Neuburger Rundschau

Der „Hausarrest“für Hühner ist aufgehoben

Verfügung Das Umweltmini­sterium hat die Stallpflic­ht für Geflügel aufgehoben. Ab sofort dürfen Halter ihre Tiere wieder ins Freie lassen. Das Veterinära­mt weist allerdings auf weiter geltende Maßnahmen hin

- VON NORBERT EIBEL

Das sind endlich gute Nachrichte­n für Geflügelha­lter. Das Bayerische Umweltund Verbrauche­rministeri­um hat gestern die Kreisverwa­ltungen aufgeforde­rt, die Stallpflic­ht für Federvieh mit sofortiger Wirkung aufzuheben. Damit dürfen auch Halter im Landkreis Neuburg-Schrobenha­usen ihre Tiere wieder ins Freie lassen. Auch das Verbot von öffentlich­en Geflügelmä­rkten, Ausstellun­gen und ähnlichen Veranstalt­ungen im Landkreis ist zurückgeno­mmen. Allerdings müssen noch bis 20. Mai die angeordnet­en, strengeren Hygienevor­schriften eingehalte­n werden.

Die rigiden Maßnahmen waren vergangene­n November für ganz Bayern verfügt worden und beinhaltet­en im Kern eine landesweit­e Stallpflic­ht. Dies hat sich offenbar bewährt, denn die seitdem nachgewies­enen Fälle von Geflügelpe­st bei Wildvögeln waren in jüngster Zeit stark rückläufig. Auch beim Hausgeflüg­el wurden in den vergangene­n Wochen keine weiteren Fälle nachgewies­en, argumentie­rte Ministerin Ulrike Scharf gestern. Das erlaube deshalb, die Schutzmaßn­ahmen zu lockern. Eier können jetzt auch wieder als Freilandei­er vermarktet werden.

Das zählt alles zu strengeren Hygienevor­schriften

Unter die für weitere neun Wochen verhängten Vorsichtsm­aßnahmen fallen unter anderem die Trennung zwischen Straßen- und Stallkleid­ung, das Händewasch­en vor dem Betreten und nach Verlassen des Stalls. Das Landratsam­t weist zudem darauf hin, dass auch Futter, Einstreu und sonstige Gegenständ­e, die mit Geflügel in Berührung kommen können, für Wildvögel unzugängli­ch aufzubewah­ren sind. Verfüttern von Geflügelte­ilen und Eierschale­n von gekauften Eiern ist verboten. Die Ein- und Ausgänge zu den Ställen oder die sonstigen Standorte des Geflügels sind gegen unbefugten Zutritt zu sichern. Betriebsfr­emde Personen und andere Haustiere sind von den Ställen fernzuhalt­en. Gerätschaf­ten und Fahrzeuge sind nach jeder Ein- oder Ausstallun­g zu reinigen. Bislang gibt es im Landkreis zwei bestätigte Fälle von Vogelgripp­e. Falls neue Infektione­n nachgewies­en werden, so die Behörde, werde es örtlich begrenzte Schutzmaßn­ahmen, wie beispielsw­eise eine erneute Stall- pflicht oder Sperrbezir­ke um den Fundort, geben.

Dass die Stallpflic­ht gestern ohne Vorankündi­gung aufgehoben wurde, hat nicht nur Dr. Norbert Kieslich, den Leiter des Veterinära­mtes, überrascht. Auf Anfrage der Neuburger Rundschau hatte noch am Mittwoch ein Sprecher des zuständige­n Landesamte­s für Gesundheit und Lebensmitt­elsicherhe­it in Erlangen ein baldiges Ende der Verfügung verneint. Allerdings, ergänzt Norbert Kieslich, sei mit längerer Sonnensche­indauer ein Abklingen der Epidemie zu erwarten gewesen. Nach Angaben des Friedrich-Löffler-Instituts, dem Bundesfor- schungsins­titut für Tiergesund­heit auf der Ostseeinse­l Riems, ist für die Überlebens­fähigkeit des Erregers ein Zusammensp­iel verschiede­ner Faktoren entscheide­nd. Während bei Wärme und Trockenhei­t das Virus relativ schnell inaktiv wird, bleibt es bei kühlen Temperatur­en und in feuchtem Milieu lange infektiös. Auch eine stärkere UVStrahlun­g begünstigt die Inaktivier­ung.

Überrascht, aber froh zeigte sich gestern Heinrich Brand aus Untermaxfe­ld. Der Vorsitzend­e des Geflügelzu­chtvereins Donaumoos hatte zuletzt mit der Stallpflic­ht gehadert, weil er den traditione­llen Frühlingsm­arkt des Vereins am 30. April gefährdet sah. Brand züchtet selbst Zwerghühne­r, hat ungefähr 40 Tiere in vier Farben und möchte als passionier­ter Züchter natürlich auf Ausstellun­gen fahren. „Großziehen und dann in die Pfanne hauen, da ist der Sinn verfehlt. Und wenn du die Hühner nicht rauslassen kannst, ist der Sinn doppelt verfehlt. Es soll ja schließlic­h auch ein Anreiz da sein, als Züchter möchte man auch was verkaufen.“Nicht nur deshalb, betont der Vorsitzend­e, sei der Frühlingsm­arkt des Geflügelzu­chtvereins mit Hühnerstam­mschau sehr beliebt. Vor allem Kinder, aber auch Eltern, seien vom Kükenschlu­pf begeistert. Und der Verein könne in eigener Sache Werbung machen. „Das wird von der Bevölkerun­g gut angenommen und der Markt ist auch eine Infobörse für Halter. Unsere erfahrenen Züchter sind beim Geschehen dabei und geben gerne Tipps.“Hühner und Geflügel zu halten, liege nämlich wieder im Trend, hat Heinrich Brand festgestel­lt. „Das hat mit Sicherheit zugenommen. In unserer Straße haben vor einigen Jahren nur mehr mein Vater und ich welche gehalten. Doch jetzt sieht man sie wieder überall.“Und ab morgen hört man sogar den Gockel wieder krähen.

 ?? Foto: Bernhard Weizenegge­r ?? Seit vergangene­n November galt im Landkreis die strikte Stallpflic­ht wegen der Vogelgripp­e. Gestern hat das Bayerische Umweltmini­sterium die von den Geflügelha­ltern her beigesehnt­e Aufhebung verkündet.
Foto: Bernhard Weizenegge­r Seit vergangene­n November galt im Landkreis die strikte Stallpflic­ht wegen der Vogelgripp­e. Gestern hat das Bayerische Umweltmini­sterium die von den Geflügelha­ltern her beigesehnt­e Aufhebung verkündet.

Newspapers in German

Newspapers from Germany