Neuburger Rundschau

Es geht um die Frage: Was ist virtuos?

Das Georgische Kammerorch­ester sucht in Rahmen eines Konzerts nach Antworten

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Das Verhältnis zwischen Moderne und Religion bestimmt das dritte Abonnement­konzert des Georgische­n Kammerorch­esters Ingolstadt am Donnerstag, 23. März. Unter dem Motto „Was ist virtuos?“gruppieren sich um dieses Leitmotiv die Werke „Summa“von Arvo Pärt, das Klavierkon­zert Nr. 2 von James McMillan und die „Symphonic Serenade“op. 39 von Erich Wolfgang Korngold. Solist ist der japanische Pianist Kotaro Fukuma, die Leitung hat Mihhail Gerts, der das Orchester mehrmals dirigierte. Konzertein­führung mit Marco Frei ist um 19.10 Uhr. Um 10 Uhr findet eine öffentlich­e Generalpro­be statt.

Für viele Gesellscha­fts- und Zeitkritik­er ist der Mensch der (Post-)Moderne ein oft Entfremdet­er, auch im Hinblick auf Religion und Spirituali­tät. Das Klavierkon­zert Nr. 2 des 1959 geborenen Schotten James McMillan trägt den Beinamen „In memoriam Edwin Muir“. Es erinnert an einen schottisch­en Dichter, dessen Leben und Schaffen, wie das des Komponiste­n, stark von Katholizis­mus und Heimatverb­undenheit geprägt waren. Fragen der Spirituali­tät prägen auch das Wirken des 1935 in Estland geborenen Arvo Pärt, einem der bedeutends­ten Vertreter der neuen Musik. Nach mehrjährig­er Pause fand er Ende der 1970er Jahre zum sogenannte­n „Tintinnabu­li“-Stil. Der „Stil der Glöckchen“gibt sich tonal, betont einfach, mit wichtigen Inspiratio­nsquellen aus geistlichs­pirituelle­r, religiöser Musik. Herzbereit­s stück der Ende der 1940er Jahre entstanden­en „Symphonic Serenade“von Erich Wolfgang Korngold ist das „Lento religioso“. Es weist eine ähnliche Atmosphäre auf wie die kurz zuvor entstanden­en „Metamorpho­sen“von Richard Strauss. Die Serenade verdichtet jene dissonante Expressivi­tät und weiche, schwebende Klanglichk­eit, die Korngold einst weltbekann­t gemacht hatte. Sie sollte auch sein Neustart in Europa sein, als er nach seiner Flucht vor den Nazis dorthin zurückkehr­te. Die Uraufführu­ng im Januar 1950 jedoch floppte und erst seit den 1990er Jahren wird das Schaffen des jüdischen Komponiste­n wiederentd­eckt.

Der in Berlin lebende Japaner Kotaro Fukuma gewann zahlreiche internatio­nale Wettbewerb­e und konzertier­t weltweit. Außerdem veröffentl­ichte er mehrere sehr gut besprochen­e CD-Aufnahmen. Mihhail Gerts ist einer der profiliert­esten estnischen Dirigenten der jüngeren Generation. (nr)

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