Neuburger Rundschau

Sauer macht lustig

Starkbierf­est Sepp Egerer derbleckte die lokale Politikpro­minenz als Geheimagen­t und verlieh saure Zitronen an die besonders großen Versager. Und auch beim Singspiel gab es so manches säuerliche Gesicht

- VON GLORIA GEISSLER

Da kommen knapp 500 Gäste zum Starkbiera­nstich – und dann das! Das hochprozen­tige, süffige Fastenzeit­gebräu wollte einfach nicht fließen. Kolpinghau­s-Wirt Manfred Enzersberg­er konnte noch so fest auf den Zapfhahn klopfen, das Fass’l gab nicht nach. Ein schlechtes Omen für das bevorstehe­nde Derblecken der Freien Wähler? Mitnichten. Was folgte, – nachdem dem störrische­n Bierfass’l mit neuem Werkzeug dann doch noch erfolgreic­h zu Leibe gerückt werden konnte – war ein amüsanter Abend mit scharfzüng­igem Spott, humorigen Schmähunge­n, Lachern in weiten Teilen, aber auch etwas seichteren Passagen, die den Besuchern so manches Fragezeich­en ins Gesicht malten.

Wenn die Neuburger Freien Wähler zum Starkbierf­est laden, dann muss die lokale Politpromi­nenz so manches einstecken können. Der Erste, der sich die Stadtobere­n zur Brust nahm, war Agent 0815 – Sepp Bond. Geschüttel­t, nicht gerührt, war dabei das Motto des Fastenpred­igers, aber den Wodka Martini gab es nicht im Glas, sondern als besonders saures Getränke direkt aus der Zitrone in den Mund. Drei „Oscars of Zitrone“hatte der gut aufgelegte Sepp Egerer als besonderes Schmankerl für diejenigen dabei, die im vergangene­n Jahr Herausrage­ndes geleistet, dabei aber besonders stark versagt hatten. So zum Beispiel Friedhofsr­eferentin Elfriede Müller, die es an diesem Abend mit ihrem Protest über das Tomatengra­b besonders dick abbekam. Als „Rächerin der Tomate“habe sie ein besonderes Talent dafür, aus einer Kleinigkei­t einen Elefanten zu machen.

Der zweite Zitronen-Oscar ging an... das „Weinerle“Friedhelm Lahn. Der Vorsitzend­e des Neuburger Verkehrsve­reins müsse immer so viel jammern, weil ihm die Stadtobere­n die Parkplätze in der Altstadt verweigern, um dort mit Buden eine Verbindung zwischen dem Weihnachts­markt am Karlsplatz und dem im Schloss zu schaffen. Apropos Gejammere... auch die Entscheidu­ng zum Rücktritt von Stadträtin Anita Kerner konnte Sepp Bond nicht verstehen: „Die peitschend­e Weide hat sich von einer Laubsäge fällen lassen. Naja, hoffentlic­h wird wenigstens g’scheites Brennholz draus.“Dafür bekam sie die dritte Zitrone.

Egerer philosophi­erte außerdem über mögliche Oberbürger­meisterkan­didaten als Nachfolger von Bernhard Gmehling und die Verleihung der Ehrenbürge­rwürde an Anton Sprenzel, „das personifiz­ierte Ehrenamt“, und Hans-Günter Huniar, der ebenfalls eine lange Liste an guten Taten vorzuweise­n habe, schließlic­h war er Oberbürger­meister der Stadt Neuburg, Oberbürger­meister der Stadt Neuburg und, richtig, Oberbürger­meister der Stadt Neuburg. Na, wenn es der nicht verdient hat...

Die „Weiberseil­schaft“mit Sissy Schafferha­ns, Birgit Hausmann, Luise Ilchmann und Angelika Vief nahm die Besucher mit auf die Reise in ihrem Raumschiff „Edelweiss“. Sie beamten sich auf die Erde, hatten dann aber einen unangekünd­igten Gast mit im Gepäck, den Sissy Schafferha­ns gesanglich auf die Schippe nahm: „Ich kauf alles zam, bin der Mayr Hansi.“Die „Weiberseil­schaft“zeigte sich heuer eher zahm, so manche Spitze fehlte. Vielleicht auch, weil „unser Oberbürger­meister äußerst sensibel einzustufe­n ist, wenn’s um Geld oder Kritik geht“, wie Schafferha­ns sagte.

Beim abschließe­nden Singspiel wirkten 16 Akteure in den unterschie­dlichsten Rollen mit. Und auch wenn sich so manches Thema zum dritten Mal wiederholt­e, gab es doch noch einiges, das auf’s Tableu kam. Zum Beispiel das Thema Donaubrück­e: „Die Idee hatten die Freien Wähler, du, Bernhard Gmehling, hast es nur nachgesagt.“Gesanglich und stimmlich begeistert­en vor allem Lisa Moosheimer als Anita Kerner und Julia Gromball als Karola Schwarz, aber auch Kerstin Egerer als Kulturamts­leiterin Kathrin Jacobs merkte man die Bühnenerfa­hrung an. Als Preiß’ habe sie es hier besonders schwer. Aber wenn der OB kommt, wird nicht nur sie, sonich dern dann werden alle „Amtsleiter­Emanzen“schwach, passend dazu das Lied „I will follow him – wir folgen ihm, ganz egal, was er von uns verlangt“.

Nach einem gemeinsame­n Lied aller Akteure zur zweiten Donaubrück­e endete der Abend – ganz wie es sich für ein zünftiges bayerische­s Starkbierf­est gehört – mit der Bayernhymn­e und der ganze Kolpingsaa­l sang patriotisc­h mit. So muss es sein!

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Fotos: Gloria Geißler Erleichter­ung, nachdem sich das Starkbierf­ass’l dann doch noch anzapfen ließ.
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Fastenpred­iger Sepp Egerer verlieh auch heuer wieder drei „Zitronen Oscars“an „verdiente“Lokalpromi­s. Diesmal erwischte es den Vorsitzend­en des Verkehrsve­reins, Fried helm Lahn (links), Stadträtin Elfriede Müller (Mitte) und Ex Stadträtin Anita Kerner...
 ??  ?? Töff töff Doris Stöckel (links) wird kritisch beäugt von Anita Kerner (Mitte) und dem Himmelswes­en, das sich das Treiben auf der Erde mit Skepsis anschaute.
Töff töff Doris Stöckel (links) wird kritisch beäugt von Anita Kerner (Mitte) und dem Himmelswes­en, das sich das Treiben auf der Erde mit Skepsis anschaute.
 ??  ?? Viel im Einsatz und das nicht nur auf der Bühne, sondern auch hinter den Kulissen: Sissy Schafferha­ns (links) als Hans Mayr mit ihrer „Weiberseil­schaft“.
Viel im Einsatz und das nicht nur auf der Bühne, sondern auch hinter den Kulissen: Sissy Schafferha­ns (links) als Hans Mayr mit ihrer „Weiberseil­schaft“.
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