Der Betrug im Internet nimmt weiter zu
Kriminalität Polizei warnt vor Abzocke bei Geschäften im Netz. Warum Kreditkarteninhaber besonders aufpassen sollten
Der Donau-Ries-Kreis gilt gemeinhin als eine der sichersten Regionen in Deutschland. Dieser Status ist freilich nichts wert, wenn Bürger aus der Region über das Internet an Betrüger in aller Welt geraten oder sich internationale Banden Zugriff auf hiesige Konten verschaffen. In diesen Bereichen gehen bei der Polizei praktisch täglich Anzeigen ein.
Viele Nordschwaben setzen sich regelmäßig an den PC und suchen im weltweiten Netz nach Schnäppchen. Bei verlockenden Angeboten greifen die Kunden zu – und erleben mitunter eine böse Überraschung, weiß Thomas Scheuerer, Leiter der Polizeiinspektion Donauwörth: „Die Leute wollen billig einkaufen, zahlen und kriegen dann die Ware nicht. “Die Statistik des Polizeipräsidiums Schwaben Nord weist für den Landkreis Donau-Ries im Bereich der Internetkriminalität in dieser Rubrik 188 Fälle im vergangenen Jahr aus. Dies bedeutet eine exorbitante Zunahme im Vergleich zu 2014, als gerade einmal 35 Delikte dieser Art angezeigt wurden.
Die Kriminalität im elektronischen Netz ist auch nach Ansicht von Peter Timko, Leiter der Kripo Dillingen, auf einem hohen Niveau. Was dem Polizeioberrat auffällt: Reihenweise werden die Besitzer von Kreditkarten Opfer von Betrügern – und zwar ohne eigenes Zutun. Fast jeden Arbeitstag komme in Nordschwaben ein Fall auf, bei dem beispielsweise auf ungeklärte Weise die Daten von Kreditkarten „abgefischt“werden. Die würden dann im verborgenen Bereich des Internets (Darknet) für wenig Geld zum Kauf angeboten. Unbekannte greifen zu und zahlen damit alles mögliche – von Flugreisen bis zum Kinderwagen. Mit dem Kaufpreis wird das Konto des ahnungslosen Karteninhabers belastet.
„Das ist inzwischen ein Massendelikt“, berichtet Timko. Klären ließen sich die Fälle nur ganz selten. Alles laufe anonym ab, die Spur verliere sich oft im Ausland: „Da tendiert die Aufklärungsquote gegen Null.“Die Ermittlungen endeten immer wieder in Osteuropa oder England. Auf der Insel bekomme die deutsche Polizei bei einer Schadenssumme von unter 5000 Euro schlichtweg keine Auskünfte.
Der Kripo-Chef rät deshalb den Bürgern, bei „E-Mails mit irgendwelchen Anfragen“zu finanziellen Dingen höchst vorsichtig zu sein. „Lieber löschen“, lautet der Tipp des Beamten. Wichtig sei auch, dass die Menschen regelmäßig ihre Konten auf Abbuchungen überprüfen, die nicht erklärbar sind: „Je eher so bemerkt wird, desto größer ist die Chance, das Geld wiederzubekommen.“
In der Statistik für 2016 gibt es aber auch Erfreuliches: Die Zahl der klassischen Wohnungseinbrüche in der Dämmerung im Winterhalbjahr hat in Nordschwaben erneut deutlich abgenommen. 29 waren es in den Landkreisen Dillingen und Donau-Ries im Vorjahr. 2015 waren es noch doppelt so viele. Timko führt die Entwicklung auch auf den verstärkten Einsatz der Polizei zurück.
Sorge bereitet der Polizei der augenscheinlich zunehmende Umgang mit Drogen. Wie berichtet, schnellte die Zahl der Autofahrer, die unter Rauschgifteinfluss unterwegs sind, sprunghaft in die Höhe. Dies lag zum einen an gezielteren Kontrollen, zum anderen seien „Unmengen von Cannabis“im Umlauf. Dies schlägt auch auf die Kriminalitätsstatistik durch. 2015 bearbeitete die Kripo im Donau-Ries-Kreis noch 53 Fälle, bei denen es um den Besitz beziehungsweise Konsum von Cannabis ging, 2016 waren es 119. Welche Folgen die Rauschgiftsucht letztlich haben kann, verdeutlichen fünf Todesopfer in Nordschwaben im vergangenen Jahr. Allein drei Drogentote – zwei Männer und eine Frau – gab es Timko zufolge in Nördlingen. Alle Opfer waren etwa 30 bis 35 Jahre alt und konsumierten Heroin, synthetische Drogen bezieetwas hungsweise einen Mix aus verschiedenen Stoffen. Unter dem Begriff „Gewaltkriminalität“gab es im Donau-Ries-Kreis 2016 mutmaßlich ein einziges tödliches Verbrechen. Ein 21-Jähriger soll in Donauwörth seine Mutter erschlagen haben. Hier steht der Prozess in den kommenden Monaten an. Gleiches gilt für einen Bankräuber, der in der Donauwörther Parkstadt zuschlug und – wie gemeldet – nach intensiven Ermittlungen gefasst werden konnte.
Ein neues Phänomen fiel Thomas Scheuerer im Vorjahr auf: Junge Leute ließen sich nackt fotografieren. Die Aufnahmen landeten ohne ihr Wissen im Internet – und seien nur schwer aus diesem zu entfernen.
Drei Drogentote in einer Stadt