Mut zum Wettstreit
Auszeichnung Was Navid Kermani, „Bürger des Jahres“, Polarisierungen entgegensetzen will
Der deutsch-iranische Schriftsteller Navid Kermani ist vielfach ausgezeichnet, nun hat er den Bürgerpreis der deutschen Tageszeitungen erhalten – für sein Engagement für Toleranz und eine zivile Gesellschaft. Kermani, der „Bürger des Jahres“, verkörpere eine Mischung aus Political Incorrectness und Weltzugewandtheit, sagte Mathias Döpfner, Präsident des Bundesverbandes Deutscher Zeitungsverleger. Er hat recht, ebenso wie der Soziologe Wolf Lepenies, der in seiner Laudatio Kermanis „Mut zum Pathos“pries.
In außergewöhnlichen Situationen benötige die „Demokratie als Staatsform der Nüchternheit“des Pathos, um nicht in Kälte zu erstarren, so Lepenies. Die heutigen Zeiten sind fraglos außergewöhnlich – außergewöhnlich herausfordernd, angespannt, bedrohlich.
Kermani ruft daher dazu auf, sich verstärkt für den Zusammenhalt der Gesellschaft einzusetzen: „Weil wir den Vormarsch von Leuten erleben, die eine andere Gesellschaft nicht nur wollen, sondern nach der Macht greifen, sie herbeizuführen.“
Das sagt er mit Blick auf Marine Le Pen. Mit der Rechtspopulistin als möglicher Präsidentin Frankreichs wäre Europa „am Ende“. Als Mittel gegen Polarisierungen setzt Kermani auf den lebendigen Wettstreit, der wieder an die Stelle der „vermeintlichen ,Alternativlosigkeit‘ in der Politik“treten müsse. Und er meint: Zeitungen seien für die Information der Bevölkerung entscheidend. „Sie haben Menschen, die in der ganzen Welt vor Ort berichten … und die dabei Gefahren auf sich nehmen.“Wie der in der Türkei inhaftiere Journalist Yücel.