Neuburger Rundschau

Sparkassen wollen Strafzins vermeiden

Finanzbran­che Bayerns Institute müssen sparen und haben rund 200 Filialen geschlosse­n. Die Sparer will man aber verschonen. Garantiere­n will das der Präsident aber nur für kleine Guthaben

- VON ULI BACHMEIER

Die unter der anhaltende­n Niedrigzin­spolitik stöhnenden bayerische­n Sparkassen wollen sich „mit aller Kraft“gegen Strafzinse­n für Sparguthab­en stemmen. Das versprach Präsident Ulrich Netzer gestern bei der Jahrespres­sekonferen­z des Sparkassen­verbandes Bayern. Er schränkte aber ein, dass dies nur so lange möglich sei, solange auch die Mehrzahl der anderen Kreditinst­itute auf Strafzinse­n verzichtet­en. Garantiere­n könne er es nur für „Kleinstspa­rer“. Gleichzeit­ig forderte Netzer vom Staat, nach „15 Jahren Stillstand“wieder mehr für die Vermögensb­ildung zu tun. „Die Finanzmini­ster sind die Gewinner der Niedrigzin­sphase. Sie müssen einen Teil ihrer üppigen Überschüss­e an die Sparer zurückgebe­n“, sagte Netzer und fügte hinzu: „Im Jahr der Bundestags­wahl wäre das kein schlechtes Thema aus unserer Sicht.“

Die 68 bayerische­n Sparkassen haben das vergangene Jahr offenbar besser bewältigt als erwartet. Die Erträge seien zwar, wie vorhergesa­gt, wegen der anhaltende­n Niedrigzin­spolitik der Europäisch­en Zentralban­k gesunken, aber die Geschäfte liefen „gut und stabil“, sagte Netzer. Der Ergebnisrü­ckgang habe durch Einsparung­en beim Sach- und Personalau­fwand und aktiven Ausbau des Kundengesc­häfts „erfolgreic­h abgefedert“werden können.

Die Einsparung­en betrafen vor allem das Filialnetz: Rund 200 Geschäftss­tellen wurden geschlosse­n. Das sind etwa zehn Prozent der Sparkassen­filialen in Bayern. Allerdings sei damit die große Welle der Schließung­en erst einmal abgeschlos­sen. Netzer rechnet für dieses Jahr nur noch dort mit Schließung­en, wo das Filialnetz noch beson-

Die Zahl der bayerische­n Sparkas sen ist durch vergangene­s Jahr von 71 auf 68 gesunken. Nach dem auch die bisher kleinste Spar kasse Dinkelsbüh­l mit Ansbach und Rothenburg fusioniert hat, ist nun die Sparkasse Nördlingen das Institut mit der kleinsten Bilanzsumm­e im Sparkassen­verband Bayern.

Insgesamt lag die ler Sparkassen in Bayern Ende De zember 2016 bei rund 198 Milliarden Euro. Das bedeutet ein Plus von 2,7 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Kräftig gestiegen sind trotz niedriger Zinsen auch die Kundeneinl­agen, und zwar um 4,8 auf 156,6 Milliarden Euro – ein Zuwachs von 3,2 Pro zent. al ders dicht sei. Kräftig gespart wurde obendrein beim Personal. Im Zuge der natürliche­n Fluktuatio­n sank die Zahl der Sparkassen-Mitarbeite­r in Bayern binnen eines Jahres von knapp 42470 auf knapp 40500. Außerdem habe, wie Landesobma­nn Walter Strohmaier vortrug, der Personalau­fwand durch reduzierte Arbeitszei­ten und verstärkte Nutzung von Teilzeitmo­dellen gesenkt werden können.

Die Sparkassen hätten, weil man

Weniger erfreulich entwickelt­e sich das Zwar ist das Kreditvolu­men noch einmal um 3,4 Prozent auf 126 Milliarden Euro ge stiegen. Die Nachfrage nach neuen Krediten hat aber leicht nachgelas sen. Es ging 2016 um 3,8 Prozent auf 26 Milliarden Euro zurück.

Erwartungs­gemäß zurückgega­ngen ist der Das „Betriebser­geb nis vor Bewertung“lag 2016 nur noch bei rund 1,74 Milliarden Euro. Das ist im Vergleich zum Vorjahr ein Rück gang von 4,3 Prozent. Zurückzufü­h ren ist dies vor allem auf den Rückgang des Zinsübersc­husses. Diese Ent wicklung wird sich nach Einschätzu­ng des Sparkassen­verbandes noch ver schärfen. (jub) rechtzeiti­g gegengeste­uert habe, eine „gute Ernte trotz aufkommend­er Gewitterwo­lken“einfahren können, sagte Strohmaier. Bilanzsumm­e, Kundeneinl­agen und Kreditvolu­men seien gestiegen.

Mehr als die Institute selbst aber leiden nach Auffassung der Verbandssp­itze die Sparer unter der „anormalen Situation“am Kapitalmar­kt. Bereits 50 Prozent der Sparkassen­kunden, so Netzer, legten am Monatsende nichts mehr zurück, weil „positive Nettorendi­ten nur noch mit entspreche­nder Risikobere­itschaft erwirtscha­ftet werden können“. Der kleine Sparer erleide, wenn man die Inflation dagegenrec­hne, „klare Verluste“. Er sei „doppelt gekniffen“. Hier müsse der Staat tätig werden.

„Mehr Unterstütz­ung in der Altersvors­orge und eine Überarbeit­ung des Vermögensb­ildungsges­etzes sind absolut unumgängli­ch“, sagte Netzer und forderte, die Einkommens­grenzen für die Arbeitnehm­er-Sparzulage müssten „mindestens verdoppelt“werden. Baukinderg­eld oder Erleichter­ungen für Wohnimmobi­lienkredit­e reichten nicht aus, weil sie nicht die Gruppe erreichten, die am dringendst­en eine Förderung brauche. „Vermögensa­ufbau ist gerade für Klein- und Kleinstspa­rer essenziell, um Risiken im Alter zu vermeiden.“

Bayerns Sparkassen in Zahlen

 ?? Foto: Oliver Berg, dpa ?? Für Geld, das Finanzinst­itute bei der Europäisch­en Zentralban­k parken, zahlen sie heute einen Strafzins. Bayerns Sparkassen wollen sich bemühen, den Strafzins nicht an die normalen Sparer weiterzuge­ben.
Foto: Oliver Berg, dpa Für Geld, das Finanzinst­itute bei der Europäisch­en Zentralban­k parken, zahlen sie heute einen Strafzins. Bayerns Sparkassen wollen sich bemühen, den Strafzins nicht an die normalen Sparer weiterzuge­ben.

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