Neuburger Rundschau

Tag 1 nach dem Beben

Dieselskan­dal Vorgestern startete die aufsehener­regende Razzia bei Audi. Erklärunge­n, welche Konsequenz­en die Untersuchu­ngen haben könnten, waren auch gestern noch dünn gesät

- VON LUZIA GRASSER UND STEFAN KÜPPER

Gestern, einen Tag nach der aufsehener­regenden Razzia bei Audi, waren die Münchener Staatsanwä­lte noch immer im Unternehme­n zu Gange. Sie waren im Wesentlich­en den ganzen Tag lang mit der Datensiche­rung beschäftig­t, wie die Staatsanwa­ltschaft München II bestätigte. Schließlic­h müssen enorme Datenmenge­n auf die Rechner der Ermittler überspielt werden. Deren Auswertung wird vermutlich einige Zeit in Anspruch nehmen.

Am Tag danach stehen viele in Ingolstadt noch immer unter den Eindrücken des Vortages. Wie berichtet, war vorgestern um 7 Uhr morgens eine Autokolonn­e mit Staatsanwä­lten und Polizisten vor dem Vorstandsg­ebäude aufgefahre­n. Die Razzia im Zuge der Diesel- hatte genau drei Stunden vor der Bilanzpres­sekonferen­z, einem der wichtigste­n Termine des Jahres, begonnen.

Aus dem Unternehme­n selbst gibt es keine neuen Nachrichte­n. Weder dazu, wie Audi den Zeitpunkt der Razzia genau am Tag der Pressekonf­erenz bewertet („Herr Stadler hat alles Wesentlich­e gesagt“, so ein Unternehme­nssprecher) noch dazu, welche Büros durchsucht worden sind („Es sind aber einige Büros gesichtet worden.“). Von personelle­n Konsequenz­en nach der Razzia ist einem Unternehme­nssprecher zufolge nichts bekannt. Vor der Razzia war Sachstand, dass im Zuge der schon länger andauerend­en DieselAffä­re vier Mitarbeite­rn fristlos gekündigt worden waren. Das hatte ein Audi-Sprecher am Mittwoch auf Anfrage bestätigt. Zudem werde geprüft, gegen welche weiteren Mitar- beiter arbeitsrec­htliche Maßnahmen erfolgen werden.

Der Betriebsra­t von Audi zeigte sich gestern sehr zurückhalt­end mit Blick auf die Razzia. „Bitte haben Sie Verständni­s, dass wir uns zu den Inhalten der Ermittlung­en nicht äußern können, da es sich um ein laufendes Verfahren handelt“, so ein Sprecher. Allerdings erwartet der Betriebsra­t keine kurzfristi­gen Auswirkung­en auf die Belegschaf­t: „Unsere Beschäftig­ungsgarant­ie bis 2020, die der Betriebsra­t erzielen konnte, steht felsenfest und gibt der Belegschaf­t weiterhin Sicherheit.“Auch finanziell­e Einschnitt­e oder gar Personalab­bau befürchtet der Sprecher nicht. Allerdings heißt es: „Der Betriebsra­t fordert die Aufklärung weiter ein. Aus Sicht der Arbeitnehm­ervertrete­r geht sie leider oft zu langsam voran.“

Johann Horn, erster Bevollmäch­affäre tigter der Ingolstädt­er IG Metall, riet gestern davon ab, aufgrund der auch für ihn „absolut überrasche­nden“Durchsuchu­ng von Audi-Büros kurzfristi­g personelle Konsequenz­en zu fordern: „Man muss erst einmal die Ergebnisse abwarten.“Solange die Ermittlung­en nicht abgeschlos­sen seien, müsse für jeden die Unschuldsv­ermutung gelten, so der Gewerkscha­fter. Eine Razzia genau am Tag der Bilanzpres­sekonferen­z mit rund 100 Journalist­en aus aller Welt sei für ein solches Unternehme­n allerdings „fast der SuperGau“. Die Ermittler, so Horn weiter, seien auch gerade zu einem Zeitpunkt angerückt, an dem die Mitarbeite­r, die nichts mit dem Dieselskan­dal zu tun haben, die Hoffnung hatten, nach einem turbulente­n Jahr langsam wieder in die in die Normalität zurückkehr­en zu können.

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Foto: Armin Weigel/ dpa Wie geht es weiter bei Audi? Diese Frage beschäftig­t viele in Ingolstadt. Nach der groß angelegten Razzia am Mittwoch hat der Dieselskan­dal auch die Ingolstädt­er VW Toch ter mit voller Wucht erfasst.

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