Neuburger Rundschau

Seine Vergangenh­eit lässt Benjamin Lebert nicht ruhen

Lesung Der Autor stellt sein Buch „In Dunkelheit zwischen den Sternen“vor. Er überrascht mit fragwürdig­en Ratschläge­n

- VON GALINA BAUER

Benjamin Lebert ist schon immer anders gewesen. Auch bei seiner Lesung im Descartes-Gymnasium in Neuburg machte der heute 35-Jährige daraus keinen Hehl. Als Jugendlich­er brach er die Schule ab, weil er dort seiner Ansicht nach nichts fürs Leben lernte. Er war Außenseite­r, auch weil er von Geburt an linksseiti­g gelähmt ist. Er nahm die Beobachter­rolle ein, lernte, sich in andere einzufühle­n. Schreiben gab ihm Kraft, um mit seinen Problemen fertig zu werden. Über Nacht wurde der Autor beliebt.

Mit seinem Debütroman „Crazy“gelang ihm der Durchbruch. Der Roman wurde sogar verfilmt. Damals war er erst 17 Jahre alt. „Ich war immer Außenseite­r, plötzlich campierten vor meiner Haustür Teenager. Ich wusste gar nicht, wie mir geschieht“, erzählte Lebert. Nach dem Rummel wurde es still um den Autor.

Der gebürtige Freiburger schrieb weiter, auch wenn weitere große Erfolge ausblieben. Das sei ohnehin nicht das Wichtigste. Der 35-Jährige sagt, er schreibe um des Schreibens Willen. „Dennoch bin ich froh, dass ich von dem, was ich tue, leben kann“, erzählt der Autor. Derzeit liest er vielerorts aus seinem neuen Buch. In dem Roman „In Dunkelheit zwischen den Sternen“verarbeite­t Lebert seine Erlebnisse in Nepal. Der Autor half dort mehrere Monate in einem Kinderheim aus.

„Wir haben Benjamin Lebert eingeladen, damit er den Schülern von der schwierige­n Situation in dem Land berichtet“, erzählt der Deutschleh­rer Wolfgang Kulzer aus dem Descartes-Gymnasium. Das tat Lebert dann auch, insbesonde­re der Menschenha­ndel und das Schicksal der Kinder beeindruck­ten ihn nachhaltig. Gelernt habe der Autor vor allem eins: Das Glück sei nicht größer, wenn die Menschen immer mehr konsumiere­n.

Seinen Erstlingsr­oman „Crazy“liest Lebert nicht gerne vor, für Schulen macht er eine Ausnahme. „Es ist genauso, wie wenn man ein altes Foto von sich ansieht“, sagt der 35-Jährige. „Ich empfinde Scham, weil da die Stimme des 15-jährigen Benjamins spricht.“Zeitgleich sei er aber auch froh, weil dieses Buch nur auf diese Art erzählt werden konnte – mit einer rohen und nicht perfekten Sprache. Auch im Gymnasium las der Autor vor Schülern der elften Klasse daraus vor. Er wählte eine Sexszene aus, weil diese vor 18 Jahren zu einer großen Diskussion führte. Lehrer luden ihn damals sogar aus, an Schulen vorzulesen. Doch das alles ist viele Jahre her.

Heute versucht der Autor, junge Menschen zum Schreiben zu ermutigen. Auch fragwürdig­e Ratschläge wie den, die Schule abzubreche­n, wenn es sich richtig anfühlt, gibt er den Schülern in Neuburg weiter. „Ihr seid Herr über euch, vertraut auf euren Weg.“

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Foto: Galina Bauer Benjamin Lebert liest am Descartes Gymnasium aus seinem neuen Roman „In Dun kelheit zwischen den Sternen“. Es wird schnell klar, sein erfolgreic­her Debütroman „Crazy“wirkt sich bis heute auf das Leben des 35 Jährigen aus.

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