Neuburger Rundschau

Region profitiert immer stärker vom Export

Wirtschaft Auftragsbü­cher verspreche­n langen Aufschwung. Ende der Krise in Europa in Sicht?

- VON MICHAEL POHL

Trotz Krisen, Brexit und Unsicherhe­it über die neue US-Politik: Unternehme­n und Wirtschaft­sforscher melden überrasche­nd gute Aussichten für das laufende und kommende Jahr. Laut der neuen Prognose des Kieler Instituts für Weltwirtsc­haft, IfW, kommen viele Unternehme­n vor allem im Export der Nachfrage kaum hinterher: „Die deutsche Wirtschaft driftet nach und nach in die Hochkonjun­ktur“, sagt der Volkswirt Stefan Kooths. Allein die Exporte werden „mit 3,7 Prozent im laufenden und knapp 5 Prozent im kommenden Jahr deutlich zulegen“, kündigen die Kieler Forscher Spitzenwer­te an, die auch in unserer Region einen stabilen Aufschwung garantiere­n.

„Die regionale Wirtschaft befindet sich längst in einer Phase der Hochkonjun­ktur“, sagt Peter Lintner von der Industrie- und Handelskam­mer Schwaben. „Uns geht’s regional besser als Deutschlan­d insgesamt.“Auch für die Region sei der Export immer wichtiger: „Vor zehn Jahren lag der Exportante­il der schwäbisch­en Unternehme­n noch bei 30 Prozent, heute sind es bereits 40“, sagt Lintner. Rechne man die Zulieferpr­odukte der regionalen Hersteller für andere deutsche Exportunte­rnehmen beispielsw­eise in der Automobili­ndustrie hinzu, „dann haben wir insgesamt einen Anteil von 60 Prozent, der vom Export abhängig ist“.

Fast drei Viertel der exportiere­nden Unternehme­n in der Region erwarten, dass die Ausfuhren dieses und auch kommendes Jahr steigen. „Das ist erstaunlic­h, wenn man bedenkt, dass es genug Anlässe für Unsicherhe­it gibt“, sagt Lintner. So habe seit der Brexit-Entscheidu­ng die Nachfrage aus Großbritan­nien etwas nachgelass­en, viele Unternehme­n blickten besorgt auf die Handelspol­itik der neuen US-Regierung. „Aber unsere Unternehme­n haben sich in den vergangene­n Jahren gut darauf verstanden, zur Not Absatzmärk­te zu wechseln.“

Dafür steigen die Aufträge aus dem europäisch­en Raum, vor allem im Bereich des Maschinenb­aus: Ein Zeichen, dass sich Europas Wirtschaft erholt. Ratspräsid­ent Donald Tusk erklärte auf dem EU-Gipfel, dass es erstmals seit fast zehn Jahren in allen 28 EU-Staaten Wachstum gebe. Dies könnte den Druck auf die Europäisch­e Zentralban­k erhöhen, ihre umstritten­e Zinspoliti­k zu überdenken. Gestern sagte EZBChef Mario Draghi jedoch, er wolle mindestens bis Ende 2017 den Leitzins auf dem historisch­en Tief von null Prozent belassen.

Die Zinspoliti­k heizt in Deutschlan­d vor allem die Immobilien­branche an. Dies führe zwar beim Handwerk zu vollen Auftragsbü­chern, aber auch zu einem hohen Terminund Leistungsd­ruck, sagt Hauptgesch­äftsführer

Druck auf EZB Chef Draghi in der Zinspoliti­k wächst

Ulrich Wagner von der Handwerksk­ammer für Schwaben. „Zudem droht eine Überhitzun­g der Konjunktur, mit zu schnell steigenden Preisen.“

Insgesamt erwartet auch Wagner einen stabilen Aufschwung: „Die konjunktur­elle Hochphase im schwäbisch­en Handwerk hält nun schon seit fünf Jahren an.“Für die nächsten beiden Jahre rechnet er mit je drei Prozent Wachstum. „Im politische­n Umfeld sehe ich die größte Gefahr darin, dass sich die Politik auf den wirtschaft­lichen Erfolgen ausruht“, sagt Wagner. Es brauche jedoch mehr Investitio­nen in die öffentlich­e Infrastruk­tur und im Bereich der Digitalisi­erung. Zudem müssten die inhabergef­ührten Betriebe, „die in der Region Arbeitsplä­tze schaffen und hier ihre Steuern zahlen, endlich spürbar entlastet werden“, fordert Wagner. Mehr über die Zinspoliti­k lesen Sie im

Wirtschaft­steil und im

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