort bewerben – und dann mit dem Stück möglicherweise auf Tour in Deutschland und im Ausland gehen.
Man muss kein Profi sein, um bei dem Projekt mitmachen zu dürfen, sagt der künstlerische Leiter Franz Hauk. „Es geht darum, sauber zu singen, Töne zu treffen und sich in den Gesamtklang einfügen zu können.“Egal, ob Sopran, Alt, Tenor oder Bass – wer sich für geeignet hält, kann per E-Mail an den SimonMayr-Chor sein Interesse bekunden. Dann wird man zu einem individuellen Vorsingen eingeladen, wofür man ein Lied vorbereiten sollte. „Das kann sich jeder selbst aussuchen. Es muss keine Opernarie sein“, erklärt Hauk. Danach müssen die Bewerber noch ein paar Übungen vorsingen. So hört die Jury, wer letztendlich gut genug für die Aufführung ist. Die Bewerbungsfrist läuft bis Ende Mai, ein paar Sänger haben sich schon gemeldet. Im Juni oder Juli wird schließlich wie bei einem Profi-Ensemble im Block geprobt – eventuell zwei Wochen am Stück oder zwei Wochenenden hintereinander. Details stehen noch nicht fest, sagt Michaela Mirlach-Geyer, stellvertretende Vorsitzende des Simon Mayr Chor e. V. Die Sänger bekommen die Noten aber schon vorab, um selbstständig üben zu können.
Das Libretto der Auftragsarbeit ist bereits fertig. Helmschrott habe es in circa drei Monaten geschrieben, erzählt Hauk. Zunächst sollte das Werk von Stationen in Luthers Leben handeln. Aber von dieser Idee kam man schnell wieder ab. „Wir wollten uns abheben von anderen. Wir wollen etwas bieten, das noch nie da war“, erzählt MirlachGeyer. So handelt das Oratorium „Martinus“nun von Glaubensfragen, von einer philosophischen Richtung, die von Luther ausgeht und Gedanken in die heutige Zeit transportiert. Es stellt die Frage: Bräuchten wir heute erneut eine Reformation? Wo will die Ökumene hin? „Wir wollen keine religiösen Ideale vermitteln“, erklärt Hauk. Doch es sei Aufgabe der Kunst, weiterzudenken, die Menschen bei der Hand zu nehmen und ihnen Neues zu zeigen, sie ein Stück weit zu provozieren – ohne dass sie abblocken. Der Professor habe für das Libretto Bücher über Luther, aber auch über das Judentum und den Islam studiert, so Hauk.
An der Vertonung arbeitet der Komponist derzeit noch. Diese werde voraussichtlich Ende April vollendet sein, schätzt Hauk. Dann müssen die handgeschriebenen Noten allerdings erst noch in den Computer übertragen und die Partitur gedruckt werden. Der Projektchor wird von einem circa 30-köpfigen Orchester begleitet. Darin wird es neben einem Flügel Streicher, Holzbläser, Trompeten, Hörner und Schlagwerk geben. Solisten und Sprecher ergänzen die Aufführung. Obwohl das Stück noch im Entstehen ist, kann Hauk schon verraten, dass es „heftig“anfangen werde, mit der Hoffnungslosigkeit der tief betrübten Menschen. Die Musik sei „klangsinnlich“, sagt Hauk, weder total eingängig und gefällig wie Schlagermusik noch völlig schräg. Helmschrott arbeite mit einem modernen Tonsystem, das auf Dur und Moll basiere, aber die Akkorde in einen neuen Zusammenhang bringe. Er ließ sich inspirieren von dem französischen Komponisten Olivier Messiaen.
Wer jetzt neugierig geworden ist und gerne einmal bei einer Uraufführung auf der Bühne stehen möchte, schreibt eine Nachricht an
MirlachGeyer: „Jeder, der eine gute Stimme hat und arbeitswillig ist, ist herzlich eingeladen.“