Tag 1 nach dem Beben
Dieselskandal Vorgestern startete die aufsehenerregende Razzia bei Audi. Erklärungen, welche Konsequenzen die Untersuchungen haben könnten, waren auch gestern noch dünn gesät
Gestern, einen Tag nach der aufsehenerregenden Razzia bei Audi, waren die Münchener Staatsanwälte noch immer im Unternehmen zu Gange. Sie waren im Wesentlichen den ganzen Tag lang mit der Datensicherung beschäftigt, wie die Staatsanwaltschaft München II bestätigte. Schließlich müssen enorme Datenmengen auf die Rechner der Ermittler überspielt werden. Deren Auswertung wird vermutlich einige Zeit in Anspruch nehmen.
Am Tag danach stehen viele in Ingolstadt noch immer unter den Eindrücken des Vortages. Wie berichtet, war vorgestern um 7 Uhr morgens eine Autokolonne mit Staatsanwälten und Polizisten vor dem Vorstandsgebäude aufgefahren. Die Razzia im Zuge der Diesel- hatte genau drei Stunden vor der Bilanzpressekonferenz, einem der wichtigsten Termine des Jahres, begonnen.
Aus dem Unternehmen selbst gibt es keine neuen Nachrichten. Weder dazu, wie Audi den Zeitpunkt der Razzia genau am Tag der Pressekonferenz bewertet („Herr Stadler hat alles Wesentliche gesagt“, so ein Unternehmenssprecher) noch dazu, welche Büros durchsucht worden sind („Es sind aber einige Büros gesichtet worden.“). Von personellen Konsequenzen nach der Razzia ist einem Unternehmenssprecher zufolge nichts bekannt. Vor der Razzia war Sachstand, dass im Zuge der schon länger andauerenden DieselAffäre vier Mitarbeitern fristlos gekündigt worden waren. Das hatte ein Audi-Sprecher am Mittwoch auf Anfrage bestätigt. Zudem werde geprüft, gegen welche weiteren Mitar- beiter arbeitsrechtliche Maßnahmen erfolgen werden.
Der Betriebsrat von Audi zeigte sich gestern sehr zurückhaltend mit Blick auf die Razzia. „Bitte haben Sie Verständnis, dass wir uns zu den Inhalten der Ermittlungen nicht äußern können, da es sich um ein laufendes Verfahren handelt“, so ein Sprecher. Allerdings erwartet der Betriebsrat keine kurzfristigen Auswirkungen auf die Belegschaft: „Unsere Beschäftigungsgarantie bis 2020, die der Betriebsrat erzielen konnte, steht felsenfest und gibt der Belegschaft weiterhin Sicherheit.“Auch finanzielle Einschnitte oder gar Personalabbau befürchtet der Sprecher nicht. Allerdings heißt es: „Der Betriebsrat fordert die Aufklärung weiter ein. Aus Sicht der Arbeitnehmervertreter geht sie leider oft zu langsam voran.“
Johann Horn, erster Bevollmächaffäre tigter der Ingolstädter IG Metall, riet gestern davon ab, aufgrund der auch für ihn „absolut überraschenden“Durchsuchung von Audi-Büros kurzfristig personelle Konsequenzen zu fordern: „Man muss erst einmal die Ergebnisse abwarten.“Solange die Ermittlungen nicht abgeschlossen seien, müsse für jeden die Unschuldsvermutung gelten, so der Gewerkschafter. Eine Razzia genau am Tag der Bilanzpressekonferenz mit rund 100 Journalisten aus aller Welt sei für ein solches Unternehmen allerdings „fast der SuperGau“. Die Ermittler, so Horn weiter, seien auch gerade zu einem Zeitpunkt angerückt, an dem die Mitarbeiter, die nichts mit dem Dieselskandal zu tun haben, die Hoffnung hatten, nach einem turbulenten Jahr langsam wieder in die in die Normalität zurückkehren zu können.