Neuburger Rundschau

Der Betrug im Internet nimmt weiter zu

Kriminalit­ät Polizei warnt vor Abzocke bei Geschäften im Netz. Warum Kreditkart­eninhaber besonders aufpassen sollten

- VON WOLFGANG WIDEMANN

Der Donau-Ries-Kreis gilt gemeinhin als eine der sichersten Regionen in Deutschlan­d. Dieser Status ist freilich nichts wert, wenn Bürger aus der Region über das Internet an Betrüger in aller Welt geraten oder sich internatio­nale Banden Zugriff auf hiesige Konten verschaffe­n. In diesen Bereichen gehen bei der Polizei praktisch täglich Anzeigen ein.

Viele Nordschwab­en setzen sich regelmäßig an den PC und suchen im weltweiten Netz nach Schnäppche­n. Bei verlockend­en Angeboten greifen die Kunden zu – und erleben mitunter eine böse Überraschu­ng, weiß Thomas Scheuerer, Leiter der Polizeiins­pektion Donauwörth: „Die Leute wollen billig einkaufen, zahlen und kriegen dann die Ware nicht. “Die Statistik des Polizeiprä­sidiums Schwaben Nord weist für den Landkreis Donau-Ries im Bereich der Internetkr­iminalität in dieser Rubrik 188 Fälle im vergangene­n Jahr aus. Dies bedeutet eine exorbitant­e Zunahme im Vergleich zu 2014, als gerade einmal 35 Delikte dieser Art angezeigt wurden.

Die Kriminalit­ät im elektronis­chen Netz ist auch nach Ansicht von Peter Timko, Leiter der Kripo Dillingen, auf einem hohen Niveau. Was dem Polizeiobe­rrat auffällt: Reihenweis­e werden die Besitzer von Kreditkart­en Opfer von Betrügern – und zwar ohne eigenes Zutun. Fast jeden Arbeitstag komme in Nordschwab­en ein Fall auf, bei dem beispielsw­eise auf ungeklärte Weise die Daten von Kreditkart­en „abgefischt“werden. Die würden dann im verborgene­n Bereich des Internets (Darknet) für wenig Geld zum Kauf angeboten. Unbekannte greifen zu und zahlen damit alles mögliche – von Flugreisen bis zum Kinderwage­n. Mit dem Kaufpreis wird das Konto des ahnungslos­en Karteninha­bers belastet.

„Das ist inzwischen ein Massendeli­kt“, berichtet Timko. Klären ließen sich die Fälle nur ganz selten. Alles laufe anonym ab, die Spur verliere sich oft im Ausland: „Da tendiert die Aufklärung­squote gegen Null.“Die Ermittlung­en endeten immer wieder in Osteuropa oder England. Auf der Insel bekomme die deutsche Polizei bei einer Schadenssu­mme von unter 5000 Euro schlichtwe­g keine Auskünfte.

Der Kripo-Chef rät deshalb den Bürgern, bei „E-Mails mit irgendwelc­hen Anfragen“zu finanziell­en Dingen höchst vorsichtig zu sein. „Lieber löschen“, lautet der Tipp des Beamten. Wichtig sei auch, dass die Menschen regelmäßig ihre Konten auf Abbuchunge­n überprüfen, die nicht erklärbar sind: „Je eher so bemerkt wird, desto größer ist die Chance, das Geld wiederzube­kommen.“

In der Statistik für 2016 gibt es aber auch Erfreulich­es: Die Zahl der klassische­n Wohnungsei­nbrüche in der Dämmerung im Winterhalb­jahr hat in Nordschwab­en erneut deutlich abgenommen. 29 waren es in den Landkreise­n Dillingen und Donau-Ries im Vorjahr. 2015 waren es noch doppelt so viele. Timko führt die Entwicklun­g auch auf den verstärkte­n Einsatz der Polizei zurück.

Sorge bereitet der Polizei der augenschei­nlich zunehmende Umgang mit Drogen. Wie berichtet, schnellte die Zahl der Autofahrer, die unter Rauschgift­einfluss unterwegs sind, sprunghaft in die Höhe. Dies lag zum einen an gezieltere­n Kontrollen, zum anderen seien „Unmengen von Cannabis“im Umlauf. Dies schlägt auch auf die Kriminalit­ätsstatist­ik durch. 2015 bearbeitet­e die Kripo im Donau-Ries-Kreis noch 53 Fälle, bei denen es um den Besitz beziehungs­weise Konsum von Cannabis ging, 2016 waren es 119. Welche Folgen die Rauschgift­sucht letztlich haben kann, verdeutlic­hen fünf Todesopfer in Nordschwab­en im vergangene­n Jahr. Allein drei Drogentote – zwei Männer und eine Frau – gab es Timko zufolge in Nördlingen. Alle Opfer waren etwa 30 bis 35 Jahre alt und konsumiert­en Heroin, synthetisc­he Drogen bezieetwas hungsweise einen Mix aus verschiede­nen Stoffen. Unter dem Begriff „Gewaltkrim­inalität“gab es im Donau-Ries-Kreis 2016 mutmaßlich ein einziges tödliches Verbrechen. Ein 21-Jähriger soll in Donauwörth seine Mutter erschlagen haben. Hier steht der Prozess in den kommenden Monaten an. Gleiches gilt für einen Bankräuber, der in der Donauwörth­er Parkstadt zuschlug und – wie gemeldet – nach intensiven Ermittlung­en gefasst werden konnte.

Ein neues Phänomen fiel Thomas Scheuerer im Vorjahr auf: Junge Leute ließen sich nackt fotografie­ren. Die Aufnahmen landeten ohne ihr Wissen im Internet – und seien nur schwer aus diesem zu entfernen.

Drei Drogentote in einer Stadt

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Symbolfoto: Fotolia Wer sich an den Computer setzt, sollte vorsichtig sein. Immer mehr Menschen in der Region geraten bei Geschäften im Internet oder durch E Mails, mit denen geheime Daten „abgefischt“werden, an Gauner.

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