Denkmalschutz braucht politischen Willen
Im Grabe umdrehen werde sich ihr Großvater, der nach dem Ersten Weltkrieg in der Alten Kaserne in Neuburg stationiert gewesen sei, meinte Elfriede Müller nach dem Votum des Bauausschusses, den Innenhof des Landratsamtes mit Containern zuzustellen. Mit ihrem spontanen Reflex ging die Neuburger CSU-Kreisrätin in Opposition zu Landrat Roland Weigert, fand aber trotz kontroverser Diskussion nur in Parteikollegen Reinhardt Reißner einen Mitstreiter.
Es gibt Prinzipien, die in einer zivilisierten Gesellschaft zum Konsens gehören und an denen nicht gerüttelt werden darf, damit diese nicht erodiert. Dazu zählen auch die Pflege und der behutsame Umgang mit Naturschätzen und Kulturgütern. Dass das Landratsamt ein Baudenkmal von überregionaler Bedeutung und nicht bloße Verfügungsmasse einer Landkreisverwaltung ist, sollte außer Zweifel stehen. Die Raumnot in der Behörde darf kein Freibrief für eine Verschandelung eines Baudenkmals sein. Alternative Lösungen erfordern allerdings ein Maß an Hirnschmalz, wie sich Schrobenhausens Bürgermeister Karlheinz Stephan ausdrückte. In der Behörde geht man lieber den einfachen Weg.
Die barocke, dreigeschossige Dreiflügelanlage aus dem 18. Jahrhundert wurde zuletzt Anfang der 80er Jahre umgebaut. Zwar bröckelt der Putz nicht allerorten, doch der Sanierungsbedarf ist unübersehbar. Wer im Großen Saal regelmäßig Sitzungen miterleben darf, hat sich schon über turbulente Ab- stimmungen wundern dürfen, die auch einer völlig veralteten Technik geschuldet sind.
Für eine Generalsanierung der ehemaligen Fünfzehnerkaserne müsste der Landkreis ein paar Millionen locker machen. Wer einen Zehn-Jahres-Investitionsplan in der Größenordnung von fast 170 Millionen Euro aufstellt, hätte längst auch für seine kulturhistorisch bedeutendeste Liegenschaft Geld übrig haben sollen. Raumkapazitäten wären übrigens im nicht ausgebauten, dritten Stock des Gebäudes vorhanden. Herzstück einer Sanierung könnte schließlich die Aufwertung des Innenhofes als Ort mit Aufenthaltsqualität für Besucher und Mitarbeiter sein. Dafür braucht es allerdings politischen Willen, nicht bloße Beschwichtigungsrethorik.