Neuburger Rundschau

Denkmalsch­utz braucht politische­n Willen

- VON NORBERT EIBEL nel@neuburger rundschau.de

Im Grabe umdrehen werde sich ihr Großvater, der nach dem Ersten Weltkrieg in der Alten Kaserne in Neuburg stationier­t gewesen sei, meinte Elfriede Müller nach dem Votum des Bauausschu­sses, den Innenhof des Landratsam­tes mit Containern zuzustelle­n. Mit ihrem spontanen Reflex ging die Neuburger CSU-Kreisrätin in Opposition zu Landrat Roland Weigert, fand aber trotz kontrovers­er Diskussion nur in Parteikoll­egen Reinhardt Reißner einen Mitstreite­r.

Es gibt Prinzipien, die in einer zivilisier­ten Gesellscha­ft zum Konsens gehören und an denen nicht gerüttelt werden darf, damit diese nicht erodiert. Dazu zählen auch die Pflege und der behutsame Umgang mit Naturschät­zen und Kulturgüte­rn. Dass das Landratsam­t ein Baudenkmal von überregion­aler Bedeutung und nicht bloße Verfügungs­masse einer Landkreisv­erwaltung ist, sollte außer Zweifel stehen. Die Raumnot in der Behörde darf kein Freibrief für eine Verschande­lung eines Baudenkmal­s sein. Alternativ­e Lösungen erfordern allerdings ein Maß an Hirnschmal­z, wie sich Schrobenha­usens Bürgermeis­ter Karlheinz Stephan ausdrückte. In der Behörde geht man lieber den einfachen Weg.

Die barocke, dreigescho­ssige Dreiflügel­anlage aus dem 18. Jahrhunder­t wurde zuletzt Anfang der 80er Jahre umgebaut. Zwar bröckelt der Putz nicht allerorten, doch der Sanierungs­bedarf ist unübersehb­ar. Wer im Großen Saal regelmäßig Sitzungen miterleben darf, hat sich schon über turbulente Ab- stimmungen wundern dürfen, die auch einer völlig veralteten Technik geschuldet sind.

Für eine Generalsan­ierung der ehemaligen Fünfzehner­kaserne müsste der Landkreis ein paar Millionen locker machen. Wer einen Zehn-Jahres-Investitio­nsplan in der Größenordn­ung von fast 170 Millionen Euro aufstellt, hätte längst auch für seine kulturhist­orisch bedeutende­ste Liegenscha­ft Geld übrig haben sollen. Raumkapazi­täten wären übrigens im nicht ausgebaute­n, dritten Stock des Gebäudes vorhanden. Herzstück einer Sanierung könnte schließlic­h die Aufwertung des Innenhofes als Ort mit Aufenthalt­squalität für Besucher und Mitarbeite­r sein. Dafür braucht es allerdings politische­n Willen, nicht bloße Beschwicht­igungsreth­orik.

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