Kittels geglückte Premiere
Bundesliga Mittelfeldspieler freut sich beim 2:2 gegen den 1. FC Köln über seinen ersten Startelfeinsatz für den FC Ingolstadt. Warum die Hoffnung auf den Klassenerhalt weiterhin lebt
Sonny Kittel hat zweifellos große Qualitäten. Vor allem im technischen Bereich besitzt er Fähigkeiten, die eine Mannschaft stärker machen. Beweisen durfte Kittel das bisher kaum. Sein längster Einsatz in dieser Saison? 24 Minuten gegen Hertha BSC. Jetzt durfte Kittel endlich mal von Beginn an spielen. Beim 2:2 des FC Ingolstadt gegen den 1. FC Köln stand er erstmals in der Startelf der Schanzer, verdränge Dauerbrenner Pascal Groß auf die Bank.
Zwei Stunden vor dem Spiel habe er von seinem Einsatz erfahren, verriet Kittel nach der Partie. „Ich war auch etwas überrascht.“Sich selbst bescheinigte er ein „ordentliches Spiel. Ich war froh, nach vielen Monaten endlich mal von Beginn an zu spielen und habe das Vertrauen zurückgezahlt“. Kittel, Typ Straßenfußballer, brachte Spielwitz, spielte Doppelpässe und zeigte auch mal einen dreifachen Übersteiger. „Mir macht es Spaß, auf dem Rasen zu stehen und Bundesliga zu spielen. Das ist das, wovon jeder hier träumt, wovon jeder kleine Junge träumt.“Seine Klasse zeigte er etwa beim Treffer zum zwischenzeitlichen 1:1, als der FCI eine Kombination zeigte, die nicht für Abstiegskampf steht. Kittel und Dario Lezcano spielten doppelten Doppelpass, ehe der Stürmer die Kugel unter die Latte drosch (42.).
Trainer Maik Walpurgis bescheinigte Kittel eine „hervorragende Leistung.“Warum es bisher nur für zehn Einwechslungen gereicht hat, ist mit in Kittels Vergangenheit begründet. Da ist diese unsägliche Verletzungsmisere. Der 24-Jährige ist seit vielen Jahren vom Pech verfolgt. Zwei Kreuzbandrisse hat er hinter sich, dazu noch zwei Knorpelschäden. Verletzungen, die zu den schlimmsten im Profisport gehören. Eintracht Frankfurt, für den Kittel schon zu Jugendzeiten spielte, gab ihm keinen Vertrag mehr. Die Schanzer holten ihn vor der Saison, bauten ihn langsam auf. Kittel hat sich immer wieder herangekämpft, hat nie aufgegeben.
Ein Merkmal, das auch der FC Ingolstadt gegen Köln zeigte. Der Gast ging durch einen Elfmeter, den man sicherlich geben kann, aber nicht zwingend geben muss (14.), in Führung. Dass Almog Cohens Ellenbogen im Gesicht von Yuya Osako gelandet war, ist dem Umstand unglücklich zuzuordnen. Wiederholt fühlten sich die Schanzer benachteiligt, zeigten danach jedoch Leidenschaft und glichen durch aus (42.). Als Schlüssel zum Erfolg hatten die Schanzer im Vorfeld ausgegeben, Anthony Modeste zu stoppen. Der aber ließ sich nicht ausschalten und traf aus leichter Abseitsposition zur Gästeführung (60.). Sechs Treffer hat Köln damit in vier Bundesligapartien gegen den FCI erzielt. Alle sechs markierte Modeste. Ein drittes an diesem Abend wurde dem Angreifer zurückgepfiffen, da Artjoms Rudnevs zuvor FCI-Torhüter Martin Hansen gefoult haben soll (82.). Auch hier machte Schiedsrichter Felix Zwayer eine unglückliche Figur.
Die hatte zuvor auch Timo Horn abgegeben. Einen Distanzschuss von Romain Brégerie, der weder hart noch platziert war, ließ Kölns Torwart, der nach langer Verletzungspause erstmals wieder auflief, durch die Beine rutschen (69.).
Zu diesem Zeitpunkt stand Sonny Kittel nicht mehr auf dem Rasen. Wegen Oberschenkelproblemen hatte ihn Walpurgis „nach Rücksprache mit dem Mannschaftsarzt“vom Platz geholt. Kittel zeigte sich davon wenig begeistert. Er hätte einfach gerne weitergespielt. Kurz habe er mit dem Trainer darüber diskutiert, „aber jetzt ist es erledigt“, sagte Kittel und richtete den Blick auf die Gesamtsituation. Er sprach davon, die „klar bessere Mannschaft“gewesen zu sein. 11:0 Ecken, 21:4 Flanken und 26:7 Torschüsse sprachen deutlich für die Schanzer. „Normalerweise ist das ein Spiel, in dem du keinen Punkt holst“, analysierte Kölns Trainer Peter Stöger treffend.
Für den FC Ingolstadt ist der eine Zähler indes zu wenig und macht die Mission Klassenerhalt immer schwieriger. Sieben Punkte beträgt der Rückstand nun auf den RelegaLezcano tionsplatz, da der Hamburger SV gestern Abend Borussia Mönchengladbach mit 2:1 besiegte.
Für Sonny Kittel spielte das am Samstag noch keine Rolle. „Wir schauen nur auf uns.“Seine Hoffnung auf den Klassenerhalt bleibt groß. „So wie wir spielt in jedem Fall kein Absteiger“, sagte er. Mit seinen Qualitäten kann er sicherlich einen Teil zum Erreichen des Ziels beitragen.
Hansen – Matip, Brége rie Tisserand – Hadergjonaj, Suttner – Mo rales (72. Roger), Cohen – Leckie, Kittel (67. Groß) – Lezcano
T. Horn – Olkowski, Maroh, Heintz, K. Rausch – M. Lehmann – Höger (79. Rudnevs), J. Hector – Jojic (70. Sub otic) – Modeste, Osako
Felix Zwayer (Berlin) – 15200 – 0:1 Modeste (14./Foulelfmeter), 1:1 Lezcano (42.), 1:2 Modeste (60.), 2:2 Brégerie (69.)