Neuburger Rundschau

Geldstrafe mit Drogenhand­el bezahlt

Gericht Eine abgepackte Plastiktüt­e und der Geruch von Marihuana verraten einen Mann aus Königsmoos

- VON GALINA BAUER

Über die Beweggründ­e eines 29-jährigen Angeklagte­n musste Staatsanwä­ltin Anna Brunwinkel ganz schön schmunzeln. Der Angeklagte erklärte: „Ich habe mit Drogen gehandelt, um meine Geldstrafe bezahlen zu können.“Bestraft wurde der Mann aus Königsmoos vor etwa einem Jahr ausgerechn­et für Drogenbesi­tz. Auch Richterin Celina Nappenbach war amüsiert und verständni­slos zugleich: „Ich muss darüber schon den Kopf schütteln. Das ist die denkbar dümmste Art, Geld zu beschaffen. Wenn das Schule macht, dann kann ich in Zukunft keine Geldstrafe­n mehr verhängen.“

Beim 29-Jährigen wäre dies ohnehin keine Option mehr. Zu groß war die Menge an Drogen, die die Polizei in seiner Wohnung in Königsmoos fand: 337 Gramm Marihuana, der Großteil war verkaufsfe­rtig in Tüten à 3,75 Gramm abgepackt. Auch eine geringe Menge Amphetamin­e und zwei Tabletten Ecstasy, sogenannte harte Drogen, fanden die Beamten. Bei seinem Geständnis gab der Angeklagte unumwunden zu, dass ihn Betäubungs­mittel aller Art etliche Jahre seines Lebens begleiten. Mit 14 Jahren habe er angefangen, Marihuana zu rauchen. In der Hochphase seien es drei bis vier Gramm am Tag gewesen, gestand der 29-Jährige und sagte weiter: „Alkohol trinke ich, seit ich 16 bin. Bevor ich in die Untersuchu­ngshaft gekommen bin, waren es zehn bis zwölf Dosen Bier am Tag.“Auch nach Tabletten war der Mann aus Königsmoos süchtig. Starke Rückenschm­erzen veranlasst­en ihn zur Selbstther­apie. „Die Menge war zum Schluss erschrecke­nd“, sagte der Angeklagte reumütig.

Der Konsum hatte Auswirkung­en auf sein Leben. Auf der Arbeit, er war bis zu seiner Festnahme bei einem Automobilz­ulieferer in Ingolstadt angestellt, gab es zunehmend Probleme. Aggressiv soll er nach eigenen Angaben gewesen sein. Für die Nachtschic­ht nahm er Amphetamin­e ein. Das Geld war knapp, neue Drogen mussten finanziert werden.

Erst die Zeit in der U-Haft konnte den Teufelskre­is durchbrech­en. Als seine Vermieteri­n ein Päckchen im Hausflur findet, alarmiert sie die Polizei. Der Geruch von Marihuana verrät den Königsmoos­er. In der Wohnung werden die Beamten fündig. Neben den Drogen finden sie Hinweise auf systematis­chen Handel, unter anderem eine Feinwaage und Plastiktüt­chen. Auch Chatverläu­fe zu Abnehmern beweisen das. Darin ist auch von „Fuchsi“die Rede. In Drogenkrei­sen sind damit 50 Euro gemeint, so viel kosten vier Gramm Marihuana. Für 12,50 Euro erhalten Konsumente­n ein Gramm.

Das soll nun der Vergangenh­eit angehören. Den kalten Entzug gab es für den 29-Jährigen in der Untersuchu­ngshaft. Eine Therapie soll folgen. Seine Fehler seien ihm klar, sagte der Angeklagte­n, in Zukunft will er ohne Drogen auskommen. Einen Neustart wünscht er sich – möglichst mit seiner Verlobten. Das überzeugte Richterin Celina Nappenbach. Sie setzte ein Jahr und sechs Monate Freiheitss­trafe zur Bewährung aus.

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