„Das wäre revolutionär!“
Fußball Die Fifa-Pläne, das Abseits abzuschaffen, stoßen bei Schiedsrichtern und Fußballern der Region auf wenig Gegenliebe. Wie sich das Spiel ihrer Meinung nach verändern würde
Seit einigen Wochen geistert der Plan des Weltfußball-Verbands Fifa, das Abseits im Fußball abschaffen zu wollen, durch den Blätterwald. Auch an Stammtischen wird über den Vorstoß von Fifa-Direktor Marco van Basten debattiert. Die Neuburger Rundschau hat sich bei Spielern, die auf unterschiedlichen Positionen agieren, einem Trainer und einem Schiedsrichter umgehört, was sie davon halten und wie sich der Fußball verändern würde.
„Ich habe bei dieser Diskussion ein ungutes Gefühl. Der Fußball funktioniert so, wie er ist, ganz gut. Interessant wäre es vielleicht, die Regeländerung einmal über einen längeren Zeitraum in einer Liga zu testen. In den unteren Klassen, in denen ohne Assistent gespielt wird, würde mit der Abschaffung des Abseits sicher ein Problem gelöst. Allerdings würden auch neue entstehen. Der Fußball würde mehr aus langen Bällen bestehen, weshalb weitere Strecken zurückzulegen wären. Dann müsste man über einen zweiten Schiedsrichter wie beim Handball nachdenken. Ich habe jedenfalls noch von keinem Schiedsrichterkollegen den Wunsch gehört, das Abseits abzuschaffen.“
„Das würde den Fußball wohl komplett verändern. Abseits ist eine Regel, die den Fußball ausmacht und dazugehört. Hohes Pressing wie es etwa Bayern München oder der FC Barcelona praktizieren, würde überhaupt nicht mehr funktionieren. Das Spiel würde vermehrt aus langen Bällen bestehen. Dadurch wären bullige und große Spielertypen gefragter als technisch versierte. Auch für uns Torhüter wäre das Wegfallen der Abseitsregel eine Umstellung, wenn auch eine geringere als für Feldspieler. Wir müssten weniger mitspielen und Bälle abfangen und würden weniger ins Spiel eingebunden.“
„Ich habe mein ganzes Leben mit Abseits gespielt. Daher kann ich mir nicht vorstellen, ohne zu spielen. Eine solche Regeländerung würde das Fußballspiel generell revolutionieren. Ich weiß nicht, wie lange oder kurzfristig diese Entscheidung angedacht ist. Mich selber würde es als aktiver Spieler wohl nicht mehr betreffen. Ich denke, dass es nicht kommen wird, da es für den Fußball nicht förderlich wäre.“ „Das ist eine schlechte Idee, vor allem, wenn ich es aus meiner Sicht als Defensivspieler betrachte. Die Gegner könnten weit in unserer Hälfte stehen und sich hinter dem letzten Verteidiger aufhalten. Wenn ich es als Offensivspieler betrachten würde, wäre ich vielleicht anderer Meinung. Ich glaube generell, dass es für das Spiel nicht optimal wäre und die Attraktivität verloren ginge. Natürlich gibt es Fehlentscheidungen, die durch Abseitssituationen entstehen. Die gehören jedoch dazu, Fehler sind menschlich.
„Ich war ein wenig schockiert, als ich das erste Mal von den Plänen gehört habe. Damit würde der ganze Fußball kaputt gemacht. Ich wüsste nicht, wie das Spiel dann aussehen würde. Vermutlich würden nur noch lange Bälle gespielt und im Mittelfeld ein 60-MeterLoch entstehen, das die Mittelfeldspieler läuferisch nicht schließen könnten. Ein Spielaufbau würde überflüssig, die Verteidiger bräuchten nicht mehr nachrücken. Daher ergibt diese Idee keinen Sinn.“
„Für mich als Stürmer wäre es ganz cool, dann könnte ich immer vorne stehen bleiben (lacht). Eigentlich finde ich es jedoch einen Schmarrn. Abseits hat seinen Sinn. Eine Regeländerung würde das Fußballspiel zu sehr verändern. Die Taktik wäre komplett anders, die Abwehr könnte nicht mehr rausschieben. Vielleicht sollte man es aber mal ausprobieren. Im Amateurbereich könnte man sich dann zwei Schiedsrichter sparen. Im Großen und Ganzen bin ich aber dagegen.“
„Ich finde die Idee nicht gut. Abseits gibt es schon immer. Warum sollte man diese Änderung durchführen? Ohne Abseits würde es im Fußball wohl nur noch Kick and Rush geben. Jede Mannschaft würde zwei oder drei Spieler dauerhaft vor dem gegnerischen Tor platzieren, wo sie auf den Ball warten. Folglich müssten auch zwei gegnerische Abwehrspieler hinten stehen bleiben. Dadurch gäbe es kein Mittelfeld mehr, der Spielfluss wäre zerstört. Die Regeländerung würde die ganze Form des Fußballs verändern, ihn vielleicht sogar kaputtmachen.“