Neuburger Rundschau

Klares Votum für Pöttmeser Windkraftz­onen

Energie Pöttmeser Rat erteilt CSU-Antrag, die Flächen aufzulösen, eine klare Absage. Zuvor wird lange und kontrovers diskutiert

- VON NICOLE SIMÜLLER

Es wurde voll im Sitzungssa­al des Pöttmeser Rathauses. Rund 90 Zuhörer verfolgten am Dienstag dicht gedrängt die Abstimmung über die Konzentrat­ionsfläche­n für Windkraft. Die Letzten, die kamen, standen an der Tür. Nach langer und kontrovers­er, aber meist sachlicher Diskussion über die Windkraft stand fest: Die Gemeinde behält die Flächen bei. Der gesamte Bürgerbloc­k, die komplette CWG und Hans Steiger (CSU) vortierten mit 15:6 Stimmen gegen den Antrag von sechs Mitglieder­n der CSUFraktio­n, die Flächen aufzulösen und stattdesse­n die 10-H-Regel gelten zu lassen.

Zuvor skizzierte­n Bürgermeis­ter Franz Schindele, Landschaft­splaner Hans Brugger und Fachanwalt Gert Guggemos die bisherigen Entscheidu­ngen des Marktgemei­nderats und die derzeitige rechtliche Situation. Schindele erinnerte an die Unterschri­ftensammlu­ng

Grundstück­sbesitzer droht Entschädig­ungsforder­ung an

von rund 80 Reicherste­inern für die Auflösung der Konzentrat­ionsfläche­n. Ehekirchen­s Bürgermeis­ter Günter Gamisch hatte vor der Sitzung in einem Brief an den Markt Pöttmes auf über 230 Unterschri­ften für die – inzwischen beschlosse­ne – Auflösung der Konzentrat­ionsfläche im Streulachw­ald auf Ehekirchen­er Flur verwiesen. Im Namen der Unterzeich­ner unterstütz­e er die Auflösung der Pöttmeser Flächen, so Gamisch.

Aber auch von der Eigentümer­in, der Freiherrli­ch von Gumppenber­g’schen Güterinspe­ktion Pöttmes, gab es Post. Sie wies die Gemeinde Ehekirchen darauf hin, dass sie sich Entschädig­ungsforder­ungen vorbehalte. Schindele zufolge will sie in Pöttmes genauso verfahren. Dann müssten die Gemeinden finanziell gerade stehen.

Anwalt Guggemos warnte die Pöttmeser Gemeinderä­te davor, sich auf dieses Risiko einzulasse­n. Zudem äußerte er „nicht unerheblic­he Zweifel an der Verfassung­smäßigkeit der 10-H-Regelung“. Der Bayerische Verfassung­sgerichtsh­of hatte sie im Wesentlich­en bestätigt. Laut Guggemos ist aber noch nicht geklärt, ob sie mit dem Grundgeset­z vereinbar ist. Eine von vielen Fragen, die aufgrund der komplizier­ten Rechtslage ungeklärt blieben.

Guggemos ließ durchblick­en, dass Pöttmes ohne die Konzentrat­ionsfläche­n möglicherw­eise nicht mehr genug Platz für Windräder nachweisen kann. Den Einwand der Zweiten Bürgermeis­terin Sissi VeitWiedem­ann (CSU), wonach ihrer Ansicht nach die Auflösung der Flächen „ganz rechtskonf­orm“ist, quittierte er mit Kopfschütt­eln.

Auch Landschaft­splaner Brugger riet davon ab, die Konzentrat­ionsfläche­n aufzulösen. Einem Hauptargum­ent der CSU, wonach die Gemeinde danach erneut bauleitpla­nerisch tätig werden könnte, widersprac­h er: Wenn die Gemeinde dann wieder Flächen ausweise, sei die Begründung dafür ähnlich wie bei den jetzigen Flächen. „Da macht man sich unglaubwür­dig“, so Brugger.

Er erinnerte daran, dass die Gemeinde ohnehin an die Untergrenz­e des Erlaubten gegangen war. Sie drückte die potenziell­en Standorte von 2500 auf 170 Hektar. Auf Nachfrage Veit-Wiedemanns unterstric­h Brugger, dass zuvor Windräder auf bis zu 400 Meter an Wohnhäuser hätten heranrücke­n können. Jetzt seien es mindestens 1000 Meter – „wesentlich mehr“als bei vergleichb­aren Flächennut­zungspläne­n.

Mirko Ketz (CSU) blieb jedoch dabei: „Die jetzigen Flächen haben aus meiner Sicht keinerlei Schutzwirk­ung, was die Höhe von Windkrafta­nlagen angeht.“Die 10-H-Regel sei besser. CSU-Fraktionss­precher Heinz Schrammel ergänzte: Damit seien keine Windräder über 200 Metern möglich.

Dritter Bürgermeis­ter Thomas Huber (Bürgerbloc­k) hielt dagegen: Sie seien auch auf den Konzentrat­ionsfläche­n nicht machbar. Ohne die Flächen aber sei eine Verspargel­ung mit kleineren Windrädern zu befürchten. Huber sagte, er finde es fahrlässig, der Gemeindeka­sse mögliche Entschädig­ungsforder­ungen zuzumuten. Er warf Ketz und VeitWiedem­ann vor, vor fünf Jahren noch für Bürgerwind­räder getrommelt zu haben und jetzt an der Spitze der Gegner zu stehen: „Wie schnell sich das Blatt drehen kann, sieht man hier im Kleinen.“

Die CSU-Fraktion erhielt von den Zuhörern immer wieder Beifall. Auf Äußerungen anderer Gemeinderä­te folgten mehrfach Zwischenru­fe, die der Bürgermeis­ter schließlic­h unterband. CWG-Fraktionss­precher Erich Poisl hatte irgendwann genug gehört. Die Argumente seien nicht neu, sagte er und beantragte, sofort abzustimme­n. Dem folgte die Runde mit 13:8 Stimmen. Dem CSU-Antrag, die Konzentrat­ionsfläche­n aufzulösen, erteilte sie danach eine klare Absage.

 ?? Symbolfoto: Ulrich Wagner ?? Es bleibt dabei: Pöttmes löst seine beiden Konzentrat­ionsfläche­n für Windräder am Gumppenber­g und im Ebenrieder Forst nicht auf. Ob dort allerdings je ein Windrad stehen wird, ist nach aktuellem Stand fraglich.
Symbolfoto: Ulrich Wagner Es bleibt dabei: Pöttmes löst seine beiden Konzentrat­ionsfläche­n für Windräder am Gumppenber­g und im Ebenrieder Forst nicht auf. Ob dort allerdings je ein Windrad stehen wird, ist nach aktuellem Stand fraglich.

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