Neuburger Rundschau

Kittels geglückte Premiere

Bundesliga Mittelfeld­spieler freut sich beim 2:2 gegen den 1. FC Köln über seinen ersten Startelfei­nsatz für den FC Ingolstadt. Warum die Hoffnung auf den Klassenerh­alt weiterhin lebt

- VON BENJAMIN SIGMUND

Sonny Kittel hat zweifellos große Qualitäten. Vor allem im technische­n Bereich besitzt er Fähigkeite­n, die eine Mannschaft stärker machen. Beweisen durfte Kittel das bisher kaum. Sein längster Einsatz in dieser Saison? 24 Minuten gegen Hertha BSC. Jetzt durfte Kittel endlich mal von Beginn an spielen. Beim 2:2 des FC Ingolstadt gegen den 1. FC Köln stand er erstmals in der Startelf der Schanzer, verdränge Dauerbrenn­er Pascal Groß auf die Bank.

Zwei Stunden vor dem Spiel habe er von seinem Einsatz erfahren, verriet Kittel nach der Partie. „Ich war auch etwas überrascht.“Sich selbst bescheinig­te er ein „ordentlich­es Spiel. Ich war froh, nach vielen Monaten endlich mal von Beginn an zu spielen und habe das Vertrauen zurückgeza­hlt“. Kittel, Typ Straßenfuß­baller, brachte Spielwitz, spielte Doppelpäss­e und zeigte auch mal einen dreifachen Übersteige­r. „Mir macht es Spaß, auf dem Rasen zu stehen und Bundesliga zu spielen. Das ist das, wovon jeder hier träumt, wovon jeder kleine Junge träumt.“Seine Klasse zeigte er etwa beim Treffer zum zwischenze­itlichen 1:1, als der FCI eine Kombinatio­n zeigte, die nicht für Abstiegska­mpf steht. Kittel und Dario Lezcano spielten doppelten Doppelpass, ehe der Stürmer die Kugel unter die Latte drosch (42.).

Trainer Maik Walpurgis bescheinig­te Kittel eine „hervorrage­nde Leistung.“Warum es bisher nur für zehn Einwechslu­ngen gereicht hat, ist mit in Kittels Vergangenh­eit begründet. Da ist diese unsägliche Verletzung­smisere. Der 24-Jährige ist seit vielen Jahren vom Pech verfolgt. Zwei Kreuzbandr­isse hat er hinter sich, dazu noch zwei Knorpelsch­äden. Verletzung­en, die zu den schlimmste­n im Profisport gehören. Eintracht Frankfurt, für den Kittel schon zu Jugendzeit­en spielte, gab ihm keinen Vertrag mehr. Die Schanzer holten ihn vor der Saison, bauten ihn langsam auf. Kittel hat sich immer wieder herangekäm­pft, hat nie aufgegeben.

Ein Merkmal, das auch der FC Ingolstadt gegen Köln zeigte. Der Gast ging durch einen Elfmeter, den man sicherlich geben kann, aber nicht zwingend geben muss (14.), in Führung. Dass Almog Cohens Ellenbogen im Gesicht von Yuya Osako gelandet war, ist dem Umstand unglücklic­h zuzuordnen. Wiederholt fühlten sich die Schanzer benachteil­igt, zeigten danach jedoch Leidenscha­ft und glichen durch aus (42.). Als Schlüssel zum Erfolg hatten die Schanzer im Vorfeld ausgegeben, Anthony Modeste zu stoppen. Der aber ließ sich nicht ausschalte­n und traf aus leichter Abseitspos­ition zur Gästeführu­ng (60.). Sechs Treffer hat Köln damit in vier Bundesliga­partien gegen den FCI erzielt. Alle sechs markierte Modeste. Ein drittes an diesem Abend wurde dem Angreifer zurückgepf­iffen, da Artjoms Rudnevs zuvor FCI-Torhüter Martin Hansen gefoult haben soll (82.). Auch hier machte Schiedsric­hter Felix Zwayer eine unglücklic­he Figur.

Die hatte zuvor auch Timo Horn abgegeben. Einen Distanzsch­uss von Romain Brégerie, der weder hart noch platziert war, ließ Kölns Torwart, der nach langer Verletzung­spause erstmals wieder auflief, durch die Beine rutschen (69.).

Zu diesem Zeitpunkt stand Sonny Kittel nicht mehr auf dem Rasen. Wegen Oberschenk­elprobleme­n hatte ihn Walpurgis „nach Rücksprach­e mit dem Mannschaft­sarzt“vom Platz geholt. Kittel zeigte sich davon wenig begeistert. Er hätte einfach gerne weitergesp­ielt. Kurz habe er mit dem Trainer darüber diskutiert, „aber jetzt ist es erledigt“, sagte Kittel und richtete den Blick auf die Gesamtsitu­ation. Er sprach davon, die „klar bessere Mannschaft“gewesen zu sein. 11:0 Ecken, 21:4 Flanken und 26:7 Torschüsse sprachen deutlich für die Schanzer. „Normalerwe­ise ist das ein Spiel, in dem du keinen Punkt holst“, analysiert­e Kölns Trainer Peter Stöger treffend.

Für den FC Ingolstadt ist der eine Zähler indes zu wenig und macht die Mission Klassenerh­alt immer schwierige­r. Sieben Punkte beträgt der Rückstand nun auf den RelegaLezc­ano tionsplatz, da der Hamburger SV gestern Abend Borussia Mönchengla­dbach mit 2:1 besiegte.

Für Sonny Kittel spielte das am Samstag noch keine Rolle. „Wir schauen nur auf uns.“Seine Hoffnung auf den Klassenerh­alt bleibt groß. „So wie wir spielt in jedem Fall kein Absteiger“, sagte er. Mit seinen Qualitäten kann er sicherlich einen Teil zum Erreichen des Ziels beitragen.

Hansen – Matip, Brége rie Tisserand – Hadergjona­j, Suttner – Mo rales (72. Roger), Cohen – Leckie, Kittel (67. Groß) – Lezcano

T. Horn – Olkowski, Maroh, Heintz, K. Rausch – M. Lehmann – Höger (79. Rudnevs), J. Hector – Jojic (70. Sub otic) – Modeste, Osako

Felix Zwayer (Berlin) – 15200 – 0:1 Modeste (14./Foulelfmet­er), 1:1 Lezcano (42.), 1:2 Modeste (60.), 2:2 Brégerie (69.)

 ?? Foto: Roland Geier ?? Technisch versiert: Sonny Kittel (links), hier im Zweikampf mit Kölns Dominic Maroh, stand erstmals in der Startelf des FC Ingol stadt und verdrängte Pascal Groß auf die Bank.
Foto: Roland Geier Technisch versiert: Sonny Kittel (links), hier im Zweikampf mit Kölns Dominic Maroh, stand erstmals in der Startelf des FC Ingol stadt und verdrängte Pascal Groß auf die Bank.

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