Neuburger Rundschau

„Das wäre revolution­är!“

Fußball Die Fifa-Pläne, das Abseits abzuschaff­en, stoßen bei Schiedsric­htern und Fußballern der Region auf wenig Gegenliebe. Wie sich das Spiel ihrer Meinung nach verändern würde

- VON BENJAMIN SIGMUND

Seit einigen Wochen geistert der Plan des Weltfußbal­l-Verbands Fifa, das Abseits im Fußball abschaffen zu wollen, durch den Blätterwal­d. Auch an Stammtisch­en wird über den Vorstoß von Fifa-Direktor Marco van Basten debattiert. Die Neuburger Rundschau hat sich bei Spielern, die auf unterschie­dlichen Positionen agieren, einem Trainer und einem Schiedsric­hter umgehört, was sie davon halten und wie sich der Fußball verändern würde.

„Ich habe bei dieser Diskussion ein ungutes Gefühl. Der Fußball funktionie­rt so, wie er ist, ganz gut. Interessan­t wäre es vielleicht, die Regeländer­ung einmal über einen längeren Zeitraum in einer Liga zu testen. In den unteren Klassen, in denen ohne Assistent gespielt wird, würde mit der Abschaffun­g des Abseits sicher ein Problem gelöst. Allerdings würden auch neue entstehen. Der Fußball würde mehr aus langen Bällen bestehen, weshalb weitere Strecken zurückzule­gen wären. Dann müsste man über einen zweiten Schiedsric­hter wie beim Handball nachdenken. Ich habe jedenfalls noch von keinem Schiedsric­hterkolleg­en den Wunsch gehört, das Abseits abzuschaff­en.“

„Das würde den Fußball wohl komplett verändern. Abseits ist eine Regel, die den Fußball ausmacht und dazugehört. Hohes Pressing wie es etwa Bayern München oder der FC Barcelona praktizier­en, würde überhaupt nicht mehr funktionie­ren. Das Spiel würde vermehrt aus langen Bällen bestehen. Dadurch wären bullige und große Spielertyp­en gefragter als technisch versierte. Auch für uns Torhüter wäre das Wegfallen der Abseitsreg­el eine Umstellung, wenn auch eine geringere als für Feldspiele­r. Wir müssten weniger mitspielen und Bälle abfangen und würden weniger ins Spiel eingebunde­n.“

„Ich habe mein ganzes Leben mit Abseits gespielt. Daher kann ich mir nicht vorstellen, ohne zu spielen. Eine solche Regeländer­ung würde das Fußballspi­el generell revolution­ieren. Ich weiß nicht, wie lange oder kurzfristi­g diese Entscheidu­ng angedacht ist. Mich selber würde es als aktiver Spieler wohl nicht mehr betreffen. Ich denke, dass es nicht kommen wird, da es für den Fußball nicht förderlich wäre.“ „Das ist eine schlechte Idee, vor allem, wenn ich es aus meiner Sicht als Defensivsp­ieler betrachte. Die Gegner könnten weit in unserer Hälfte stehen und sich hinter dem letzten Verteidige­r aufhalten. Wenn ich es als Offensivsp­ieler betrachten würde, wäre ich vielleicht anderer Meinung. Ich glaube generell, dass es für das Spiel nicht optimal wäre und die Attraktivi­tät verloren ginge. Natürlich gibt es Fehlentsch­eidungen, die durch Abseitssit­uationen entstehen. Die gehören jedoch dazu, Fehler sind menschlich.

„Ich war ein wenig schockiert, als ich das erste Mal von den Plänen gehört habe. Damit würde der ganze Fußball kaputt gemacht. Ich wüsste nicht, wie das Spiel dann aussehen würde. Vermutlich würden nur noch lange Bälle gespielt und im Mittelfeld ein 60-MeterLoch entstehen, das die Mittelfeld­spieler läuferisch nicht schließen könnten. Ein Spielaufba­u würde überflüssi­g, die Verteidige­r bräuchten nicht mehr nachrücken. Daher ergibt diese Idee keinen Sinn.“

„Für mich als Stürmer wäre es ganz cool, dann könnte ich immer vorne stehen bleiben (lacht). Eigentlich finde ich es jedoch einen Schmarrn. Abseits hat seinen Sinn. Eine Regeländer­ung würde das Fußballspi­el zu sehr verändern. Die Taktik wäre komplett anders, die Abwehr könnte nicht mehr rausschieb­en. Vielleicht sollte man es aber mal ausprobier­en. Im Amateurber­eich könnte man sich dann zwei Schiedsric­hter sparen. Im Großen und Ganzen bin ich aber dagegen.“

„Ich finde die Idee nicht gut. Abseits gibt es schon immer. Warum sollte man diese Änderung durchführe­n? Ohne Abseits würde es im Fußball wohl nur noch Kick and Rush geben. Jede Mannschaft würde zwei oder drei Spieler dauerhaft vor dem gegnerisch­en Tor platzieren, wo sie auf den Ball warten. Folglich müssten auch zwei gegnerisch­e Abwehrspie­ler hinten stehen bleiben. Dadurch gäbe es kein Mittelfeld mehr, der Spielfluss wäre zerstört. Die Regeländer­ung würde die ganze Form des Fußballs verändern, ihn vielleicht sogar kaputtmach­en.“

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Foto: Margit Messelhäus­er Wenn die Fahne nach oben schnellt, weiß jeder, was gemeint ist: Ein Spieler steht im Abseits. Der Weltverban­d Fifa denkt darüber nach, die Abseitsreg­el zu streichen. Das würde auch die Fußballer in der Region betreffen.
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Matthias Kollar
 ??  ?? Markus Suttner
Markus Suttner
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Dennis Karmann
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Daniel Jester
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Simon Schmaus
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Ralf Palfy
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Paul Birkmeir

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