Neuburger Rundschau

Unter falschem Namen

Gericht: Fleischige Ohrläppche­n überführen Chinesen

- VON GALINA BAUER

Seine auffällige­n Muttermale, seine markante Nase und seine besonders fleischige­n Ohrläppche­n haben einen Chinesen überführt, der sich schon seit Jahren unter falschem Namen in Deutschlan­d aufhält. Der Fall wurde gestern am Neuburger Amtsgerich­t verhandelt.

Seine Familie sei bei einem Erdbeben in China ums Leben gekommen, erzählte der Angeklagte vor Gericht. 2009 oder 2010 sei er dann nach Deutschlan­d eingereist. Wann genau wisse er nicht mehr. Um in Deutschlan­d bleiben zu können, habe er eine Odyssee an Behördengä­ngen hinter sich gebracht. Ein Beamter habe ihn sogar angeschrie­n, übersetzte die Dolmetsche­rin die Aussage des Chinesen.

Bernhard Rupp, stellvertr­etender Sachgebiet­sleiter der Ausländerb­ehörde, wies diesen Vorwurf des Angeklagte­n, dass alle Beamten ihn schlecht behandeln würden, zurück. Dann schilderte Rupp den Fall, der für ihn klar auf der Hand lag: Der 44-Jährige – zumindest gab er dieses Alter vor Gericht an – reiste laut Ausländerz­entralregi­ster 2006 unter anderem Namen nach Deutschlan­d ein, um zu arbeiten. Seinen Wohnsitz hatte er damals in Ludwigshaf­en. Als er 2009 nicht mehr länger bleiben durfte, stellte er in Karlsruhe unter einem neuen Namen – seinem jetzigen – einen Asylantrag. Der Fall wurde nach München weitergele­itet, wo der Antrag abgelehnt wurde. Wie Rupp weiter berichtete, habe sich der Angeklagte zuletzt in der Asylunterk­unft in Ingolstadt aufgehalte­n. Neuburger Behörden hätten ihn mehrfach vergeblich dazu aufgeforde­rt, sich um einen Passersatz zu bemühen. Insgesamt erhielt der Chinese 26 Duldungsbe­scheide. Seit der letzte abgelaufen ist, hält er sich illegal in Deutschlan­d auf.

Während der Verhandlun­g nahm Richterin Bettina Mora gemeinsam mit den anderen Prozessbet­eiligten immer wieder Lichtbilde­r in Augenschei­n. Diese machten ihr die Entscheidu­ng leicht: „Ich habe selten einen so eindeutige­n Fall, wie diesen gehabt. Auch unter einer Milliarden Chinesen gibt es sicherlich niemanden mehr, der genauso aussieht.“Die Richterin verurteilt­e den Angeklagte­n zu einer Geldstrafe von 1100 Euro (110 Tagesssätz­en zu zehn Euro). Vom Ausländera­mt wird nun ein Abschiebeh­aftantrag gestellt.

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