Der „Hausarrest“für Hühner ist aufgehoben
Verfügung Das Umweltministerium hat die Stallpflicht für Geflügel aufgehoben. Ab sofort dürfen Halter ihre Tiere wieder ins Freie lassen. Das Veterinäramt weist allerdings auf weiter geltende Maßnahmen hin
Das sind endlich gute Nachrichten für Geflügelhalter. Das Bayerische Umweltund Verbraucherministerium hat gestern die Kreisverwaltungen aufgefordert, die Stallpflicht für Federvieh mit sofortiger Wirkung aufzuheben. Damit dürfen auch Halter im Landkreis Neuburg-Schrobenhausen ihre Tiere wieder ins Freie lassen. Auch das Verbot von öffentlichen Geflügelmärkten, Ausstellungen und ähnlichen Veranstaltungen im Landkreis ist zurückgenommen. Allerdings müssen noch bis 20. Mai die angeordneten, strengeren Hygienevorschriften eingehalten werden.
Die rigiden Maßnahmen waren vergangenen November für ganz Bayern verfügt worden und beinhalteten im Kern eine landesweite Stallpflicht. Dies hat sich offenbar bewährt, denn die seitdem nachgewiesenen Fälle von Geflügelpest bei Wildvögeln waren in jüngster Zeit stark rückläufig. Auch beim Hausgeflügel wurden in den vergangenen Wochen keine weiteren Fälle nachgewiesen, argumentierte Ministerin Ulrike Scharf gestern. Das erlaube deshalb, die Schutzmaßnahmen zu lockern. Eier können jetzt auch wieder als Freilandeier vermarktet werden.
Das zählt alles zu strengeren Hygienevorschriften
Unter die für weitere neun Wochen verhängten Vorsichtsmaßnahmen fallen unter anderem die Trennung zwischen Straßen- und Stallkleidung, das Händewaschen vor dem Betreten und nach Verlassen des Stalls. Das Landratsamt weist zudem darauf hin, dass auch Futter, Einstreu und sonstige Gegenstände, die mit Geflügel in Berührung kommen können, für Wildvögel unzugänglich aufzubewahren sind. Verfüttern von Geflügelteilen und Eierschalen von gekauften Eiern ist verboten. Die Ein- und Ausgänge zu den Ställen oder die sonstigen Standorte des Geflügels sind gegen unbefugten Zutritt zu sichern. Betriebsfremde Personen und andere Haustiere sind von den Ställen fernzuhalten. Gerätschaften und Fahrzeuge sind nach jeder Ein- oder Ausstallung zu reinigen. Bislang gibt es im Landkreis zwei bestätigte Fälle von Vogelgrippe. Falls neue Infektionen nachgewiesen werden, so die Behörde, werde es örtlich begrenzte Schutzmaßnahmen, wie beispielsweise eine erneute Stall- pflicht oder Sperrbezirke um den Fundort, geben.
Dass die Stallpflicht gestern ohne Vorankündigung aufgehoben wurde, hat nicht nur Dr. Norbert Kieslich, den Leiter des Veterinäramtes, überrascht. Auf Anfrage der Neuburger Rundschau hatte noch am Mittwoch ein Sprecher des zuständigen Landesamtes für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit in Erlangen ein baldiges Ende der Verfügung verneint. Allerdings, ergänzt Norbert Kieslich, sei mit längerer Sonnenscheindauer ein Abklingen der Epidemie zu erwarten gewesen. Nach Angaben des Friedrich-Löffler-Instituts, dem Bundesfor- schungsinstitut für Tiergesundheit auf der Ostseeinsel Riems, ist für die Überlebensfähigkeit des Erregers ein Zusammenspiel verschiedener Faktoren entscheidend. Während bei Wärme und Trockenheit das Virus relativ schnell inaktiv wird, bleibt es bei kühlen Temperaturen und in feuchtem Milieu lange infektiös. Auch eine stärkere UVStrahlung begünstigt die Inaktivierung.
Überrascht, aber froh zeigte sich gestern Heinrich Brand aus Untermaxfeld. Der Vorsitzende des Geflügelzuchtvereins Donaumoos hatte zuletzt mit der Stallpflicht gehadert, weil er den traditionellen Frühlingsmarkt des Vereins am 30. April gefährdet sah. Brand züchtet selbst Zwerghühner, hat ungefähr 40 Tiere in vier Farben und möchte als passionierter Züchter natürlich auf Ausstellungen fahren. „Großziehen und dann in die Pfanne hauen, da ist der Sinn verfehlt. Und wenn du die Hühner nicht rauslassen kannst, ist der Sinn doppelt verfehlt. Es soll ja schließlich auch ein Anreiz da sein, als Züchter möchte man auch was verkaufen.“Nicht nur deshalb, betont der Vorsitzende, sei der Frühlingsmarkt des Geflügelzuchtvereins mit Hühnerstammschau sehr beliebt. Vor allem Kinder, aber auch Eltern, seien vom Kükenschlupf begeistert. Und der Verein könne in eigener Sache Werbung machen. „Das wird von der Bevölkerung gut angenommen und der Markt ist auch eine Infobörse für Halter. Unsere erfahrenen Züchter sind beim Geschehen dabei und geben gerne Tipps.“Hühner und Geflügel zu halten, liege nämlich wieder im Trend, hat Heinrich Brand festgestellt. „Das hat mit Sicherheit zugenommen. In unserer Straße haben vor einigen Jahren nur mehr mein Vater und ich welche gehalten. Doch jetzt sieht man sie wieder überall.“Und ab morgen hört man sogar den Gockel wieder krähen.