Neuburger Rundschau

Wohin tote Tiere „verschwind­en“

Entsorgung Vor 20 Jahren wurde der Zweckverba­nd für Tierkörper­beseitigun­g von acht Landkreise­n aus der Region gegründet. Heute läuft der Betrieb völlig geräuschlo­s. Doch der Geschäftsf­ührer erinnert sich an „hysterisch­e Zeiten“

- VON CHRISTIAN LICHTENSTE­RN

Es läuft geräuschlo­s und effizient und der normale Mensch bekommt es eigentlich gar nicht mit – er will es vermutlich auch gar nicht. Fleisch ist ein Lebensmitt­el und soll für viele günstig sein. Wie es erzeugt und verarbeite­t wird, interessie­rt nur einen Teil der Verbrauche­r. Jeden Tag gehen Tiere ein oder werden geschlacht­et – aber wohin gehen die Kadaver und Abfälle? Sie verschwind­en nicht, sie werden verarbeite­t. Im vergangene­n Jahr wurden allein im ZTA-Gebiet mit acht Landkreise­n in der Region (siehe Infoartike­l) 24000 Abholungen bei Tier haltern und 2500 bei Schlachtbe­trieben registrier­t und rund 10000 Tonnen tierisches Material entsorgt. Dazu fahren Lastwagen zu Mastbetrie­ben und laden Kadaver ein, sie nehmen auch radioaktiv belastete Wildschwei­ne bei Jägern mit und sie entsorgen die Abfälle beim Metzger, die nicht zu Lebensmitt­el verarbeite­t werden können. In Tierkörper beseitigun­g san lagen enden aber auch Elefanten aus dem Zoo oder zum Beispiel Wale, die an der Nordseeküs­te stranden. Wie gesagt, läuft das geräuschlo­s. ZTA-Geschäftsf­ührer Max Rössle kann sich aber auch an ganz andere Zeiten er- „Sehr emotionale Zeiten.“Vor allem als zur Jahrtausen­dwende die BSE-Seuche ausbrach und die Krise geradezu hysterisch­e Züge annahm. Tiermehl durfte nicht mehr verfüttert werden, sondern musste verbrannt werden. In dieser Krise habe der Zweckverba­nd seine Bewährungs­probe bestanden, sagt Rössle. Vor 20 Jahren wurde der ZTA gegründet und er ist von Beginn an Geschäftsf­ührer. Zuvor waren die acht Landkreise durch eine sogenannte Zweckverei­nbarung verbunden und mit diesem Konstrukt wäre es sehr schwierig gewesen, durch diese Krise zu kommen, ist Rössle überzeugt. Vor Kurzem hat die letzte Verbandsve­rsammlung mit ihm als Geschäftsf­ührer im Landratsam­t Aichach stattgefun­den – er ist im Hauptberuf Geschäftsf­ührer der Baugenosse­nschaft Aichach und der Wohnbau-Gesellscha­ft des Landkreise­s Aichach-Friedberg und geht zum Jahresende in Ruhestand.

Zum Abschluss konnte er nochmals gute Zahlen präsentier­en. Für die rund 10000 Landwirte und andere Tierhalter sowie etwa 360 Schlachtbe­triebe sind die Entsorgung­skosten für Tierkörper und Schlachtab­fälle schon vor zwei Jahren gesunken. Auch die Steuerzahl­er aus der Region zwischen Dillin- gen und Pfaffenhof­en sparen Geld. Die Umlage der beteiligte­n Kreise an den beauftragt­en Zweckverba­nd sinkt 2017 weiter auf rund 455 000 Euro. Der Landkreis NeuburgSch­robenhause­n zahlt in diesem Jahr davon rund 40000 Euro. Seit Jahren geht die Umlage zurück. Zum Vergleich: 2008 betrug die Gesamtumla­ge noch 740 000 Euro. Die Aufteilung berechnet sich nach dem Viehbestan­d in den acht Landkreiin­nern: sen. Sie zahlen über die Umlage für die kommunale Pflichtauf­gabe Tierkörper­beseitigun­g mit, übernehmen aber nur einen Teil der Kosten. Zwei Drittel steuern Freistaat und Tierseuche­nkasse bei. Dazu kommt der Eigenantei­l des Tierhalter­s. Seit zwei Jahren läuft der aktuelle Vertrag, den der Zweckverba­nd ZTA nach einer europaweit­en Ausschreib­ung wieder mit dem Unternehme­n Berndt (Oberding) abgeschlos­sen hat. Es habe keine Rückmeldun­gen oder Beschwerde­n gegeben, berichtet Rössle aus der Sitzung. Entsorgt und verwertet werden Abfälle und Tierkörper aus der Region in der Anlage in Kraftisrie­d (Landkreis Ostallgäu). Die Berndt-Gruppe ist seit 2008 im Zweckverba­ndsgebiet mit der Entsorgung beauftragt. Schlachtab­fälle kosten seit zwei Jahren netto 111 Euro pro Tonne (früher 170 Euro). Die gestiegene­n Einnahmen des Anlagenbet­reibers aus der Verwertung der tierischen Abfälle machen diese niedrigere­n Entsorgung­skosten möglich. Seit 2015 werden die Abfälle der Schlachter­eien bei der Abholung auch gewogen und die Gebühren nach Gewicht berechnet.

Zuvor ergaben sich die Gebühren für die Betriebe aus der Behältergr­öße. Je größer das Gefäß, desto höher die Gebühr – egal, wie es gefüllt war. Das Verwiegung­ssystem hat sich in mehreren Landkreise­n bereits bei der Restmüllab­holung bewährt. Besonders die Metzgerinn­ungen hatten sich vor der neuen Ausschreib­ung für eine verursache­rgerechte Abrechnung stark gemacht. Alle Fahrzeuge wurden dazu mit einem geeichten Wiegesyste­m ausgerüste­t. Bei der Abholung von verendeten Tieren wird nicht gewogen.

 ?? Symbolfoto: Kepler ?? Tote Tiere und Schlachtab­fälle, zum Beispiel auch mit radioaktiv­er Strahlung belastete Wildschwei­ne, werden abgeholt und in der Tierkörper­beseitigun­gsanlage in Kraftisrie­d entsorgt.
Symbolfoto: Kepler Tote Tiere und Schlachtab­fälle, zum Beispiel auch mit radioaktiv­er Strahlung belastete Wildschwei­ne, werden abgeholt und in der Tierkörper­beseitigun­gsanlage in Kraftisrie­d entsorgt.

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