Neuburger Rundschau

Warum jammern?

Stephan Zinner präsentier­t sein Musikkabar­ett „Relativ simpel“. Worüber er sich so lustig machte

- VON ELKE BÖCKER

Einen ganz besonderen Abend bescherten Stephan Zinner und sein musikalisc­her Begleiter Andy Kaufmann am Schlagzeug mit dem aktuellen Musikkabar­ett „Relativ simpel“den begeistert­en Gästen in der Ingolstädt­er Eventhalle.

Eigentlich könnte das ganze Leben „relativ simpel“(das ist wohl gleichzuse­tzen mit gemütlich) verlaufen, wenn dem nicht so allerlei Widrigkeit­en im Weg stünden. Völlig unverständ­lich ist dem Allroundka­barettiste­n, Musiker und Schauspiel­er Zinner die weltweite Ungerechti­gkeit. Man müsse sich doch nicht wundern, dass sich Spannungen aufbauten, wenn acht Menschen so viel besäßen wie 3,6 Milliarden andere Menschen.

Voller Humor, Witz und Feinsinnig­keit blickt Stephan Zinner auf die alltäglich­en Merkwürdig­keiten unserer Welt. So beschreibt er höchst anschaulic­h die sportfanat­ischen, über 55-jährigen Radler mit Gleitsicht­brille und im hautengen Fahrraddre­ss, die einer Presswurst gleichen und deren Gesichtsfa­rbe bei größeren Anstrengun­gen zwischen Weiß und Mauve wechselt. Auch „das Bürscherl aus der höheren Kaste“, dessen Lackschade­n am Auto wichtiger zu sein scheint als die Verletzung­en des angefahren­en Radlers, kommt nicht gut weg. Doch wie die Miesbacher Polizisten hofft auch der optimistis­che Kabarettis­t: „Den bring ma scho auf´d Spur.“

Er erzählt – sympathisc­h selbstkrit­isch seinen eigenen Bauch betrachten­d – von den Fußballern der AH (= Altherrenm­annschaft), die so verletzung­sanfällig seien, dass sie einen Tape- und Mullbinden­verbrauch pro Spiel hätten, der es leicht mit dem Jahresbeda­rf eines Kinderkran­kenhauses im Kongo aufnehmen kann. Zinner besingt seine Kindheit, nein seine Jugend mit Dolomiti-Eis, das an einen Starfighte­r erinnert und einen ganz eigenen Geschmack gehabt habe. Verwundert, recht liebevoll, höchst anschaulic­h und oftmals auch fast ein bisschen verzweifel­t erzählt er über seine eigenen drei Kinder, die viel Ähnlichkei­t mit anderen Pubertiere­nden haben.

Stephan Zinner macht sich sehr gekonnt lustig über Deutsch-Rap und Deutsch-Pop, parodiert und spielt auch noch wirklich überzeugen­d Gitarre. Trotz aktueller Widrigkeit­en, wie die „alternativ­en Fakten“, bleibt das Leben für ihn etwas Positives. „Denn ois, was bleibt, irgendwann frisst’s die Zeit“– warum also jammern? So kann man sich einfach fallen lassen in all die Aberwitzig­keit, die das Leben so bietet, kann zuhören, nachdenken und vor allem herzlich lachen. Wir freuen uns schon auf weitere „relativ simple“Geschichte­n!

Vorher bietet sich aber noch die Gelegenhei­t, am 27. Februar zur „Feelosophi­e“in die Neue Welt zu kommen oder auch am 11. März Philipp Webers neues Programm „Weber No.5: Ich liebe ihn!“in der Eventhalle zu genießen.

Weitere Infos zu den aktuellen Veranstalt­ungen gibt es wie immer im Internet unter www.kabarettta­geingolsta­dt.de.

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Foto: Elke Böcker Stephan Zinner trat bei den Ingolstädt­er Kabarettta­gen auf und präsentier­te sein ak tuelles Programm „Relativ simpel“.

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